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Bio in Portugal

14. April 2009

Bioprodukte und -läden fassen in Portugal erst langsam Fuß. Doch in den großen Städten haben in den vergangen Jahren die ersten Bioläden eröffnet. Immer mehr Portugiesen beginnen, sich mit dem Thema zu beschäftigen.

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Mónica Mata reicht eine Tüte über die Verkaufstheke ihres Ladens (Foto: Nina Gruntkowski)
Mónica Mata hat ihren Traum wahr gemacht: ein eigener BioladenBild: Nina Gruntkowski

Viele junge Leute schlendern über die schmalen Bürgersteige der Rua Miguel Bombarda in Porto. Hier gibt es neben Kunstgalerien schicke Läden mit alternativen Klamotten und fantasievollen Accessoires. Und es gibt das "Quintal": einen Bioladen mit einem hellen Café in einem hübschen Hinterhof.

Ein lang gehegter Traum wird wahr

Im Viertel Rua Miguel Bombarda in Porto liegt der Bioladen 'Quintal' (Foto: Nina Gruntkowski)
Im Viertel Rua Miguel Bombarda in Porto liegt der Bioladen "Quintal"Bild: Nina Gruntkowski


Eine Kundin bezahlt bei der Besitzerin Mónica Mata ihr getoastetes Vollkornsandwich mit Tofu und Olivenpaste. Die 33-jährige Mónica ist eigentlich Pharmazeutin, aber der Beruf habe sie nicht erfüllt, sagt sie. "Mein Bruder und ich haben schon immer von einem eigenen Laden geträumt. Für uns ist das nicht nur ein Geschäft, sondern auch eine Möglichkeit, uns zu verwirklichen."

Liebevoll streift der Blick von Mónica Mata über die mit türkis-blauen Mosaiksteinchen verzierten Regalreihen mit Teeschachteln, Kosmetika und Sojaprodukten. Viele dieser Produkte hatte sie vor drei Jahren in Porto noch vergeblich gesucht. Sie war damals gerade aus Barcelona zurückgekommen, wo sie studiert hatte. Dort gab es damals schon jede Menge Bioläden - und Monica wurde ein Bio-Fan. Auch einige ihrer Stammkunden haben im Ausland gelebt und sich dort für "Bio" entschieden. Luisa Bernardo Moutinho hat lange in Amsterdam gelebt, wo es an jeder Ecke Bioläden gibt. "Bioprodukte zu finden, war viel einfacher dort, aber hier wird es inzwischen auch immer besser", sagt sie.

Portugiesische Bioprodukte fehlen noch in den Regalen

Eine Frau schaut sich in den Regalen des 'Quintal' in Porto um (Foto: Nina Gruntkowski)
Ökologisch bewusst einkaufen: Der Bioladen macht's möglichBild: Nina Gruntkowski

Die meisten Portugiesen fangen gerade erst an, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Monica Mata muss ihren oft ratlosen Kunden immer wieder erklären, was ein Bioprodukt ausmacht. Doch inzwischen kommt immer mehr interessierte Kundschaft in ihren Laden und in den Regalen sind immer mehr Waren zu finden.

Bioprodukte aus dem eigenen Land sind aber nach wie vor selten. "Es gibt Olivenöl, Marmeladen und Wein. Das haben wir natürlich, aber die Produktpalette ist sehr klein. Der Rest kommt hauptsächlich aus Deutschland und England", erklärt Mata. Doch die Jungunternehmerin ist optimistisch, dass sich das bald ändern wird. Denn allmählich fangen auch die portugiesischen Supermärkte an, ihre eigenen Bioprodukte anzubieten. Das motiviert immer mehr Menschen, sich an Bio heranzutasten. Ein Problem dabei sind jedoch die Preise: "Ein paar Früchte oder ein Brot, mehr kann ich mir einfach nicht leisten", sagt die Modedesignerin Ema Ribeira, die regelmäßig zum Mittagsessen ins "Quintal" kommt.

Bio-Pläne für die Zukunft

Ladenbesitzerin Mónica ist bewusst, dass der höhere Preis für viele eine Hürde ist. Gerne würde sie die gesunde Ware zu günstigeren Preisen anbieten. Doch dafür müssten mehr Menschen Bioprodukte kaufen. Mónica und ihr Bruder haben einen Kredit bei der Bank aufnehmen müssen, um den Laden eröffnen zu können. "Jetzt fängt es endlich an, dass wir mit den Einnahmen nicht nur die Ausgaben zahlen können, sondern auch ein bisschen Geld für uns erwirtschaften. Aber am Anfang haben wir viel reingesteckt, um überhaupt die Ausgaben bezahlen zu können", erzählt sie. Reich seien sie bislang noch nicht geworden.

Mit Elan setzt sie jetzt neue Geschäftsideen um: Samstags vermietet sie den Laden beispielsweise für Workshops. Und Mónica Mata hat bereits Kontakt zu jungen Leuten aufgenommen, die demnächst Bioobst und -gemüse in der Region um Porto anbauen werden.

Autorin: Nina Gruntkowski
Redaktion: Julia Kuckelkorn