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Blair will nur die Besten

Michael Knigge9. Februar 2005

Zuwanderung und Asylrecht in Großbritannien sollen nach dem Willen von Premier Blair neu geregelt werden. Hochqualifizierte Migranten sind willkommen, Bewerber ohne Qualifikation haben es schwer. Ein Modell für Europa?

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Attraktiv für Menschen aus aller Welt: GroßbritannienBild: dpa

Ja, sagt Dietrich Thränhardt, Migrationsforscher an der Universität Münster, und verweist auf die Bevölkerungsentwicklung. "Das ist der unausweichliche Trend für Europa. Wir haben eine katastrophale Nachwuchssituation und können ohne Migration von qualifizierten Kräften unseren Bedarf nicht mehr decken."

Großbritannien spielt auch hier die Vorreiterrolle. Besonders im Gesundheitswesen ist das Land schon seit langem auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen. "Ohne sie würde das Gesundheitssystem zusammenbrechen", betont Thränhardt. Dieses Modell der gezielten Förderung von qualifizierten Migranten soll nun zur Grundlage des neuen Einwanderungs- und Asyslrechts in Großbritannien werden. Ziel ist laut Premier Tony Blair eine "Einwanderung, die Großbritannien nützt". Missbrauch des Systems soll dagegen künftig hart geahndet werden.

Kategorien und Punkte

In Zukunft soll es in Großbritannien vier Kategorien von Einwanderern geben, die nach einem Punktesystem bewertet werden. Kategorie Eins sind hochqualifzierte Migranten beispielsweise Ärzte oder Ingenieure, die auch ohne Jobangebot einreisen können. Kategorie Zwei sind qualifizierte Migranten wie Lehrer oder Krankenschwestern, die mit einem konkreten Jobangebot in eine Gegend, in denen ihre Qualifikation nachgefragt ist, einreisen dürfen. Kategorie Drei und Vier schließlich sind geringqualifizierte Migranten und Studenten, die nur für eine festgelegte Zeit einreisen dürfen. Für beide Kategorien gilt, dass zwischen dem Herkunftsland der Einreisenden und der britischen Regierung eine "Rücknahmeabkommen" bestehen muss.

Abgelehnte Asylbewerber will die Regierung künftig konsequent abschieben. Nach Auffassung des Migrationsforschers Thränhardt hat diese Maßnahme innenpolitische Gründe: "Das Thema Asyl war für die völlig orientierungslose konservative Opposition der letzte Strohhalm politisch zu punkten und deswegen reagiert jetzt die Regierung. Aber Großbritannien hat inzwischen mehr Asylbewerber als Deutschland, deswegen ist die Asylproblematik natürlich auch tatsächlich ein Thema, das die Bürger bewegt."

Wirtschaftsboom und Sprache

Die Attraktivität Großbritanniens als Zielland für Migranten führt Thränhardt auf drei Gründe zurück: die gute Wirtschaftsentwicklung, die niedrige Arbeitslosenrate und die englische Sprache. Davon profitierten beide Seiten, qualifizierte Einwanderer und die britische Gesellschaft. Schlecht sieht es dagegen künftig für niedrig qualifizierte Einwanderer aus. Sie können künftig nur noch auf einen befristeten Aufenhalt hoffen - Daueraufenthalt ausgeschlossen