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Berliner Philharmoniker können sich nicht einigen

11. Mai 2015

Nach fast zwölfstündiger Diskussion und mehreren Wahlgängen haben die 124 Orchestermitglieder keinen neuen Chefdirigenten gewählt. Das deutet auf einen tiefen Richtungsstreit in dem traditionsreichen Klangkörper hin.

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Berliner Philharmoniker mit Dirigent Simon Rattle im November 2014 (Foto:EPA/Jakub Kaminski)
Bild: picture-alliance/dpa/J. Kaminski

Bei der geheimen Abstimmung war kein Nachfolger für Chefdirigent Simon Rattle (Artikelbild rechts) in Sicht. Das teilte das Orchester auf seiner Website und per Twitter mit. Laut Orchesterstatut hätte eine "deutliche Mehrheit" der Orchestermitglieder für einen Kandidaten stimmen müssen. Unbekannt ist, wie groß diese Mehrheit hätte sein müssen. Die Philharmoniker wollten nun innerhalb eines Jahres wieder zu einer Wahl zusammenkommen, hieß es weiter. Bis dahin solle die interne Diskussion über die besten Kandidaten weitergeführt werden.

Die Orchestermitglieder tagten ab zehn Uhr morgens unter Ausschluss der Öffentlichkeit in der Jesus-Christus-Kirche in Berlin-Dahlem. Obwohl der Ort geheim gehalten wurde, belagerten Journalisten und internationale Kamerateams stundenlang die Kirche und warteten auf die Bekanntgabe des Wahlergebnisses, die immer wieder nach hinten verschoben wurde. An dem traditionsreichen Ort wurden Hunderte von Schallplattenaufnahmen des Orchesters in der Ära des Chefdirigenten Herbert von Karajan gemacht.

Zwar betonte Orchestervorstand Peter Riegelbauer am überraschenden Ende der Orchesterversammlung, die Diskussionen seien in "freundschaftlicher, kollegialer Atmosphäre" verlaufen. Doch deutlich wird auch: Es gibt tiefe Meinungsverschiedenheiten und einen Richtungsstreit unter den Musikern. Das lässt auch Riegelbauer durchblicken, als er von "ganz grundsätzlich unterschiedlichen Positionen" spricht. Man habe auch über Namen gesprochen, sagt er. "Natürlich hatten wir eine Anzahl von Kandidaten, die in die enge Wahl gezogen wurden - und die werden auch weiter diskutiert", sagt der Kontrabassist.

Die 1882 gegründeten Berliner Philharmoniker gelten als einziges prominentes Orchester der Welt, das seine Chefdirigenten durch die Mitglieder selbst wählen lässt. Das Orchester wird vom Land Berlin subventioniert, gilt aber in seinen Entscheidungen als weitgehend unabhängig. Der Posten gilt als der vielleicht wichtigste in der Welt der Klassik.

Rattle bleibt bis 2018

Der neue Chefdirigent und Musikdirektor der Berliner Philharmoniker wird die Gesamtverantwortung für die künstlerische Leitung des traditionsreichen Orchesters tragen und es dirigieren. Er soll 2018 sein Amt antreten. Rattle ist seit 2002 Chef der Berliner Philharmoniker. 2017 tritt er als Chefdirigent des London Symphony Orchestra an und will dann ein Jahr lang pendeln.

Für seine Nachfolge kommen rund 30 bis 40 Dirigenten in Frage, die regelmäßig am Pult der Berliner Philharmoniker stehen. Andris Nelsons, Gustavo Dudamel, Christian Thielemann und Daniel Barenboim wurden unter anderem als Spitzen-Kandidaten gehandelt.

ld/wl (dpa)