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Beweis für andere Ziele

Nabil Chbib18. April 2003

Die Kommentatoren der arabischen Zeitungen beschäftigen sich am Freitag mit der Frage, welche Ziele die USA im Nahen Osten nach dem Irak-Krieg verfolgen.

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Die halbamtliche ägyptische Zeitung AL-AHRAM fordert jetzt, da die Kriegsziele der USA erreicht seien, den sofortigen Abzug aller amerikanischen Truppen aus dem Irak. Die Nachkriegsordnung sei Aufgabe der Vereinten Nationen.

"Die angeblichen Gefahren - irakische Massenvernichtungswaffen und Saddam Husseins Unterstützung für den internationalen Terrorismus - sind nun ausgeräumt. Massenvernichtungswaffen hat man nicht gefunden. Aber das irakische Volk wird nun nicht mehr von einem Diktator regiert. Damit hätten die USA nun ihre erklärten Kriegsziele erreicht. Anstatt einen ihrer Ex-Generäle zum Regierungschef zu machen, sollten sie jetzt ihre Truppen umgehend abziehen und die Gestaltung der Zukunft des Iraks den Vereinten Nationen überlassen. Tun sie das nicht, wäre das der Beweis, dass Washington vollkommen andere Ziele verfolgt hat und weiter verfolgt."

Stück vom Kuchen

Die eher unabhängige Zeitung AL-BAYAN aus den Vereinigten Arabischen Emiraten meint, dass zwischen den USA, Russland und Frankreich bereits ein Streit um die irakischen Öl-Quellen Reichtümer entbrannt sei. Dieser Streit werde im UN-Sicherheitsrat ausgetragen, den die USA aufgefordert haben, die Sanktionen gegen den Irak aufzuheben.

"Russen und Franzosen wissen, dass die USA die Aufhebung der UN-Sanktionen nur fordern, um freie Hand zu haben bei der Ausbeutung der irakischen Ölquellen. Paris und Moskau befürchten nun, dass ihre zuvor abgeschlossenen Verträge mit dem Irak damit null und nichtig werden könnten. Im Klartext: Die Länder, die den Krieg vehement abgelehnt haben, wollen nun hauptsächlich selbst ein Stück vom Kuchen abbekommen, der den USA zugefallen ist."

Weitere Katastrophen

Die Sicherung der irakischen Ölquellen sei jetzt vorrangiges Ziel der USA, meint die regierungsnahe libanesische Zeitung AL-MUSTAQBAL. Deshalb könne es ihnen derzeit eigentlich nicht daran gelegen sein, einen neuen Krieg gegen Syrien zu entfachen. Dass Washington dennoch Druck auf die Regierung in Damaskus ausübe, bedeute nur, dass Israel großen Einfluss auf die Bush-Administration habe.

"Amerikanische Soldaten sind nun im Nahen Osten. Das wollen die Israelis ausnutzen, indem sie versuchen, das militärische Abschreckungspotenzial der USA gegen Syrien zu richten. Hinter den US-Drohungen gegen Damaskus stehen nicht amerikanische Interessen. Denn die Amerikaner wollen keine neue Front aufbauen, denn sie haben eine Atempause nötig, um zuerst einmal die irakische Öl-Beute zu sichern. Deshalb können nur die Israelis Interesse an Drohungen gegen Syriens haben. Ein derartiges Zusammenspiel zwischen Israel und den USA kann nur zu weiteren Katastrophen in der Region führen. Die entscheidende Frage ist: Wollen die Amerikaner die geopolitische Lage im Nahen Osten für sich selbst oder für die Israelis umgestalten? Und: Ist dieser Angriff auf die Region ein Angriff, um politische Stabilität zu schaffen - oder um sie zu verhindern?"