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BKA bittet um Hinweise zu Nazi-Terroristen

1. Dezember 2011

Bei den Ermittlungen gegen die Zwickauer Neonazi-Zelle rufen die Sicherheitsbehörden die Bevölkerung zur Mithilfe auf. BKA-Präsident Jörg Ziercke und Generalbundesanwalt Harald Range präsentierten ein Fahndungsplakat.

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Generalbundesanwalt Range (Foto: dapd)
Generalbundesanwalt RangeBild: dapd

Das am Donnerstag (01.12.2011) in Karlsruhe vorgestellte Plakat zeigt die drei mutmaßlichen Mitglieder der Terrorzelle "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU): Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe. Abgebildet ist auch das Modell eines Wohnmobils, das von den mutmaßlichen Tätern genutzt worden sein soll.

Wer hat das Terror-Trio gesehen ?

Das Neonazi-Trio (Foto: dapd)
Das Neonazi-TrioBild: picture alliance/dpa/Polizeidirektion Suedwestsachsen/dapd/DW Fotomontage

Die Ermittler versuchten zurzeit, die Wege der Terroristen nachzuvollziehen, teilte der Chef des Bundeskriminalamtes (BKA), Jörg Ziercke, auf der Pressdekonferenz in Karlsruhe mit. Hier gebe es noch zahlreiche Lücken. Gesucht würden Zeugen, die die Verdächtigen auf Park- oder Campingplätzen gesehen hätten oder Angaben über ihren Wohnort machen könnten. "Bislang kennen wir nur drei Wohnungen im Raum Zwickau", sagte Ziercke.

Die mutmaßlichen Täter hätten nicht nur im Verborgenen gelebt, sondern auch "am normalen Leben teilgenommen", sagte Ziercke. So hätten sie sich auf Campingplätzen an der Ostsee aufgehalten, mehrere Fahrzeuge und auch Fahrräder gemietet.

Bisher nur wenige Hinweise

Das Bundeskriminalamt habe sich für die öffentliche Fahndung entschieden, weil bislang nur knapp 250 Hinweise eingegangen seien. Die entscheidenden Hinweise ergäben sich bislang aus der Auswertung von rund 2500 Beweisstücken, die vor allem in der ausgebrannten Wohnung der Terrorzelle gefunden worden seien, erläuterte der BKA-Chef. Derzeit arbeiteten rund 420 Beamte bei der Fahndung, 50 weitere sollten hinzukommen. In der Bundesanwaltschaft sind etwa zehn Staatsanwälte mit der Terrorzelle befasst.

Die von den Neonazis ermordeten Zuwanderer (Foto: dpa)
Die von den Neonazis ermordeten ZuwandererBild: picture alliance/dpa

Die Zwickauer Zelle wird für die Morde an neun Kleinunternehmern mit ausländischen Wurzeln in den Jahren 2000 bis 2006 sowie für die Ermordung einer Polizistin in Heilbronn 2007 verantwortlich gemacht. Zudem wird der NSU für einen Bombenanschlag in einer von vielen Türken und Kurden bewohnten Kölner Straße die Täterschaft zugeschrieben. Bei dem Anschlag waren 2004 mehr als 20 Menschen verletzt worden. Außerdem hat die Gruppe Ziercke zufolge 14 bewaffnete Banküberfälle begangen. Generalbundesanwalt Range betonte, es sei durchaus denkbar, dass der Gruppe noch weitere Straftaten zuzurechnen seien.

Vier Personen in Untersuchungshaft

Die beiden mutmaßlichen Terroristen Mundlos und Böhnhardt sind tot. Nach dem Stand der Ermittlungen wurde Böhnhardt von Mundlos am 4. November erschossen, als ihnen die Polizei nach einem Bankraub in Eisenach auf der Spur war. Danach tötete Mundlos sich selbst. Beate Zschäpe, die mit den beiden Männern in einer Wohnung in Zwickau zusammen gelebt hatte, sprengte die Unterkunft in die Luft und stellte sich der Polizei.

Seit Mitte November haben die Ermittlungsbehörden drei mutmaßliche Unterstützer der Terrorzelle ausfindig gemacht. Sie sitzen in Untersuchungshaft. Nach Angaben Ranges wird derzeit intensiv gegen einen weiteren mutmaßlichen Helfer ermittelt. Er könne der Gruppe seine Ausweispapiere zur Verfügung gestellt haben, sagte der Generalbundesanwalt. Allerdings sei die Beweisführung nicht einfach. Range deutete an, dass der Verdächtige eine Unterstützung abstreitet und angibt, seine Ausweise verloren zu haben.

Weitere Verbindungen zur NPD erwartet

Mit Blick auf einen der inhaftierten mutmaßlichen Unterstützer, den ehemaligen NPD-Funktionär Ralf Wohlleben, zeigte Ziercke sich überzeugt, dass die Ermittler weitere Beziehungen zur rechtsextremen NPD entdecken würden. Zu einem möglichen neuen NPD-Verbotsverfahren wollte Ziercke sich nicht äußern. Die Schlussfolgerungen seien Sache der Politik, betonte der BKA-Chef.

Autor: Michael Wehling (dpa, rtr, afp, dapd)
Redaktion: Martin Schrader

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