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Berlin wird für polnische Firmen immer attraktiver

21. März 2002

- Gelobt wird die wohlwollende Haltung der Wirtschaftsbehörden, die sich bemühen, ausländische Investoren in die Bundeshauptstadt zu holen

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Warschau, 18.03.2002, RZECZPOSPOLITA, poln.

Die Hauptstadt Deutschlands ist für polnische Firmen immer noch ein unentdecktes Land. Unter den über einhundert Firmen, die auf dem deutschen Markt agieren, haben sich nur wenige für die Tätigkeit in Berlin entschieden. Bei den Wirtschaftsbeziehungen spielt Berlin keine so große Rolle wie Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern, mit denen intensivste Kontakte unterhalten werden. Berlin nimmt erst den zehnten Platz in der Liste der Bundesländer ein, die nach Polen exportieren und den sechsten Platz bezüglich des Imports. Aber die Hauptstadt Deutschlands wird für polnische Firmen immer attraktiver.

Zenon Mikulec, der Leiter der Aktiengesellschaft Land-Pol aus Warschau, der sich bemüht, das Projekt eines Polenhauses in Berlin in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsministerium zu verwirklichen, versichert jedoch, dass mindestens 150 polnische Firmen ihr Interesse an diesem Projekt bekundet haben. Dies ist ein Beweis für das große Interesse der polnischen Firmen an dem deutschen Markt.

Nach Meinung von Dorota Thiel-Jankiewicz vom Polnisch-Deutschen Verband für Wirtschaftsförderung muss eine Firma, wenn sie wirklich am deutschen Markt interessiert ist, hier auch persönlich vertreten sein. Eine wirtschaftliche Tätigkeit nur mit Hilfe von Handelsvermittlern ist ihrer Ansicht nach wenig effektiv.

In Deutschland sind die direkten Kontakte sehr wichtig, dank denen ein Vertrauensklima geschaffen wird. Außerdem möchten die deutschen Partner Angelegenheiten in Bezug auf Garantie und Service lieber bei den Vertretungen polnischer Firmen vor Ort erledigen, da sie schon jetzt aufgrund der Verständigungsprobleme nur ungern nach Polen telefonieren.

Berlin ist ein hervorragender Platz für den Sitz polnischer Firmen, die auf den deutschen Markt expandieren möchten. Nicht ohne Bedeutung bleibt dabei die wohlwollende Haltung der Wirtschaftsbehörden in Berlin, die sich darum bemühen, ausländische Investoren in ihre Stadt zu locken.

Ein attraktives Angebot für potentielle Investoren stellt das Business-Welcome- Packgage dar, d.h. die Möglichkeit, sich in Berlin innerhalb von drei Monaten umzusehen (...). "Ich kann mir etwas besseres für eine Firma nicht vorstellen, die den deutschen Markt kennenlernen möchte", sagt Marek Chodorowski, der vor einem Jahr dieses Business-Welcome-Packgage in Anspruch nahm. Sein Versuch endete mit der Gründung eigener Consultingfirma namens Pro Integra, die sich auch mit der Verwirklichung eigener Wirtschaftsprojekte beschäftigt. Diese Firma hat ihren Sitz im "Zentrum für Zusammenarbeit" im Stadtteil Adlersdorf, das von den Berliner Behörden errichtet wurde. Die Mietkosten für ein Büro dort liegen zwischen sechs und zehn Euro pro Quadratmeter. Die Nebenkosten betragen 2,50 Euro pro Quadratmeter.

Einen anderen Weg, um ihre Tätigkeit in Berlin aufzunehmen, hat die Firma Balma gewählt, die Büromöbel produziert und aus Tarnow Podgorny in Polen stammt. Als sich ihr Chef - Lukasz Zych - vor einigen Monaten dazu entschlossen hat, eine GmbH zu gründen, war er überzeugt, dass sich diese Investition erst in der Zukunft auszahlen wird. Er betont, dass mindestens fünf polnische Hersteller von Büromöbeln an einer Vertretung in Berlin interessiert wären. Sie werden jedoch durch bürokratische Hürden abgeschreckt.

Der Anfang ist tatsächlich nicht leicht. Es gibt vor allem Schwierigkeiten, Genehmigungen zu bekommen, aber den Geduldigen gelingt es meistens, die Situation zu meistern.

"Die wichtigste Aufgabe besteht jedoch darin, die Deutschen von der Qualität und Verlässlichkeit unserer Produkte zu überzeugen. Unsere Büromöbel werden doch aus denselben Stoffen wie die deutschen Möbel produziert. Sie werden oft aus Polen importiert aber unter einer deutschen Marke, und die Abnehmer haben keine Ahnung davon", sagt Lukasz Zych. Seine Firma mietet einen Möbelsalon im Stadtteil Wilmersdorf, wo die Miete etwa zehn Euro pro Quadratmeter kostet. Das ist weniger als in Posen oder Warschau.

Nach Schätzungen des Polnisch-Deutschen Verbandes für Wirtschaftsförderung muss eine Firma, die eine Niederlassung in Berlin eröffnen möchte, mit Ausgaben in Höhe von etwa 7 000 Euro rechnen. Etwa 600 Euro müssen für die Miete bezahlt werden und etwa 5 000 Euro brutto sollten für die Beschäftigung von zwei Arbeitskräften veranschlagt werden. Dazu werden noch die Nebenkosten gerechnet. Firmen - und zwar vor allem Handwerksfirmen -, die über diese Mittel nicht verfügen, können eigene Leute beschäftigen.

Die komplizierte Prozedur verlangt jedoch die Erfüllung von zwei Bedingungen. Die erste ist mit der Eintragung in das Handwerksregister verbunden. Die zweite besteht darin, einen Geschäftsplan vorzulegen, aus dem ersichtlich wird, dass der Firmeninhaber imstande ist, für den eigenen Unterhalt und für die Sozialabgaben aufzukommen. (Sta)