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Politik

Berliner Imam soll al-Bakr radikalisiert haben

15. Oktober 2016

Nach seinem Tod dringen immer mehr Hintergründe zu dem Terrorverdächtigen Dschaber al-Bakr an die Öffentlichkeit. Der Syrer soll sich in der Hauptstadt radikalisiert und sie dann für einen Anschlag ausgespäht haben.

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Dschaber Al-Bakr (Foto: Polizei Sachsen)
Bild: Polizei Sachsen

"Mein Bruder hat sich in Deutschland radikalisiert", sagte der Bruder von Dschaber al-Bakr dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Ausschlaggebend für seine Radikalisierung war laut dem Blatt ein Berliner Imam. Er soll den 22-Jährigen einer Gehirnwäsche unterzogen und ihn aufgefordert haben, in Syrien zu kämpfen. Im September 2015 habe sich der junge Mann in Syrien dann der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) angeschlossen.

Al-Bakr hatte sich am Mittwochabend in seiner Gefängniszelle erhängt. Er war nach einer bundesweiten Fahndung in der Nacht zu Montag wegen mutmaßlicher Anschlagspläne festgenommen worden. In einer von ihm genutzten Wohnung in Chemnitz hatten Ermittler zuvor bei einer Durchsuchung eineinhalb Kilogramm hochexplosiven Sprengstoff gefunden.

US-Geheimdienst lieferte Hinweis

Laut einem Bericht der "Welt am Sonntag" hatte ein US-Geheimdienst einen entscheidenden Hinweis auf den Terrorverdächtigen al-Bakr geliefert. Dieser soll Telefonate des terrorverdächtigen Syrers mit einem Kontaktmann des IS in Syrien abgehört und die deutschen Behörden informiert haben, berichtet die Zeitung.

In einem der abgefangenen Gespräche ging es demnach um die Herstellung von Sprengstoff und mögliche Anschlagsziele. Ein "großer Flughafen in Berlin" sei "besser als Züge", habe al-Bakr dabei gesagt, schrieb die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf Ermittlerkreise.

Al-Bakr soll Flughafen ausgespäht haben

Der RBB und die "Berliner Morgenpost" berichteten, al-Bakr habe einen der beiden Berliner Flughäfen vor wenigen Wochen ausgespäht. So soll er sich in der zweiten Septemberhälfte in Berlin aufgehalten und eine Nacht in der Hauptstadt verbracht haben, heißt es unter Berufung auf Sicherheitskreise. Dabei traf al-Bakr vermutlich auch eine Kontaktperson. Sein Aufenthalt in Berlin soll für die Planung des Anschlags eine wichtige Rolle gespielt haben.

Nach dem Selbstmord des Syrers im Leipziger Gefängnis sind Politik, Justiz und Polizei in Sachsen immer stärker unter Druck geraten. Justizminister Sebastian Gemkow (CDU) geriet mehrfach in Erklärungsnot. Ministerpräsident Stanislaw Tillich (ebenfalls CDU) räumte Fehler ein, lehnte personelle Konsequenzen aber ab. 

Zentrale Unterbringung gefordert

Unterdessen macht sich die Gewerkschaft der Strafvollzugsbediensteten in Niedersachsen dafür stark, inhaftierte Terrorverdächtige zentral in Deutschland unterzubringen. "Es kann nicht sein, dass potenzielle Terroristen in regulären Gefängnissen untergebracht werden", sagte der Landesvorsitzende der Gewerkschaft, Uwe Oelkers, der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Die Anstalten seien im Zweifelsfall nicht dafür geeignet. "Eine zentrale Inhaftierung in der Nähe der zuständigen Bundesanwaltschaft ist die sinnvollste Lösung", betonte Oelkers.

Der Gewerkschaftsvorsitzende verteidigte zudem die Arbeit seiner Kollegen in Sachsen, wo sich in der Justizvollzugsanstalt Leipzig am Mittwoch der Terrorverdächtige Dschaber al-Bakr erhängt hatte. "Die Angestellten haben alles gemacht, was möglich war", erklärte Oelkers. "Ihnen ist kein Vorwurf zu machen."

rk/SC/kle (afp, dpa, rtr)