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Berlinale-News

15. Februar 2002
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Der Filmproduzent Horst Wendlandt wird mit der "Berlinale Kamera" geehrt. Wie die Organisatoren der Internationalen Filmfestspiele am Donnerstag (14.02.) mitteilten, erhält Wendlandt die Auszeichnung am Samstag anlässlich einer Vorführung des ihm gewidmeten Porträts "Ein Produzent hat eine Seele oder er hat keine". Otto Waalkes soll die Laudatio halten. "Horst Wendlandt ist einer der erfolgreichsten deutschen Produzenten im klassischen Sinne, der auf eigenes Risiko Filme produziert und verleiht", sagte Festivalleiter Dieter Kosslick. Wendlandt produzierte unter anderem "Otto - Der Film", den Loriot-Film "Pappa ante Portas" sowie etliche Karl-May-Verfilmungen. Mit der "Berlinale Kamera" ehren die Filmfestspiele Filmpersönlichkeiten, denen sich das Festival besonders verbunden fühlt.

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Der Liliput-Preis für Filmsynchronisation geht in diesem Jahr an die deutschsprachige Fassung des italienischen Filmdramas "Das Zimmer meines Sohnes" von Nanni Moretti. Das gaben der Bundesverband kommunale Filmarbeit und der Verband der deutschen Filmkritik am Donnerstag (14.02.) auf der Berlinale bekannt. Der Preis wurde bereits zum sechsten Mal vergeben. Er versteht sich als "wichtiger Beitrag zur qualitativen Verbesserung von Synchronfassungen ausländischer Filme in den deutschen Kinos". "Das Zimmer meines Sohnes" wurde in Deutschland vom Verleih Prokino in die Kinos gebracht.

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Tom Tykwer ("Lola rennt") ist es nach wie vor rätselhaft, weshalb jemand Schauspieler wird. Das ganze
Getriebe drum herum sei "so abartig und demoralisierend", dass er Schauspieler bewundere, die sich als Mensch treu blieben, sagte Tykwer in einem Gespräch mit der Zeitschrift "Petra". Tykwers jüngster Film "Heaven" mit Cate Blanchett eröffnete am 6. Februar die Berlinale. Tykwer äußerte großen Respekt für die 31-jährige Australierin Blanchett, die mit ihren Stärken und Schwächen selbstbewusst umgehe und daher von vielen Frauen auch als Identifikationsfigur ernst genommen werde. Er glaube auch, dass sie irgendwann Regie führen werde.

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Constantin Costa-Gavras, der aus Griechenland stammende Regisseur des Berlinale-Films "Amen", hat die Gleichgültigkeit der Menschen beklagt. "Wir wissen alles über das Elend in der Welt, aber wir tun nichts, um Lösungen für die Probleme zu finden", sagte Costa-Gavras am Donnerstag in einem dpa-Gespräch. Tatsächlich könnten Einzelpersonen nur sehr wenig ausrichten. "Aber wir können handeln, indem wir auf unsere Herrschenden einwirken und sie bewegen, etwas zu tun."

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Für Wim Wenders ist sein neuer Film "Viel passiert - Der BAP-Film" vor allem Ausdruck "heimatlicher Gefühle und
brüderlicher Botschaften". Er habe einen "ganz besonderen emotionalen Kontakt" zur Musik von Wolfgang Niedecken und seiner Kölner Rock'n'Roll-Band, obwohl er selbst in Düsseldorf geboren wurde, sagte Wenders in Berlin. Anfang der 80er Jahre, als er ziemlich verloren in den USA gelebt habe, habe ihm sein Bruder Klaus immer Kassetten mit Musik aus Deutschland geschickt - jede Woche eine neue, erzählt Wenders. Und in der Ferne seien für ihn BAP und die Texte von Wolfgang Niedecken zur wichtigsten musikalischen "Nabelschnur nach Deutschland" geworden. Der BAP-Film ist Klaus Wenders, der vor wenigen Jahren gestorben ist, gewidmet.

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Ein Frühstück beim Staatsoberhaupt steht für den Filmemacher Tom Tykwer und Berlinale-Leiter Dieter Kosslick am Donnerstag (14.02.) auf dem Festivalprogramm. Bundespräsident Johannes Rau hat die beiden und Tykwers Freundin Franka Potente herzlich eingeladen. Der Bundespräsident möchte sich bei dem Frühstück über die Produktion des Films "Heaven", den bisherigen Verlauf der Berlinale und über Entwicklungsperpektiven des deutschen Films informieren, heißt es in einer Ankündigung.

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Der mit Spannung erwartete Film "Amen" von Constantin Costa-Gavras, der die Beziehungen zwischen dem Vatikan und den Nationalsozialisten schildert, ist am Mittwoch (13.02.) vom Berlinale-Publikum mit betroffenem und respektvollem Applaus aufgenommen worden. Der Film entstand nach Rolf Hochhuths Drama "Der Stellvertreter". Die französische Produktion mit Ulrich Tukur, Ulrich Mühe und Mathieu Kassovitz läuft im offiziellen Wettbewerb. Costa-Gavras gelang mit seinem Film ein dichtes konzentriertes Epos, das unter die Haut geht. Vor allem Tukur beeindruckt als SS-Mann Kurt Gerstein, der vergeblich versucht, den Vatikan zu einem Protest gegen die Ermordung der Juden zu bewegen.

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Großer Beifall für den dritten deutschen Wettbewerbsbeitrag bei der 52. Berlinale: Andreas Dresens Film "Halbe Treppe" zeigt mit sensibler Beobachtung und niemals aufgesetzter oder gar schadenfroher Situationskomik zwei Paare in Frankfurt an der Oder, deren Ehen festgefahren sind. Dresen bringt mit einfachen Mitteln und völlig unverbrauchten Gesichtern eine anrührende Menschenstudie auf die Leinwand, die den deutschen Film wie auch diese Filmfestspiele reicher macht.

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Das Kino ist nach Ansicht von Berlinale-Regisseur Dominik Graf ("Der Felsen") zu einer großbürgerlichen Kultur verkommen. "Man will sich im Kino wohlfühlen wie in einem Konzertsaal", sagte Graf in einem dpa-Gespräch. Heutzutage sei es so, dass die Kinogänger nicht durch unbequeme Ansichten und filmische Möglichkeiten in ihren Emotionen gestört werden wollten. "Dadurch werden aber die Chancen des Erzählens reduziert. Ich bin gegen die Heiligkeit der Bilder. Denn alles was stilistisch rein ist, ist schon gestorben, bevor es auf die Welt gekommen ist."