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Die Kandidaten

24. August 2009

Diese drei Länder sind weder die größten noch die bevölkerungsreichsten Bundesländer. Doch rund vier Wochen vor der Bundestagswahl werden die Ergebnisse aus Dresden, Erfurt und Saarbrücken mit höchster Spannung verfolgt.

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Dieter Althaus Ministerpräsident Thüringen (Foto: DPA)
Bild: AP

Landtag Gebäude Dresden Sachsen
Bild: picture-alliance/ZB

Im sächsischen Landtag regiert eine kleine große Koalition aus CDU und SPD. Was auf Bundesebene eine echte große Koalition ist, kommt in Dresden etwas bescheidener daher. Denn die SPD ist hier nicht die zweite politische Kraft. Der Juniorpartner der CDU ist in Sachsen nur die drittstärkste Partei - deutlich stärker als die Sozialdemokraten ist die Linkspartei.

Flash-Galerie Stanislaw Tillich Ministerpraesident von Sachsen
Bild: AP

Ministerpräsident Stanislaw Tillich will wiedergewählt werden und strebt eine absolute Mehrheit seiner Partei, der CDU, an. Sollte die FDP den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde schaffen, gilt eine CDU/FDP-Koalition als wahrscheinlich. Dem wegen seiner Vergangenheit in der DDR-Verwaltung in die Kritik geratenen Politiker wird vorgeworfen, zu blass zu sein und über die Grenzen Sachsens hinaus zu wenig wahrgenommen zu werden. Bevor der heute 50-jährige Sorbe Regierungschef wurde, war er Umwelt- und Finanzminister unter Ministerpräsident Georg Milbradt, den er 2008 in diesem Amt abgelöst hat. Der zweifache Vater lebt in Panschwitz-Kuckau.

Flash-Galerie Andre Hahn Ministerpraesidentenkandidat der Partei Linke in Sachsen
Bild: AP

André Hahn ist der Fraktionschef der Linkspartei, der zweitstärksten Partei in Sachsen. Der Hobby-Fußballer, er kickt in der Mannschaft des "FC Landtag", ist 46 Jahre alt und Lehrer für Deutsch und Geschichte. 1990 hatte er am "Zentralen Runden Tisch" der DDR gesessen und war zwölf Jahre lang parlamentarischer Geschäftsführer der PDS-Fraktion im Dresdner Landtag.

Flash-Galerie Sachsens Wirtschaftsminister Thomas Jurk
Bild: dpa

Thomas Jurk ist der Spitzenkandidat der SPD. Der gelernte Funkmechaniker ist 47 Jahre alt und Wirtschaftsminister der regierenden schwarz-roten Koalition. Es hat es geschafft, seine Partei nach der verheerenden Wahlniederlage bei den letzten Landtagswahlen - als sie unter zehn Prozent rutschte - zu stabilisieren. Als Wahlkämpfer ist Jurk informationell auf dem neusten Stand: Er lässt das Wahlvolk per Twitter an seinen Gedanken teilhaben.

Holger Apfel
Bild: AP

Die viertstärkste politische Kraft Sachsens ist die NPD, sie stellt acht Abgeordnete im Dresdner Landtag. Als Koalitionspartner kommt sie für keine der anderen Parteien in Frage. Ihr Fraktionschef Holger Apfel bedient explizit rechtsextremes Gedankengut und redet gern in "völkischen Metaphern" - die, und das scheint Absicht zu sein, sehr an die Terminologie der Nationalsozialisten erinnern. Berüchtigt sind seine fremdenfeindlichen und antisemitischen Äußerungen in- und außerhalb des Parlaments.

Flash-Galerie FDP-Landesvorsitzende Holger Zastrow
Bild: dpa

Holger Zastrow ist der Spitzenkandidat der FDP. Er möchte seine Partei nach zehn Jahren außerparlamentarischer Opposition wieder in den Landtag führen. Für den Fall, dass das gelingen sollte, gilt eine schwarz-gelbe Koalition als sehr wahrscheinlich.

Flash-Galerie Fraktionsvorsitzende der Grünen im sächsischen Landtag Antje Hermenau
Bild: dpa

Die Grünen werden im Wahlkampf von Antje Hermenau geführt. Bei der letzten Wahl 2004 war die Partei knapp am Einzug in den Landtag gescheitert. Die Lehrerin für Deutsch und Englisch gehört zu den Gründungsmitgliedern der sächsischen Grünen-Partei.

Landtag Gebäude Erfurt Thüringen
Bild: picture-alliance/dpa

Thüringen wird von einer CDU-Alleinregierung geführt. Im Drei-Parteien-Plenum des Erfurter Landtages sind außerdem die Linkspartei und die SPD vertreten - wobei die Sozialdemokraten die kleinste Partei sind. Ministerpräsident Dieter Althaus, der auch bei dieser Wahl als Spitzenkandidat antreten wird, hat vor einigen Monaten Schlagzeilen gemacht, als er während seines Winterurlaubs in einen Ski-Unfall verwickelt war. Eine Skifahrerin war dabei ums Leben gekommen, Althaus selbst wurde schwer verletzt, er musste Monate lang behandelt werden. Dass er direkt vom Krankenbett in den Wahlkampf eingestiegen ist, wurde auch in seiner eigenen Partei kritisiert.

CDU Wahlkampf Thüringen Dieter Althaus CDU
Bild: picture-alliance/ ZB

Bei der Wahl am 30. August möchte Ministerpräsident Dieter Althaus die absolute Mehrheit der CDU verteidigen - was Umfragen zufolge schwer werden sollte. Möglich wäre eine Koalition mit der FDP, die derzeit fast zweistellige Umfragewerte hat. Althaus ist seit 1985 Mitglied der CDU. Der ehemalige Lehrer für Mathematik und Physik gilt als Ziehsohn von Bernhard Vogel, dem er vor sechs Jahren als Regierungschef nachfolgte. Althaus ist seit 1982 mit der Lehrerin Katharina Althaus verheiratet und hat mit ihr zwei Töchter.

Flash-Galerie Bodo Ramelow Spitzenkandidat der Partei Die Linke
Bild: AP

Der 53-jährige Bodo Ramelow ist der Spitzenkandidat der zweiten Kraft in Thüringen, der Linkspartei. Ramelow ist in Niedersachsen geboren und hat keine DDR-Vergangenheit - das unterscheidet ihn von allen anderen Spitzenkandidaten. Der gelernte Kaufmann hat ein ehrgeiziges Ziel: Er möchte der erste Ministerpräsident in einem deutschen Bundesland werden, der der Linkspartei angehört.

Flash-Galerie Christoph Matschie SPD Vorsitzender des Landes Thueringen
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Christoph Matschie, hier mit seiner Ehefrau, ist der Spitzenkandidat der thüringischen Sozialdemokraten. Der 48 Jahre alte Theologe ist zwar für das schlechteste Wahlergebnis der SPD seines Landes verantwortlich - die Partei hatte bei den letzten Wahlen lediglich 14,5 Prozent erreicht - doch parteiintern hat er sich behaupten können. In einer Mitgliederbefragung setzte er sich im letzten Jahr deutlich gegen den früheren Innenminister Richard Dewes durch.

Flash-Galerie Astrid Rothe-Beinlich Bundesvorstandsmitglied
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Astrid Rothe-Beinlich kommt aus der kirchlichen Umweltbewegung der DDR und gilt als Parteilinke. Die Landessprecherin der Grünen hat einen Sitz im Bundesvorstand ihrer Partei und möchte die Grünen wieder über die Fünf-Prozent-Hürde und zurück in den Landtag von Erfurt bringen.

Flash-Galerie Spitzenkandidat der Thüringer FDP Uwe Barth
Bild: dpa

Seit 15 Jahren gehört die FDP dem Landtag in Erfurt nicht mehr an. Er will das ändern: Uwe Barth, Spitzenkandidat der Liberalen in Thüringen. Barth ist seit 2003 Vorsitzender der FDP in dem ostdeutschen Bundesland und hat es geschafft, die in Flügelkämpfen zersplitterte Partei wieder zu einen. Die Wahlforscher meiner derzeit, das sein Vorhaben gelingen wird.

Landtag Gebäude Saarbrücken Saarland
Bild: picture-alliance/dpa

Das Gebäude des saarländischen Landtages - hier regiert die CDU zurzeit allein. Unter Führung von Ministerpräsident Peter Müller braucht sie den Umfragen zufolge auch nicht zu fürchten, in der Opposition zu landen. Müller, der sich in der laufenden Wahlperiode auf eine absolute Mehrheit im Parlament stützen kann, muss in dieser Wahl gegen seinen Vor-Vorgänger antreten: Oscar Lafontaine, bis 1998 insgesamt 13 Jahre lang Regierungschef in Saarbrücken, tritt nun für die Linkspartei an.

Wahlkampf in Deutschland Flash-Galerie
Bild: DPA

Peter Müller (im blauen Hemd neben der Kanzlerin) ist seit 10 Jahren Ministerpräsident im westlichsten deutschen Bundesland. Für ihn gilt es, die absolute Mehrheit zu verteidigen. Dazu bekommt er auch Unterstützung aus Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel weiß, dass eine CDU-Alleinregierung, auch in einem kleinen Bundesland wie dem an der Saar, die Mehrheitsverhältnisse in der Berliner Länderkammer, dem Bundesrat, zu ihren Gunsten beeinflusst. Der 59-jährige Müller gilt als bodenständig und heimatverbunden, dem ein Wahlkampf mit vielen Sommerfesten und großer Bürgernähe auf den Leib geschneidert ist. Der Saarländer ist verheiratet und hat drei Kinder.

Flash-Galerie Heiko Maas Landesvorsitzender der SPD-Saar
Bild: AP

Heiko Maas ist in große Fußstapfen getreten. 13 Jahre lang hatte Oscar Lafontaine als SPD-Ministerpräsident das Land geführt und ist auch heute noch sehr populär. Der Jurist Maas gehört mit seinen 42 Jahren noch zu den relativ Jungen in seiner Partei - und das unterstreicht er auch bei öffentlichen Auftritten. Da präsentiert er sich schon mal mit modischem Drei-Tage-Bart als der "Neue Mann". Diese Wahl ist sein zweiter Versuch, Ministerpräsident zu werden.

Flash-Galerie FDP-Landesvorsitzende Christoph Hartmann
Bild: dpa

Christoph Hartmann ist der jüngste Spitzenkandidat dieser Wahl im Saarland. Der 37-jährige Betriebswirt tritt für die FDP an und verfolgt ein Ziel: Den Wiedereinzug ins Landesparlament zu schaffen und dann in einer schwarz-gelben Koalition an der Regierung beteiligt zu werden.

Spitzenkandidat der Gruenen Hubert Ulrich
Bild: AP

Hubert Ulrich ist der Spitzenkandidat der Grünen an der Saar. Der 51-Jährige muss seine Partei zwar erst einmal über die Fünf-Prozent-Hürde bringen, könnte aber im Erfolgsfall zum Königsmacher werden. Verlöre die CDU die absolute Mehrheit, müsste es nicht unbedingt zu einer schwarz-gelben Regierung kommen. Auch die Konstellationen rot-rot-grün, schwarz-grün oder sogar schwarz-gelb-grün wären denkbar.

Flash-Galerie Oskar Lafontaine Vorsitzender der Partei Die Linke
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Er ist die schillerndste Figur der Wahlkämpfe in diesem Sommer: Oscar Lafontaine. Der frühere SPD-Bundesvorsitzende und ehemalige Ministerpräsident des Saarlandes ist inzwischen 65 Jahre alt und tritt für die Linkspartei an, deren Bundesvorsitzender er ist. Im Saarland ist er noch immer sehr populär. Im Wahlkampf hat er daher immer wieder wortgewaltig seine Verdienste aus den 80er- und 90er-Jahren betont. Sollte seine Partei den Einzug in den Landtag schaffen, will er sich für eine rot-rote Regierung von SPD und Linken stark machen.

Autor: Dirk Kaufmann

Redaktion: Kay-Alexander Scholz