1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Beschäftigungsgarantie bis 2011

3. November 2004

Im Tarifkonflikt um drastische Kostensenkungen bei Volkswagen haben sich IG Metall und VW auf eine Kompromisslösung geeinigt. Die Aussichten für die Branche insgesamt sind eher düster.

https://p.dw.com/p/5ndK
VW-Mitarbeiter können vorerst aufatmenBild: AP


Arbeitgeber und Gewerkschaft haben einen neuen Tarifvertrag für die 103.000 Beschäftigten ausgehandelt. "Die Beschäftigungssicherung geht bis 2011", sagte ein IG-Metall-Vertreter am Mittwoch (3.11.) in Hannover. Auf die Frage, ob insgesamt ein zustimmungsfähiger Kompromiss gefunden worden sei, hatte zuvor ein Mitglied der Großen Tarifkommission mit "Ja'" geantwortet.

Die Eckdaten der Einigung

Die Einigung sehe eine Einmalzahlung von 1000 Euro vor sowie den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bis 2011. Bei der Frage der Übernahme der Auszubildenden sei ein Kompromiss gefunden worden: Alle heutigen Auszubildenden würden unbefristet übernommen. Von denjenigen, die im September kommenden Jahres eine Ausbildung bei VW beginnen werden, würden 85 Prozent übernommen. Die restlichen 15 Prozent sollen bei einer VW-Tochter eine unbefristete Beschäftigung finden.

"Ich glaube, dass dies eine knallharte Tarifrunde war. Ich glaube dies ist ein ehrlicher Kompromiss", sagte Verhandlungsführer Hartmut Meine. Der VW-Gesamtbetriebsratschef Klaus Volkert bestätigte, dass das Management Zustimmung zum Tarifkompromiss signalisiert habe. "'VW kann eine große Menge Geld durch den Kompromiss sparen", so Volkert. Bis 2011 will der Konzern die Personalkosten insgesamt um zwei Milliarden Euro senken. Die Vereinbarungen über die zweite Milliarde sollen in folgenden Tarifrunden noch vereinbart werden.

Welche Zukunftsaussichten hat die Branche?

Trotz schwerer Probleme einzelner Autobauer wird die Branche in Deutschland als verlässliche Quelle neuer Arbeitsplätze gesehen. Dem widerspricht nun der Automobilforscher Ferdinand Dudenhöffer in einer neuen Studie. "Mit den Krisen um Opel und VW wird deutlich, dass am Standort Deutschland in der Zukunft nur sehr schwer Fahrzeuge unter 15.000 Euro gewinnbringend produziert werden können", heißt es dort. Damit habe das Job-Potenzial der Industrie hierzulande ihren Höchstpunkt erreicht. Im internationalen Vergleich habe die Branche zudem weit weniger Stellen geschaffen als gemeinhin angenommen.

Laut der amtlichen EU-Statistik waren demnach im vergangenen Jahr in Deutschland 869.900 Menschen in der Autoindustrie beschäftigt. 1991 seien es noch 834.700 gewesen. Damit habe die Branche in einem Zeitraum von zwölf Jahren gerade mal vier Prozent mehr Jobs geschaffen. In Südafrika oder Spanien sei die Zahl der Stellen dagegen deutlich stärker gewachsen. Trotz hohen Wachstums habe die Autowirtschaft also bereits in den vergangenen zwölf Jahren intensiv Jobs ins Ausland verlagert, resümiert Dudenhöffer.

Zwar verzeichneten Premiumhersteller wie Audi oder BMW deutliche Zuwächse. Dem stehe jedoch der geplante Abbau von rund 10.000 Stellen bei Opel gegenüber. Hinzu komme die vorsichtige Beschäftigungspolitik von VW und Ford in Deutschland sowie der Trend der Zulieferer, im Ausland zu wachsen. Daher werden laut Dudenhöffer "die Beschäftigtenzahlen in der Automobilindustrie in Deutschland in den nächsten Jahren nicht weiter wachsen."

Kein Geld mit Autos zu verdienen

Mit dem Verkauf von Autos verdient Volkswagen aber derzeit kein Geld. Nur die ertragsreiche Sparte Finanzdienstleistungen bewahrte Europas größten Autobauer in den ersten neun Monaten nach Steuern vor einem Sturz in die roten Zahlen. Hauptgründe für den Gewinneinbruch: Die weiterhin ungünstige Wechselkurssituation wegen des starken Euro sowie Absatzprobleme auf den wichtigen Märkten Deutschland und USA. (arn)