Bertelsmann soll an die Börse gebracht werden
27. Januar 2006Die Groupe Bruxelles Lambert (GBL) , die ein Aktienpaket von 25,1 Prozent an dem Gütersloher Medienriesen hält, kündigten in einer am Freitag (27.1.) veröffentlichten Erklärung an, einen Börsengang im Mai 2006 zu beantragen, "wenn die Marktbedingungen günstig sind". Sie beriefen sich dabei auf eine Vereinbarung mit dem zweiten Bertelsmann-Großaktionär, der Familie Mohn. GBL-Manager Thierry De Rudder sagte Reuters, er erwarte den Börsengang erst im kommenden Jahr, möglicherweise in Frankfurt.
"Intensiv vorbereitet"
Bertelsmann-Vorstandschef Gunter Thielen hatte noch im Dezember vor 600 Managern betont, es gebe keine Anzeichen für einen baldigen Börsengang. "Wir haben uns in den vergangenen Jahren auf einen möglichen Börsengang intensiv vorbereitet", erklärte Konzernchef Gunter Thielen nun aber am Freitag (27.1.). "Bertelsmann hat sich gut entwickelt und die Ergebnisse deutlich gesteigert." Der Konzernabschluss sei auf den internationalen Standard IFRS umgestellt, die Banken- in eine Kapitalmarktfinanzierung umgewandelt.
Der Börsengang wäre weltweit einer der größten in der Branche und könnte nach Einschätzung von Bankern 20 bis 24 Milliarden Euro schwer sein.
Ausstieg vertraglich zugesichert
Der 25,1-Prozent-Anteil an Bertelsmann war im Jahr 2001 im Zuge der Übernahme des in Luxemburg beheimateten Fernsehkonzerns RTL Group an GBL gegangen. Das Unternehmen des belgischen Finanzinvestors Albert Frere hatte sich den möglichen Ausstieg über die Börse vertraglich zusichern lassen.
Den Rest der Anteile an der Bertelsmann AG halten die Familie des Bertelsmann-Patriarchen Reinhard Mohn (17,3 Prozent) sowie die Bertelsmann-Stiftung (57,6 Prozent). Mohns Ehefrau Liz hatte als Sprecherin der Familie mehrmals betont, dass es keine Bestrebungen gebe, weitere Anteile an die Börse zu bringen.
Vorkaufsrecht der Familie Mohn
Bei einem Verkauf der Beteiligung vor einem Börsengang hat die Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft, bei der die Stimmrechte der Mohn-Familie liegen, ein Vorkaufsrecht. Den Rückkauf der Anteile hatte die Familie in der Vergangenheit aber ausgeschlossen. Der "Financial Times" zufolge müssten die Mohns dabei mit einem Preis von fünf Milliarden Euro rechnen. (sams)