Berliner Band erobert Tunesien
29. März 2010Wenn Karim Sfaxi auf der Bühne steht, sind seine arabischen Wurzeln kaum zu überhören. Der quirlige Tunesier singt süßlichen Pop, in dem es um Sehnsucht und Liebe geht, unterlegt mit elektronischen Beats aus dem Computer des japanischen DJ Tomuki. Doch die Texte von Nomad Soundsystem drehen sich auch um Politik und Gesellschaft, um Themen, die auch den Jugendlichen in Tunesien unter den Nägeln brennen. Hier ist die Band vor kurzem zum ersten Mal aufgetreten. Karim Sfaxis Augen leuchten, wenn er vom ersten Konzert in Tunis berichtet: "Es war großartig in meinem Land zu spielen, vor einem Publikum, das die Texte versteht."
Seit gut sieben Jahren spielen die Jungs von Nomad Soundsystem aus Berlin zusammen. Die Besetzung: zwei Deutsche, ein Tunesier, ein Algerier und ein Japaner. Jeder bringt etwas aus seiner Region mit, der japanische DJ Tomuki den Drum’n’Bass und die Dub-Beats, überlagert von tunesischem Pop und ein bisschen algerischem Rai, beigesteuert von Sänger Karim und dem algerischen Akkordeon-Spieler und Drummer Miloud.
Oriental Elektro trifft Heavy Metal
Gitarrist David Beck hat schon in anderen Projekten arabisch inspirierte Musik gemacht. Er war es, der in den Anfangstagen von Nomad Soundsystem die Fäden zusammenhielt. "Am Anfang war es sogar sprachlich schwierig", erzählt er. Denn Sänger Karim konnte kein Englisch, Tomuki kein Deutsch. "Die beiden sind dann zusammen in den Jemen gefahren, dann mussten sie sich verständigen."
Auf Einladung des Goethe-Instituts trifft sich Nomad Soundsystem in Tunis mit zwei lokalen Bands zu einer Jam-Session. Ein Dutzend Musiker steht gleichzeitig auf einer kleinen Bühne und sucht nach genügend Mikros und Verstärkereingängen. Die tunesischen Bands kommen eigentlich aus der Heavy-Metal-Szene, die vor allem in der Haupstadt Tunis seit einigen Jahren eine große Rolle spielt.
Bis Nomad Soundsystems orientalischer Elektro und Heavy Metal aus Tunesien zusammenfinden, dauert es eine Weile. "Wir kommen aus Deutschland, machen Elektro-Oriental mit europäischen Musikern, und jetzt in Tunis interessiert uns vor allem das Arabische", erzählt Sfaxi. Doch die tunesischen Bands sind an Rock und Metal interessiert. "Wir haben uns in der Mitte getroffen." Nomad Soundsystem sind es schließlich gewöhnt, ganz unterschiedliche Einflüsse in ihrer Musik zu verweben.
Autorin: Sarah Mersch
Redaktion: Carolin Hebig