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Alla Serobyan

7. Juli 2011

Seit 25 Jahren vergibt der Bundestag an junge Akademiker das Internationale Parlaments-Stipendium. Die Stipendiaten lernen fünf Monate lang die parlamentarische Arbeit in Deutschland kennen. DW-WORLD stellt einige vor.

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Alla Serobyan (Foto: privat)
Bild: privat

Alla Serobyan, 26 Jahre alt, kommt aus Armenien. Sie hat Germanistik und Politikwissenschaft studiert und arbeitet seit fünf Jahren als Journalistin. Ihre Schwerpunkte sind Demokratie, Außen- und Europapolitik.

Demokratie ist für mich wichtig, weil ... ich keine Alternative sehe, die Bedürfnisse der modernen Zivilgesellschaft zu befriedigen. Für mich ist Demokratie auch deshalb besonders wichtig und wertvoll, weil meine Region von Konflikten belastet ist. Ich bin mir sicher, dass man nur durch die Demokratisierung der Region und einzelner Staaten vernünftige Lösungen finden kann.

Die Deutschen sind ... sehr gute Manager. Sie legen viel Wert auf den Mechanismus der Verwirklichung von Projekten, vielleicht sogar mehr als auf den Inhalt dieser Projekte. Das war wohl auch ein Geheimnis des Wirtschaftswunders in der Nachkriegszeit.

Mein Lieblingsort in Berlin ist ... der Stadtteil Kreuzberg - ein Ort, wo man Integrationsprobleme, die Vielfalt und das Aufeinandertreffen der verschiedenen Kulturen und Sitten erleben kann.

An Berlin gefällt mir nicht, ... wenn viele kulturelle oder andere Veranstaltungen zentralisiert, also immer in denselben Bezirken stattfinden.

Die größte Überraschung während meines Aufenthalts war, ... dass man in Deutschland seinen politischen Gegnern nicht Beifall klatschen darf. In Armenien ist das anders. Dort kommt es vor, dass sich Opposition und Koalition einander Beifall klatschen.

Mein Lieblingspolitiker in Deutschland ist ... Bundeskanzlerin Angela Merkel. Aber eigentlich meine ich nicht ihre Person, sondern die Außenpolitik der schwarz-gelben Koalition, die von Frau Merkel geführt wird. Ich finde, ihr gelingt es, auf der internationalen Ebene eine kompromissbereite und von konkreten Prinzipien geleitete Politik zu machen. Ich stimme besonders ihrer Einstellung zur Erweiterung der EU zu.

Der Alltag eines Politikers ist ... abwechslungsreich. Kein Tag ähnelt dem anderen. Und wenn doch, dann läuft etwas schief.

Von meinem Heimatland können die Deutschen lernen, dass ... man auch mit knappen Mitteln vieles schaffen kann.

Deutschland in zehn Jahren wird ... das Zentrum der EU. Berlin wird in den kommenden ein bis zwei Jahrzehnten Brüssel überholen. Zu dieser Einsicht bin ich durch meine Forschungen und anhand eigener Erfahrungen gekommen - auf jeden Fall streben Berlin und die deutsche Politik danach.

Ich komme nach Deutschland zurück, weil ... Deutschland auch meine Demokratie-Erfahrungen braucht. Demokratie-Austausch ist heutzutage ein wichtiger Aspekt der Demokratisierung der Welt, egal von welchem Staat sie stammt. Die Wege zur Demokratie sind verschieden, aber das Ziel ist dasselbe. Armenien ist heute auf dem Wege, den Deutschland schon gegangen ist - aber man muss auch voneinander lernen.

Redaktion: Kay-Alexander Scholz