Berlinale 2018: Favoriten im Rennen um den Goldenen Bären
Kurz vor dem großen Finale der Berliner Filmfestspiele stellen wir einige Anwärter auf den Goldenen Bären vor, darunter Wes Andersons "Isle of Dogs - Ataris Reise" und Christian Petzolds "Transit".
"In den Gängen"
Die Berlinale-Organisatoren haben einen der besten Filme bis zum Schluss zurückgehalten: den deutschen Beitrag mit zwei der gefragtesten Darsteller des Landes: Franz Rogowski ("Transit") und Sandra Hüller ("Toni Erdmann"). Thomas Stuber verwandelt in seinem Film einen ostdeutschen Großmarkt in einen verzauberten Ort voller Poesie, wo auch schon mal zwei verliebte Gabelstapler aufeinandertreffen.
"Touch Me Not"
Mit seinen expliziten Sexszenen liefert die rumänische Regisseurin Adina Pintilie mit "Touch Me Not" einen Beitrag zur aktuellen Debatte über sexuelle Absprachen. Viele Zuschauer aber störten sich an zuviel nackter Haut und verließen den Kinosaal.
"Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot"
In dem fast dreistündigen Werk erzählt Philip Gröning von einer ungewöhnlichen Beziehung zweier Geschwister. Als einer der deutschen Wettbewerbsfilme, erhält er besondere Aufmerksamkeit. Manche Kritiker waren von dem Film sehr angetan, andere fanden die philosophischen Träumereien auf Dauer etwas ermüdend.
"Isle of Dogs - Ataris Reise"
Wes Andersons makelloser Animationsfilm ist voller Details. Seiner Geschichte über Hunde, die aus der Gesellschaft verbannt wurden, hat der US-amerikanische Filmemacher eine politische Note gegeben. Doch womöglich könnte die Berlinale-Jury einen weniger prominenten Regisseur bevorzugen.
"Dovlatov"
Der russische Film spielt im Jahr 1971 in Leningrad und zeigt sechs Tage im Leben des regimekritischen sowjetischen Autors Sergei Dowlatow. Das Porträt des Dissidenten in einer autoritären Gesellschaft, das Regisseur Alexey German Jr. zeichnet, wird von starken Bildern begleitet.
"Utøya 22. Juli"
In einer einzigen Einstellung rekonstruiert der Film das Massaker auf der norwegischen Insel Utøya im Juli 2011 aus der Perspektive eines Opfers. Die eindrucksvolle technische Umsetzung, das verstörende Thema und die unklaren Absichten des Films von Erik Poppe sorgen dafür, dass er unter den Kritikern hoch umstritten ist.
"In Zeiten des Teufels"
Der Film von Lav Diaz zeigt die bedrückende Atmosphäre auf den Philippinen in den 1970er Jahren unter Diktator Marcos. Alle Dialoge in dem Schwarz-Weiß-Opus werden gesungen. Der letzte Berlinale-Beitrag des Philippinen von 2016 war acht Stunden lang, da mutet der jetzige Film mit nur vier Stunden nahezu kurz an. Trotzdem ist das Zuschauen eine Herausforderung. Die Kritiker sind uneins.
"Transit"
Kritiker verschiedener Filmmagazine, darunter "Hollywood Reporter" und "Variety", zeigten sich beeindruckt von Christian Petzolds Holocaust-Drama. Der deutsche Regisseur hat sich dafür an Anna Seghers Roman "Transit" orientiert, den die Autorin während des Zweiten Weltkriegs im Exil geschrieben hat, die Handlung aber in der Gegenwart angesiedelt.
"3 Tage in Quiberon"
Die deutsch-französische Regisseurin Emily Atef zeigt in ihrem Werk ein dreitägiges Interview, das Kino-Ikone Romy Schneider dem Magazin "Stern" 1981 gab. Da der Film aber nicht über ein Künstlerporträt hinausgeht, sind seine Aussichten auf einen Goldenen Bären gering. Allerdings könnte Marie Bäumer in der Rolle von Romy Schneider für ihre schauspielerische Leistung einen Silbernen Bären gewinnen.
"Don't Worry, He Won't Get Far on Foot"
Gus Van Sants Film ist ein Porträt des querschnittsgelähmten Cartoonisten John Callahan, gespielt von Joaquin Phoenix. Die Premiere beim Sundance Filmfestival erntete positive Kritiken. Die von Amazon finanzierte Produktion könnte aber auch ausgewählt worden sein, um die Starquote auf dem roten Teppich zu erhöhen.
"Schwein"
Mani Haghighis schwarze Komödie aus dem Iran erfährt zurzeit einen Hype. Erzählt wird eine Story um einen Serienkiller, der es auf berühmte iranische Regisseure abgesehen hat. Doch ein Filmemacher ist nicht im Visier und fragt sich, warum gerade er nicht zu den Auserwählten gehört.
"Museum"
Der Film basiert auf einer wahren Geschichte: Vordergründig geht es um einem Kunstraub im Museum im Jahr 1985, aber Regisseur Alonso Ruizpalacios vernachlässigt in dieser Geschichte über das Erwachsenwerden die Fakten zugunsten universeller Themen wie Identität, Familie und Freundschaft. Dieser Film, im klassischen Arthouse-Stil gehalten, ist massentauglich.