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Bildergalerie: Meine Wege aus der Krise...

8. April 2009
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Hilda Maria Rosa Calderón - Antiquitäten-Händlerin in Buenos Aires

"Seit 34 Jahren habe ich einen Stand auf der "Feria von San Telmo" - einem traditionellen Antiquitätenmarkt in Buenos Aires. Zeiten, in denen wir nicht so gut verkauft haben, gab es immer, aber nach 15 Tagen hat sich das wieder eingerenkt. Aber jetzt wird es jede Woche schlimmer, diesen Sommer kamen kaum Touristen, jeden Sonntag verkaufen wir weniger.

Hilda Maria Rosa Calderon
Bild: DW / Anne Herrberg

Ich versuche mich auf die Krise einzustellen, zum Beispiel fange ich an, auf bestimmte Sachen zu verzichten: das Telefon kann ich schon seit drei Monaten nicht mehr zahlen, die Gas und Strompreise steigen, ich versuche zu sparen. Und beim Einkaufen gehe ich von Laden zu Laden, um die Preise zu vergleichen. Ich bekomme 200 Pesos Rente, das ist wenig, sehr wenig, deswegen arbeite ich, anders würde es nicht gehen. Hoffen wir mal, dass es bald wieder bergauf geht, irgendwie haben wir es ja hier immer geschafft, weiterzumachen."

Hören Sie Frau Calderón im Originalton







Diego Pratola - Werbefachmann in Buenos Aires

"Ich arbeite seit rund zehn Jahren in der Werbung, vor etwa einem Jahr habe ich beschlossen, mich selbstständig zu machen und hatte großes Hoffnungen. Die erste Hälfte im Jahr 2008 lief auch gut, aber dann hat mich die Krise sehr hart getroffen. Jetzt arbeite ich doppelt so viel wie früher, um die Hälfte zu verdienen. Wir nehmen Aufträge an, die im Grunde unverschämt schlecht bezahlt sind, aber wir machen es eben trotzdem, um irgendwie am Ball zu bleiben. Manche Nächte schlafe ich schlecht, ich gehe kaum noch aus an Wochenenden und im Urlaub waren wir diesen Sommer auch nicht.

Diego Pratola Werbefachmann in Buenos Aires Argentinien
Bild: Anne Herrberg

Es kommt, wie es kommt, aber pessimistisch bin ich nicht. Meine Philosophie ist, weiterzumachen. Auf den ersten Blick erscheint jede Krise wie ein Rückschritt, aber aus jeder Krise entstehen auch neue, spannende und kreative Dinge, jedenfalls war das hier in Argentinien immer so. Es gibt tausend noch nicht entdeckte Alternativen zu dem, was man heute vor allem in der Werbung macht. Vor allem durch das Internet und die ganzen Communities usw. Da liegt für mich die Herausforderung: Umdenken und neue Strukturen und Medien ausprobieren."

Hören Sie Herrn Pratola im Originalton







Jeanne Kayirangwa - Inhaberin eines Ladens für "Michananas", traditionelle ruandische Kleider, in Kigali

"Im Moment spüren wir die Wirtschaftskrise ziemlich stark. Die Leute haben nicht genug Geld und die Sachen sind teuer. Da kaufen die Leute lieber was zu Essen. Kleidung wird zweitrangig.

Ruanda
Bild: DW / Christine Harjes

Was die Kleidung betrifft, habe ich die Preise gesenkt. Ich habe einige Male einen Schlussverkauf gemacht. Ich könnte sonst gar keine neuen Sachen bestellen, weil ich noch einen so großen Vorrat habe."

Hören Sie Frau Kayirangwa im Originalton







Faustin Murangwa Bismark - Jurist und Berater für Entwicklungshilfeorganisationen (GTZ und DED) in Kigali

"Mich trifft die Weltwirtschaftskrise negativ, weil ich mein Gehalt in Euro oder in Dollar bekomme. Das Geld ist weniger wert als früher, aber die Preise auf dem Markt steigen.

Ruanda
Bild: DW / Christine Harjes

Ich spare jetzt, ich leiste mir keinen Luxus mehr und arbeite härter. Ich nehme mehr Arbeit an, um mehr zu verdienen, damit ich meinen Lebensunterhalt bezahlen kann. Ich erlaube mir nicht mehr auszugehen. Und wenn ich vorher daran gedacht habe, mir ein bestimmtes Auto zu kaufen, dann erlaube ich mir jetzt nicht mehr davon zu träumen."

Hören Sie Herrn Murangwa Bismark im Originalton







Abdul el Hamid - IT-Experte bei der UNO in Kigali

"Ja, die Wirtschaftskrise hat einen Einfluss auf mein Leben. Die Gehälter ändern sich nicht, die werden seit zwei, drei Jahren so bezahlt. Wir konsumieren weniger zu einem höheren Preis.

Ruanda
Bild: DW / Christine Harjes

Vorher waren wir nicht daran gewöhnt, jeden Monat so zu rechnen. Du kriegst Dein Gehalt und Du konntest jeden Monat noch was zur Bank bringen. Alles war in Ordnung. Zum Beispiel sind wir früher mit dem Taxi zur Arbeit gefahren, jetzt nehmen die Leute die Motorrad-Taxis oder öffentliche Verkehrsmittel. Ich lege kein Geld mehr zur Seite, wie ich das früher gemacht habe. Ich verbrauche fast alles: Für Rechnungen, Elektrizität, Wasser, Miete. Im Moment muss man um Extra-Sachen wie Kleidung zu kaufen, erstmal drei, vier Monate sparen."

Hören Sie Herrn el Hamid im Originalton








Jorge Eugenio - Schmied in Guatemala Stadt

"Die Krise hatte für mich als Schmied einen Vorteil: die Stahlpreise sind gesunken. In den vergangenen vier Jahren war der Stahlpreis außerordentlich hoch und die Leute haben sich erschreckt, als sie die Preise für eine Tür gehört haben oder für ein Fenster. Viele Leute haben ihre Türen selbst mit alten Eisenstücken repariert. Für uns Schmiede gab es zu der Zeit nicht viel Arbeit, deshalb bin ich entlassen worden.

Jorge Eugenio
Bild: DW / Andreas Boueke

Aber jetzt hat sich der Stahlpreis wieder einigermaßen normalisiert und für uns Schmiede gibt es wieder Arbeit. Vor ein paar Wochen habe ich wieder eine Anstellung gefunden. Ich hoffe, dass es so weitergehen wird."

Hören Sie Herrn Eugenio im Originalton







Gitanjali Srikantan - Studentin in Bangalore

"Ich bin Juristin und promoviere in Kulturwissenschaften. Gerade in der Forschung bin ich als Studentin auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Wegen der Finanzkrise haben viele private Institutionen und Stiftungen ihre Förderprogramme zusammengestrichen. Und da, wo Fördergelder fließen, sind die einzelnen Beträge kleiner geworden. Dadurch ist die Arbeit des gesamten Instituts beeinträchtigt. Man muss seine Arbeit nach den Themen ausrichten, für die noch Geld bereit steht. Dadurch wächst auch die Gefahr der politischen Einflussnahme auf unsere Arbeit."

Gitanjali Srikantan
Bild: DW / Ranty Islam

Ich mache mir Sorgen, wie es mit meiner Forschung weitergeht – zumal ja bekanntermaßen die Sozialwissenschaften ohnehin weniger Geld bekommen als andere Bereiche. Wenn ich mich demnächst nach einem Job umsehe, werde ich verstärkt nach Möglichkeiten bei öffentlich geförderten Instituten schauen. Kollegen, die bei privaten Instituten forschen, verlieren jetzt ihren Job, weil sie kein Geld reinbringen können. Ich möchte da etwas mehr Sicherheit haben.

Hören Sie Frau Srikantan im Originalton







Asim Mahmood - Programmierer in Mumbai "Die Finanzkrise hat auch die Nachfrage nach den Finanzprodukten und Dienstleistungen meiner Firma stark gedämpft. Unsere Gehälter wurden auf das Niveau des vergangenen Jahres zurückgestutzt. Geschäftsreisen gibt's nur noch in Economy-Class. Mein Job ist jedoch vorerst sicher, aber ich muss sehr viel härter arbeiten.
Asim Mahmood
Bild: DW / Ranty Islam

Ich kann aber nicht sagen, dass ich unglücklich bin. Meinen gegenwärtigen Job habe ich kurz vor der Finanzkrise angetreten. Bei meinem alten Arbeitgeber – einer US-Bank in Mumbai, steht vielen meiner ehemaligen Kollegen jetzt das Wasser bis zum Hals. Zu Hause ist Sparen angesagt. Große Sprünge sind nicht drin, Reisen auch nicht."

Catherine McCulloch - Pensionärin in Washington D.C. "Ich werde 62 Jahre alt - vor anderthalb Jahren bin ich in Rente gegangen, weil ich dachte, dass ich mir das finanziell leisten könnte. Ich bin wahrscheinlich ein Musterbeispiel dafür, wie Menschen die Wirtschaftskrise trifft. Ich war immer selbständig und bekomme keine Betriebsrente, ich habe immer sehr diszipliniert über 30 Jahre lang Geld in Aktien und Fonds angelegt. Das innerhalb von zwei, drei Monaten auf die Hälfte zusammenschmelzen zu sehen, war schrecklich.
Catherine McCulloch
Bild: DW / Christina Bergmann

Jetzt versuche ich, mein Haus umzuschulden, damit ich weniger Zinsen zahlen muss. Ich habe meine Krankenversicherung und meine Autoversicherung geändert. Ich zahle jetzt weniger Beiträge, muss dafür mehr Kosten selbst übernehmen. Auch meinen Kabelfernseh-Vertrag habe ich geändert. Das sind kleine Veränderungen, jede nur wenige hundert Dollar, aber ich denke, aufs Jahr gesehen sind das zwei bis drei Tausend Dollar und das ist im Moment sehr viel. Ich denke, es wird zehn Jahre dauern, bis ich wieder auf dem Stand bin, auf dem ich war, als ich in Rente ging."

Hören Sie Frau McCulloch im Originalton








Michael Popp - Architekt in Kansas City "Im November 2008 bin ich von meiner letzten Firma, einem großen Architekturbüro, wegen der US-Wirtschaftskrise entlassen worden. Die erste Woche stand ich irgendwie unter Schock, denn man rechnet ja nicht damit, dass es einem selbst passiert. Aber ich bin optimistisch geblieben. Ich habe sofort angefangen, meine Kontakte zu nutzen, um etwas in meinem Berufsbereich zu finden. Nach sechs Wochen Arbeitslosigkeit konnte ich einen neuen Job in einem kleinen Architekturbüro in Kansas City bekommen. Ich habe sehr viel Glück gehabt angesichts der schwierigen Situation für Architekten.
Michael Popp Architekt
Bild: Christina Aßmann

Ich verdiene jetzt ungefähr acht Prozent weniger als vorher, das ist kein besonders großer Unterschied, es hätte wesentlich schlimmer kommen können. Wegen der schlechten Wirtschaftslage habe ich auch meine Kaufgewohnheiten verändert. Ich habe früher mehr Geld für Restaurantbesuche, Kleidung und Unterhaltung ausgegeben. Normalerweise mache ich zwei Wochen Sommerurlaub, in diesem Jahr wird es nur eine Woche sein und wir werden auch nicht so weit von Kansas City weg fahren. Ich spare auch mehr Geld als früher, damit ich mir meinen derzeitigen Lebensstil weiter leisten kann.“

Hören Sie Herrn Popp im Originalton







Zhang Jun Hui - Wanderarbeiter aus der zentralchinesischen Provinz Henan. "Schon vor der Krise war der Druck auf dem Arbeitsmarkt sehr groß. Wir Wanderarbeiter haben ja keine formale Ausbildung. Die Krise macht die Lage für uns noch viel schlimmer. Man kann sich das gar niccht vorstellen, wie das ist ohne Arbeit, wenn man sich und seine Familie nicht mehr selbst ernähren kann. Das Gerede vom Aufbau des Vaterslands, das sind dann alles nur leere Worte.
Wanderarbeiter Portrait Zhang Jun Hui
Bild: Ruth Kirchner

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist sehr schwierig. Ich war auch schon in anderen Städten auf Arbeitssuche. Dieses Jahr ist es total schwierig Arbeit zu finden. Aber wenn die Regierung viele neue Projekte für die Entwicklung des Landes auflegt, dann werden auch wir Wanderarbeiter wieder Jobs finden."

Hören Sie Herrn Zhang im Originalton