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Gerüstet gegen Grippe

24. Juli 2009

Die Schweinegrippe breitet sich in Deutschland immer schneller aus. Panik ist aber unangebracht. Wie können wir uns darauf vorbereiten?

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Logo der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Genf (Foto: AP)
Bild: AP
Ein Ferkel auf einem Bauernhof in Bobingen, Schwaben (Foto: dpa)
Bild: dpa

Die Symptome der Schweinegrippe ähneln denen einer "normalen" Wintergrippe: Fieber, Husten, Schnupfen, Hals-, Kopf- und Gliederschmerzen, Müdigkeit und Appetitlosigkeit. Manche Infizierte klagen über Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Es gibt aber auch Patienten, die keine oder kaum Symptome zeigen, obwohl sie an Schweinegrippe erkrankt sind. Sie können andere Menschen aber trotzdem anstecken.

Eingefärbtes Schweinegrippe-Virus (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/ dpa

Mit dem Schweinegrippe-Virus A (H1N1) werden Menschen durch die so genannte Tröpfchen-Übertragung beim Sprechen, Husten oder Niesen angesteckt. Es wird vermutet, dass die Viren auch über verseuchte Oberflächen wie Türklinken übertragen werden können. Die Erreger gelangen dann über die Schleimhäute von Augen, Nase oder Mund in den Körper.

Infografik Ausbreitung der Schweinegrippe in Europa (Foto: ECDC)
Bild: ECDC

Die Grafik zeigt den Stand der Infektionen in Europa am Mittwoch, 22. Juli 2009. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Berlin ist die Zahl der gemeldeten Schweinegrippe-Erkrankungen am Donnerstag (23. Juli 2009) bundesweit auf über 2800 Fälle gestiegen. Für den Präsidenten des RKI, Jörg Hacker, ist die rasante Verbreitung des Virus im Sommer ungewöhnlich. Vor allem Menschen mit chronischen Grunderkrankungen wie Asthma und Diabetes, aber auch Schwangere, seien besonders empfänglich für das Virus, so Hacker.

Strandabschnitt 'Ballermann' in El Arenal auf Mallorca (Foto: dpa)
Bild: dpa

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts verursachen in diesen Tagen hauptsächlich Urlauber, die aus Spanien zurückkehren, den Anstieg bei den Neuerkrankungen in Deutschland. Vor allem das eher sorglose Verhalten jüngerer Urlauber - wie hier im Bild am berühmt-berüchtigten Strandabschnitt "Ballermann" in El Arenal auf der Ferieninsel Mallorca - könne die Ausbreitung des Virus beschleunigen. Sonnenbrand, exzessiver Alkoholkonsum und Nächte, die zum Tag gemacht werden, können die Immunabwehr schwächen. Zudem wird dringend davon abgeraten, gemeinsame Gläser zu benutzen und sich in großen Menschenmassen aufzuhalten. Die Schweinegrippe ist aber zum jetzigen Zeitpunkt kein Grund, auf Urlaubsreisen nach Spanien zu verzichten. Die Gefahr einer Ansteckung sei beim Aufenthalt in Urlaubsländern nicht höher oder anders zu bewerten als in Deutschland, so die Einschätzung von Experten.

Hinweisschild für Verdachtsfälle von Schweinepest in einer Arztpraxis in Hannover (Foto: dpa)
Bild: dpa

Wenn der Verdacht auf Schweinegrippe besteht, sollte in jedem Fall der Arzt informiert werden. In der Arztpraxis wird üblicherweise ein Rachen- oder Nasenabstrich entnommen, der dann in einem Labor untersucht wird. Hausarzt Helmut Beermann aus Hannover ist auf diese Fälle gut vorbereitet - auch, um der Gefahr vorzubeugen, die Praxis nicht für eine längere Zeit schließen zu müssen.

Händewaschen (Foto: bilderbox)
Bild: bilderbox

Die Hygienemaßnahmen, die jeder jetzt ergreifen kann, sind einfach und problemlos durchzuführen:

- Regelmäßiges Händewaschen, am besten mit Seife und warmem Wasser.

- Auf öffentlichen Toiletten zum Trocknen der Hände Papierhandtücher oder Warmluftgeräte verwenden.

- Türklinken, Telefonhörer, Lichtschalter im Büro reinigen.

Nase putzen (Bild: dpa)
Bild: picture alliance / empics

Gesundheit !

Wer niesen muss - immer Papiertaschentücher verwenden und nach Gebrauch gleich weg damit.

Wer husten muss - nicht in die Hand husten, sondern in den Ärmel.

Nicht mit ungewaschenen Händen Augen, Nase oder Mund berühren.

Menschenansammlung auf Marienplatz in München (Foto: dpa)
Bild: dpa

Viren lieben Menschenmassen!

Um einer Ansteckung vorzubeugen, sollte man während einer Pandemie - definiert als eine Krankheit, die das ganze Volk betrifft - engen Kontakt in Menschenansammlungen meiden. Sollte sich die Pandemie im Laufe der nächsten Monate in Deutschland zuspitzen, kann es sinnvoll sein, Veranstaltungen und Orte zu meiden, an denen viele Menschen zusammen kommen, z.B. öffentliche Verkehrsmittel, Kinos, Theater, Kirchen und Konzerte.

Grippeschutzimpfung (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/ dpa

Ein Schweinegrippe-Impfstoff wird erst im Herbst dieses Jahres in Deutschland zur Verfügung stehen. Deutschland hat 50 Millionen Impfdosen geordert. Das reicht wegen der notwendigen Doppelimpfung für 25 Millionen Menschen. Zuerst sollen chronisch Kranke, Ärzte und Schwestern sowie die Polizei geimpft werden. Die Massenimpfung muss allerdings noch vom Bundeskabinett gebilligt werden. Die zweimalige Impfung dieser rund 22,5 Millionen Versicherten soll 600 Millionen Euro kosten. Für die Impfung aller Bürger, die nach und nach vorgenommen werden könnte, werden die Kosten auf etwa zwei Milliarden Euro geschätzt.

Auf einer Verpackung des Grippe-Medikaments 'Tamiflu' vom Pharmakonzern Roche ist eine Schweinefigur zu sehen (Foto: dpa)
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Da die Erkrankungen in Deutschland bisher meist leicht verlaufen, können sie mit antiviralen Mitteln wie Tamiflu behandelt werden. Für den Notfall haben Bund und Länder Vorräte für rund 30 Prozent der Bevölkerung angelegt.

Weitere Informationen:

http://www.rki.de (Robert-Koch-Institut, Berlin) und

http://www.wir-gegen-viren.de

Realisation: Anne Clauberg

Redakteur: Dirk Eckert