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Bio Lebensmittel

19. September 2011

Tierschützer werfen industriellen Mastbetrieben oft Verstöße gegen den Tierschutz vor - zuletzt in einer TV-Reportage, die in Deutschland für Aufsehen sorgte. Dass es auch anders geht, zeigt ein Besuch bei Biobauern.

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Eine Ziege auf dem Biohof (Foto: DW)
Ziege, ungestapeltBild: DW

In der Nähe von Overath bei Köln steht der kleine Hof der Familie Ivanow-Below, umschlossen von Wiesen und Wäldern. Schon bei der Ankunft laufen dem Besucher Enten, Hunde und Hühner entgegen, ein Hahn kräht in kurzer Entfernung. Katrin Ivanow-Below und ihr Mann Evgeny haben beide ökologische Agrarwissenschaften studiert. Mit dem eigenen Bio-Bauernhof haben sie sich 2007 einen lang gehegten Traum erfüllt.

Das Hauptgebäude des Bauernhofs (Foto: DW)
Das HauptgebäudeBild: DW

Bei der Besichtigung des Hofes fällt auf: alle Tiere machen einen guten Eindruck, quieken, quaken, grunzen und krähen fröhlich vor sich hin oder liegen gemütlich im Stroh. Direkt am Hof befinden sich große Wiesen, die für die wenigen Tiere mehr als genug Platz bieten. Teilweise sind die Wiesen sogar so groß, dass die Tiere aus der Ferne erst bei genauerem Hinschauen zu sehen sind.

"Tiere sollen nicht gestapelt werden"

Katrin Ivanov-Below und eine Ziege (Foto: Foto: Katrin Ivanov-Below)
Katrin Ivanov-Below und HofbewohnerinBild: Katrin Ivanov

"Unsere Tiere sollen die frische Luft genießen können", sagt Katrin Ivanov-Below. Außerdem achte sie akribisch auf die Einhaltung der EU-Richtlinien für hochwertiges Futter, genügend Platz und ausreichend Licht.

Deshalb muss wesentlich mehr Geld investiert werden als in einem konventionellen Betrieb. "Uns ist es wichtig, dass nicht zuviele Tiere auf einen Schlag gehalten werden", sagt die Biobäuerin, "denn wir wollen die Tiere immer noch als Individuen sehen und nicht in einem Stall stapeln müssen".

Katrin Ivanov-Below und ihr Mann legen Wert darauf, dass ihre Kunden sich selbst ein Bild machen können von der Tierhaltung auf ihrem Hof. Viele Verbraucher verstehen nicht, dass die artgerechtere Haltung auch ein Mehr an Arbeit und Aufwand bedeutet, sagt Frau Ivanov-Below. "Den meisten geht es doch nur um einen möglichst günstigen Preis. Was dahinter steckt, ist ihnen egal."

Geld spielt eine Rolle

Biobäuerin Ivanov-Below und ihre Schafe (Foto: DW)
Artgerechte Haltung ist teuerBild: DW

Ein Stück Biofleisch kostet im Schnitt doppelt soviel wie Fleisch aus konventioneller Produktion. Der Unterschied sei jedoch nicht die Gewinnspanne eines Biobauern, sagt Katrin Ivanov-Below. "Es ist einfach nicht richtig, dass Bio-Landwirte sich eine goldene Nase verdienen. Im Gegenteil, das meiste Geld investieren wir wieder in den Hof."

Die Ivanov-Belows selbst essen nur ein bis zwei Mal pro Woche Fleisch. Die Bio-Bäuerin rechnet vor: Wenn jeder Verbraucher seinen Fleischkonsum um die Hälfte reduzierte, würde er genug Geld sparen, um hochwertigeres Fleisch kaufen zu können.

Stagnation bei Bio

Der Markt für Bioprodukte in Deutschland ist in den letzten drei Jahren nicht mehr gewachsen. Nach Angaben der Agrarmarkt Informationsgesellschaft machen Bioprodukte etwa 3,1 Prozent aller Lebensmittel aus. Vor allem junge Eltern scheinen Wert auf Bio zu legen: Babykost ist das mit Abstand populärste Bio-Lebensmittel.

Autorin: Jana Knabe
Redaktion: Andreas Becker