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Bewerbung in Bermuda-Shorts

Stefan Biestmann20. April 2006

An amerikanischen Hochschulen ist "www.facebook.com" der absolute Renner. Die Studenten können hier ihr eigenes Profil erstellen. Doch manchem wurde der dortige private Foto-Ordner schon zum Verhängnis bei der Jobsuche.

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Mühsam erstellte ein Student auf Jobsuche seine Bewerbungsmappe, schickte sie an den gewünschten Arbeitgeber und konnte überzeugen - zunächst. Denn der Personalchef wollte auf Nummer sicher gehen und suchte nach dem Konterfei des Studenten auf der "Facebook"-Seite.

Als er den Studenten fand und in dessen privaten Foto-Ordner klickte, traf ihn der Schlag. Den jungen Mann, der mit Nadelstreifenanzug und schicker Krawatte auf dem Bewerbungsfoto sympathisch lächelte, erkannte er kaum wieder.

Auf einem der Fotos posiert er mit freiem Oberkörper, Bermuda-Shorts und einem Cocktail in der Hand. Auf einem anderen Bild sitzt er mit einer Zigarre im Mund reglos in der Ecke – offensichtlich stark angetrunken. Dass der Student in seinem Profil dann auch noch "Saufen" als sein Lieblings-Hobby bezeichnet, brachte das Fass zum Überlaufen. Der junge Mann, der den Job schon sicher glaubte, wird nun nicht einmal mehr zum Bewerbungsgespräch eingeladen.

Eigentlich ist die Internetseite "Facebook" nur für Studenten bestimmt. Aber um sich anzumelden, reicht es aus, eine von einer amerikanischen Universität vergebene E-Mail-Adresse zu besitzen. Und die Arbeitgeber von heute sind die Studenten von gestern, die sich als Ehemalige eine E-Mail-Adresse gesichert haben.

"Facebook" kann auch ein Beziehungskiller sein. So erlebte eine Studentin eine böse Überraschung, als sie auf das Profil ihres Liebsten klickte. Der treue, umsorgende Freund entpuppte sich plötzlich als Frauenheld. Eng umschlungen tanzt er auf einem Foto mit einer adretten Blondine oder küsst auf einem anderen Bild innig eine braunhaarige Mitstudentin.

Trotz der Gefahren - die Studenten bleiben "Facebook" weiter treu und schätzen die Vorteile der Internetseite. Das Austauschen von Fotos geht wesentlich schneller, als wenn sie die Bilder per E-Mail an ihre Mitstudenten verschicken. Viele Studenten nutzen die Internetseite auch, um sich anhand des Profils und der Fotos einen Partner zu suchen und zum Rendezvous einzuladen. Und wenn sie sich dann ihren Traumpartner gesichert haben, können sie ihn ständig überwachen – dank "Facebook".