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Besuch eines alten Freundes

Cornelia Rabitz21. Januar 2002

Bundespräsident Johannes Rau will sich für bessere Beziehungen zwischen Deutschland und Afrika einsetzen. Zum Auftakt seines ersten Südafrika-Besuchs war Rau mit Staatspräsident Thabo Mbeki zusammengetroffen.

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Rau und MbekiBild: AP

"Der Bundespräsident ist ein alter Freund unseres Volkes", sagte Südafrikas Staatsoberhaupt Thabo Mbeki beim Empfang seines Gastes aus Deutschland wörtlich. Und mehr noch - Johannes Rau sei "ein alter Kämpfer gegen die Apartheid". In der Tat: Der Bundespräsident ist seit den 1980er Jahren Ehrenmitglied des ANC, des African National Congress, und er hat sich in der Zeit der Rassentrennungspolitik für viele Inhaftierte eingesetzt.

"Wir haben nicht genug Nähe gezeigt"

Johannes Rau sagte, es sei merkwürdig, wenn man Menschen aus Südafrika seit langem kenne und sei dann, endlich, erstmals selbst im Lande. Er wird eine Reihe alter Bekannter wiedertreffen. Deutschland, so der Bundespräsident zum Auftakt seines dreitägigen Besuchs, habe in Afrika viele Freunde. Dies gelte selbstredend auch umgekehrt. Doch habe sich in afrikanischen Staaten seit einigen Jahren das Gefühl verbreitet, der Schwarze Kontinent sei vergessen worden. "Wir haben nicht genug Nähe gezeigt" bedauerte Rau, und dies sei ein Fehler gewesen.

Er selbst sei hierher gekommen, um das Land besser kennen zu lernen und langjährige freundschaftliche Beziehungen zu festigen. Sein Staatsbesuch könne auch helfen, das Interesse an Afrika wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein zu bringen.

Gesprächsthema zwischen Rau und Mbeki waren nicht nur die politischen und ökonomischen Beziehungen, die der deutsche Gast als außerordentlich gut und problemlos bezeichnete. Die beiden Staatsoberhäupter sprachen auch über die katastrophale Lage bei der Aids-Bekämpfung in Südafrika.

Rau hält sich mit Ratschlägen zurück

Die Situation im Nachbarland Simbabwe macht beiden Präsidenten große Sorgen. "Ich bin außerordentlich besorgt über das, was dort geschieht" sagte Rau wörtlich. Die Lage in Simbabwe sei mit Rechtsstaatlichkeit und "good governance" nicht mehr vereinbar. Vielmehr gefährde sie die Stabilität auf dem gesamten afrikanischen Kontinent. Dennoch wolle er sich mit Ratschlägen zurückhalten.

Gastgeber Mbeki sprach sich dafür aus, abzuwarten, ob es im März tatsächlich freie und faire Wahlen in Simbabwe gibt und anschließend über Reaktionen oder gar Sanktionen gegen das Nachbarland zu entscheiden.

In seiner Tischrede am Abend würdigte Rau nochmals die Bemühungen Südafrikas um Demokratie und Fortschritt. Das Land stehe seit dem Ende der Apartheid, aber auch durch die Globalisierung vor großen Herausforderungen. In den Ländern des Nordens wiederum müssten noch viele Klischees und Vorurteile überwunden werden. Europäer und Afrikaner müssten die Dinge so sehen wie sie sind. Sie müssten Ursachen von Problemen kennen, damit sie Probleme lösen könnten.

Weniger ernst als vielmehr bunt und lebhaft ging es am Nachmittag beim Besuch der Deutschen Schule in Pretoria zu. Eltern, Lehrer und Schüler bereiteten dem deutschen Gast einen begeisterten Empfang mit allerlei künstlerischen Darbietungen, Tänzen und Musik. Und das Gastgeschenk für den passionierten Skatspieler: Ein Skatblatt, überreicht auf schwarzem Samtkissen.

Ausflug in die Wildnis

Am Dienstag wird der Bundespräsident, der von einer großen Delegation begleitet wird - darunter auch Führungskräfte aus deutschen Unternehmen - einen Ausflug in den Krüger Nationalpark machen. Dabei wird er auch ein Entwicklungshilfeprojekt besuchen, in dem Betreuer von Aids-Kranken ausgebildet werden.

Am Mittwoch geht die Reise weiter nach Johannesburg. Dann steht unter anderem der Besuch des noch gar nicht offiziell eröffneten Apartheid-Museums auf dem Programm. Johannes Rau wird dort, wie es hieß, eine wichtige Rede halten.