Europa brennt
20. Juni 2009
Reichlich gewalttätig kam die so genannte Völkerwanderung daher, die den Niedergang des Römischen Reiches einläutete. Die Epoche zwischen Spätantike und frühem Mittelalter war eine Zeit großer politischer und sozialer Umwälzungen - auch in der Kunst verschmolzen nun keltische, germanische, römische und christliche Elemente.
"Europa brennt" - mit diesem Kerzenleuchter aus Bronze dürfte der Brand nicht entfacht worden sein. Er besitzt einen Klappmechnismus und wurde wohl als Reise-Kerzenständer benutzt. Nur wenige solcher Exemplare aus der Zeit des frühen Mittelsalters sind erhalten geblieben.
Die sogenannte "Kertscher Krone" ist eines der kostbarsten Stücke der Ausstellung. Das goldene Diadem mit der reichen Verzierung aus Granatsteinen wurde als Grabbeigabe gefunden und gehörte wohl einer Fürstin aus dem Nomadenadel.
Dieses P-förmige Schmuckstück diente einst zur Verzierung von Schultergurten, dann auch von Schwertscheiden. Schwerter mit solcher kostbarer Fassung waren Symbole der Macht - vor allem beliebt bei den Hunnen und Ostgermanen.
Stilisierte Greifvögel waren als Schmuck sehr beliebt. Die beiden linken Schmuckstücke sind so genannte "Fibeln", eine Art antike Sicherheitsnadel zum Schliessen von Kleidungsstücken. Der rechte Anhänger stellt einen Adler dar, damals wie heute ein beliebtes Wappentier.
Auch diese schwere gotische Gürtelschnalle ziert ein Adlerkopf. Der Kerbschnittstil stammt aus der spätrömischen Zeit. Nach archäologischen Erkenntnissen trugen auch Frauen solche schweren Gürtel.
Diese Schmuckbroschen aus dem slawisch geprägten Donauraum sind aus vergoldeter Bronze. Sie wurden von ranghohen Frauen getragen, als Schmuck - aber auch als Gewandspange, die die langen Kleider der damaligen Tracht zusammen hielten.
Dieser sternförmig entworfene Schmuck aus dem späten 6. Jahrhundert ist charakteristisch für die Goldschmiedekunst der Franken im Nordwesten Europas. Solche Schmuckstücke zierten Mäntel und Kleider. Ihre Besitzerin zeigte damit offen ihren Reichtum.
Nicht nur die Frauen, auch Männer trugen damals Schmuck, oft als Würde- und Standeszeichen. Diese Halsringe aus massivem Gold wurden aber auch als Auszeichnungen an Offiziere der römischen oder byzantinischen Kaiser verliehen - sie sind Vorformen der militärischen Orden.
Vom 19.Juni bis zum 15. November 2009 zeigt das Römisch-Germanische Museum in Köln die Ausstellung: "Europa brennt - Kunst der Völkerwanderungszeit". Die gezeigten Schmuckstücke stammen aus der Sammlung von Johannes Freiherr von Diergardt, der einer der größten privaten Sammler völkerwanderungszeitlicher Kunst und zugleich Mäzen archäologischer Forschungen war.