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Birma zwei Jahre nach Zyklon Nargis

3. Mai 2010

Im Jahr 2008 richtete ein Zyklon in Birma große Zerstörung an. Trotzdem ließ die Militärjunta kaum ausländische Hilfe zu. Sandra Harlass vom Malteser Hilfsdienst berichtet gegenüber DW-WORLD.DE über die aktuellen Lage.

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Der Zyklon Nargis hinterließ vor zwei Jahren eine Spur der Verwüstung in BirmaBild: AP

DW-WORLD.DE: Wann waren Sie zuletzt in Myanmar, wie Birma heute offiziell heißt, und welchen Eindruck hatten Sie?

Sandra Harlass: Ich war zuletzt im Januar im Land und hatte von der Arbeit der Malteser einen sehr guten Eindruck. Ich war unter anderem im Irrawaddy-Delta, wo wir seit dem Zyklon Nargis Projekte haben. Ich konnte sehen, dass die Arbeit schon gute Fortschritte macht, dass aber auch immer noch großer Bedarf herrscht.

Wie genau helfen die Malteser vor Ort?

Die Schwerpunkte unserer Arbeit liegen bei der Wasser- und Hygieneversorgung und bei der Katastrophenvorsorge. Alle diese Projekte haben wir im Irrawaddy-Delta, aber auch an vier weiteren Standorten im Land.

Wieviele Menschen erreichen Sie mit ihrer Arbeit?

Im ganzen Land circa 1,2 Millionen Menschen und im Irrawaddy-Delta rund 120 000.

Birma ist ja unmittelbar nach dem Zyklon abgeschottet gewesen, die Militärjunta hatte den Zufluss von Gütern massiv behindert, westliche Hilfsorganisationen konnten kaum durchdringen. Inwiefern waren auch die Malteser damals betroffen?

Wir hatten das Glück, dass wir schon seit 2001 in dem Land arbeiten. Wir arbeiten mit vielen erfahrenen nationalen und internationalen Mitarbeitern zusammen und konnten deswegen sehr schnell reagieren. Wir konnten Mitarbeiter aus anderen Projekten abziehen und ins Irrawaddy-Delta schicken und dort erste Hilfe leisten. Außerdem hatten wir Vorrät, Medikamente und Verbandsmaterial in unserem Lagerhaus in Yangon, das früher Rangun hieß, und konnten das zunächst einsetzen, bis wir neue Materialien ins Land bekamen.

Die Katastrophe liegt zwei Jahre zurück. Was war für Sie bislang das eindrücklichste Erlebnis?

Beeindruckend ist der Wille der Leute, ihre Dörfer wieder aufzubauen und das auch aus eigener Kraft zu schaffen. Es gibt einen großen Gemeinsinn der Menschen im Irrawaddy-Delta. Sie sagen: Wir wollen Hilfe von außen haben, aber wir wollen aktiv dazu beitragen, dass unser Dorf wieder besser wird. Dass es eine Trinkwasserversorgung gibt. Dass es eine Gesundheitsvorsorge gibt und dass wir, wenn wieder eine Katastrophe kommen sollte, besser darauf vorbereitet sind. Alle haben den Willen, etwas zu verbessern, und die Leute sind nicht gebrochen zurückgeblieben.

Sie haben erwähnt, dass Sie mit den Maltesern seit 2001 im Land sind. Wenn Sie die Situation vor Nargis mit der heute vergleichen, wie steht das Land da?

Also, das Delta hat sich noch nicht erholt, das muss man ganz laut sagen. Die Gesundheitsversorgung wurde verbessert, die Malteser haben sich in der Sanitärversorgung engagiert, aber es gibt noch immer viele Leute, die nur mit einer Plastikplane als Schutz leben, deren Tiere getötet und Felder zerstört wurden und die noch nicht auf dem gleichen Stand sind wie vorher.

Kann man absehen, wie lange es dauern wird, bis der Stand von vor Nargis erreicht sein wird?

Es ist schwierig, das einzuschätzen. Ich denke, dass es noch mindest drei bis fünf Jahre dauern wird, bis alles so ist wie vorher. Und es gibt Dinge, die man nicht wiederbringen kann. Jeder hat Menschen verloren, hat Freunde verloren, und es wird noch eine Weile dauern, bis vor allem die psychologischen Schäden verheilt sind.

Wie lange werden die Malteser noch im Land sein?

Wir haben keine Pläne, unseren Einsatz in Myanmar abzubrechen. Im Delta selbst werden wir wohl noch ein Jahr sein, weil dann unsere Maßnahmem im Gesundheits- und Sanitätsbereich abgeschlossen sind und an die Gemeinden übergeben werden. Denn ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit ist, die Projekte irgendwann an die Dörfer zu übergeben, und ein Hauptteil dieser Arbeit wird in etwa einem Jahr abgeschlossen sein.

Sandra Harlass ist die Landeskoordinatorin für Birma des Malteser Hilfsdienstes

Das Interview führte Esther Broders