1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Medizinschrank auf vier Beinen

Maximiliane Koschyk
19. Oktober 2016

Viele kennen den Tasmanischen Teufel nur als Cartoon-Charakter - als gefährlichen Vielfrass. Jetzt könnte das putzig-wehrhafte Beuteltier Menschenleben retten. Denn es hat eine Waffe gegen multiresistente Keime.

https://p.dw.com/p/2RPUp
Tasmanischer Teufel
Bild: Imago/imagebroker

Wie der Name schon sagt, stammt der Tasmanische Teufel von der australischen Insel Tasmanien. Er ist etwa so groß wie ein kleiner Hund, hat aber einen ausgeprägten Kopf und sein Biss ist berüchtigt - er ist kräftiger als der jedes anderen bekannten Landsäugetiers.

Tasmanische Teufel jagen Beute oder fressen Aas. Sie können bis zu dreizehn Stundenkilometer schnell laufen, auf Bäume klettern, schwimmen und - wie Forscher jetzt herausgefunden haben - Superbakterien mit ihrer Muttermilch bekämpfen.

Was ist ein Superbakterium?

So bezeichnet man hochansteckende Bakterien, die resistent gegen Antibiotika oder andere Medikamente geworden sind. Einige dieser Bakterienstämme gab es schon vor der Entwicklung der Antibiotika, andere haben seit der Einführung von Antibiotika ihre Resistenzen gebildet. Auf jeden Fall hat die Zahl resistenter Bakterien mit dem massenhaften Einsatz von Antibiotika in der Human- und Tiermedizin drastisch zugenommen. Eine jüngst veröffentlichte britische Studie zeigte ein Szenario auf, nach dem Superbakterien bis zu zehn Millionen Menschen weltweit bis 2050 töten könnten.

Wie kommt der Tasmanische Teufel mit Superbakterien klar?

Forscher an der Universität Sydney haben herausgefunden, dass Peptide in der teuflischen Muttermilch resistente Bakterien getötet haben, darunter auch goldene Staphylokokken und Enterokokken. Dies sind zwei Bakterientypen, auf die weder Methicillin - eine Unterform des Penicillin - noch Vancomycin - ein anderes starkes Antibiotikum - anschlagen.

Was ist das besondere an den Peptiden in der Muttermilch?

Säugetiere, wie der Tasmanische Teufel oder auch der Mensch, säugen ihre Jungen mit Muttermilch. Die ist ein kraftvoller Cocktail, in dem bereits Hormone und natürliche Impfstoffe enthalten sind. Das hilft den kleinen, gesund aufzuwachsen. Menschen haben nur eine Peptidform in ihrer Muttermilch. Der Tasmansiche Teufel hingegen verfügt über sechs verschiedene Peptide, die gegen Bakterien wirken - so die australischen Mediziner.

Warum haben die Tasmanischen Teufel diese Peptide?

Sie sind Beuteltiere - wie viele andere Spezies in Australien. Beuteltiere tragen ihren Nachwuchs in einer Bauchtasche. Die noch unterentwickelten Babies im Beutel haben aber ein noch nicht komplett ausgebildetes Immunsystem. Trotzdem gelingt es ihnen im Beutel zu überleben, obwohl der eine regelrechte Brutstätte für alle möglichen Bakterien ist. Diese werden von den Peptiden in der Muttermilch bekämpft.

Wie könnte die teuflische Muttermilch Menschen helfen?

Die Forscher haben die Peptidsequenz aus der Muttermilch der Tasmanischen Teufel extrahiert und damit neue antimikrobiell wirkende Peptide erzeugt, die resistente Bakterien töten konnten. Jetzt könnten Forscher daraus neue Antibiotika entwickeln, die dann an Menschen erprobt und für die Bekämpfung zum Beispiel von Krankenhausinfektionen eingesetzt werden könnten.