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"Billiges Theater"

Hasan Hussain 18. März 2003

Der drohende Irak-Krieg ist beherrschendes Thema in der arabischen Presse am Dienstag (18.3.2003). Die Kommentatoren beschäftigen sich unter anderem mit dem Scheitern der diplomatischen Bemühungen im UN-Sicherheitsrat.

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Die eher unabhängige marrokanische Zeitung "Al-Yaoum" sieht bereits seit dem Irak-Gipfel auf den Azoren keine Chance mehr für eine friedliche Lösung. Das Blatt schreibt: "Kriegsterminologie hat den Dreier-Gipfel auf den Azoren dominiert. Und wenn der Montag die letzte Chance gewesen ist, um den Irak friedlich zu entwaffnen, dann muss man sagen, dass schon längst für den Krieg getrommelt wird. Der Gipfel hat sich sogar schon mit der Situation im Irak nach dem Krieg beschäftigt. Das bedeutet: der Countdown hat begonnen. Die letzten diplomatischen Versuche sind gescheitert. Und das macht die Lage noch gefährlicher. Es gibt kaum noch Zeit, um über neue diplomatische Initiativen nachzudenken. Noch weniger Zeit bleibt dem Irak, um den UN-Inspekteuren zu beweisen, dass er tatsächlich keine Massenvernichtungswaffen mehr besitzt. Und all das bedeutet: der Krieg kommt."

Auch die in London erscheinende überregionale Zeitung "Al-Hayat" rechnet mit einem schnellen Kriegsbeginn: "Es ist allen klar geworden, dass das baldige militärische Eingreifen der USA gegen den Irak eine Tatsache ist. Die Chancen für eine friedliche Lösung sind verschwindend gering. Nur ein "Deal" zwischen Saddam Hussein und der US-Administration kann einen Krieg noch verhindern. Dazu müsste der irakische Präsident abdanken. Aber ist Saddam Hussein wirklich bereit, seine Machtgelüste zu Gunsten seines Volkes zu opfern?"

Die regierungsnahe kuwaitische Zeitung "Al-Rai-Al-Aam" ist hingegen skeptisch, ob die USA ihre Drohung wahr machen und tatsächlich militärisch gegen den Irak vorgehen werden: "Was wäre, wenn die USA nicht zuschlagen und Saddam Hussein an der Macht bliebe? Diese Frage geht in den Köpfen derjenigen um, die Saddam Hussein lieber gestern als heute beseitigt sehen wollen. Sie meinen, dass der amerikanisch-britische Aufmarsch gegen den Irak nichts anderes sei, als ein Theater auf der politischen Bühne, um die Weltöffentlichkeit vom israelisch-palästinensischen Problem abzulenken. Aber dieses billige Theater wurde ja einst auch von Saddam Hussein inszeniert, als er im Jahre 1990 Kuwait besetzt und damit die Weltöffentlichkeit so vom israelisch-palästinensischen Problem abgelenkt hat."