Berlin – Wunderbar im Wandel
3. September 2012Stellen Sie sich vor, Sie wollen den Bus vom Flughafen in die Stadt nehmen. Sie fragen den Busfahrer freundlich: "Wann fährt der Bus ab?" Seine Antwort: "Wenn die Räder rollen, wa." So oder so ähnlich könnte ihre erste Begegnung mit einem Berliner ausfallen. Manche bezeichnen das als Humor, andere als Zumutung. Die "Berliner Schnauze" ändert sich eben nicht, auch wenn sich die Stadt ständig neu erfindet.
Kaiserzeit, Weimarer Republik, die Nazi-Zeit, Kalter Krieg – Geschichte ist in Berlin präsent wie in keiner anderen deutschen Stadt, nicht nur am Holocaust-Mahnmal oder dem Checkpoint-Charlie. Die Geschichte stellt sich jedem in den Weg, zwingt zum Nachdenken, lädt ein zum Innehalten. Mit Monumenten, Gebäuden und unübersehbaren Narben im Stadtbild.
In Zwanzigern des 20. Jahrhunderts war Berlin schon einmal eine Metropole, auf die die Welt geschaut hat. Wild und kreativ, ein Magnet für Künstler, Musiker, Schauspieler und alle, die irgendwie dazugehören wollten. Heute ist Berlin wieder eine pulsierende Metropole. Viele Besucher sind jung und kommen hierher, um mitzumachen, zu feiern, zu leben. Sie kommen zu den großen Events, wie der Berlinale, der Berlin Fashion Week, zu Ausstellungen, Messen und Festivals, oder um bis zum Morgen und länger durchzutanzen – und viele bleiben.
An Berlin fasziniert seit jeher die Koexistenz von Hochkultur und einer sich jeder Etikettierung verweigernden Subkultur. Berlin vereint drei Opernhäuser und die wildesten Clubs, dutzende Theater, drei UNESCO Welterbestätten, Nofretete und die spannendste Streetart-Szene.
Seit dem Fall der Mauer ist die Stadt zusammen gewachsen, die Mauer bis auf wenige Reste verschwunden. Berlin-Mitte hat Berlins alten Westen als Stadtzentrum abgelöst. Und die Verwandlung geht weiter. Aus Problembezirken werden Szeneviertel, siehe Neukölln. Es wird eingerissen und rekonstruiert: Anstelle des Palastes der Republik, dem ehemaligen Sitz des DDR-Parlamentes, wird das alte Stadtschloss wieder aufgebaut - bald soll es los gehen. Es wird aber auch bewahrt und restauriert: die Museumsinsel, das Charlottenburger Schloss, der Alex, das Rote Rathaus. Eins ist sicher: Berlin wird bei jedem Besuch anders aussehen, anders ticken. Ohne Sperrstunde. Das macht Berlin so wunderbar.