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Politik

Zahl der Terror-Toten versiebenfacht

16. November 2016

In den OECD-Staaten sind im vergangenen Jahr 577 Menschen dem Hass von Terroristen zum Opfer gefallen, 2014 waren es 77. Doch die Umkehr dieser Entwicklung wird - gerade für den Westen - zu einem steinigen Weg werden.

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Entsetzen bei Pariser Bürgern über den Anschlag auf die Konzerthalle Bataclan am 13. November 2015 (Foto: Getty Images/AFP/K. Tribouillard)
13. November 2015: Entsetzen bei Pariser Bürgern über den Anschlag auf die Konzerthalle BataclanBild: Getty Images/AFP/K. Tribouillard

Die Zahl der Terror-Toten in den OECD-Ländern hat sich 2015 im Vergleich zum Vorjahr mehr als versiebenfacht. Das geht aus einem Bericht der Londoner Denkfabrik "Institute für Economics and Peace" (IEP) hervor. Nach 77 Terror-Opfern im Jahr 2014 gab es demnach ein Jahr darauf 577 Tote in den Mitgliedsländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zu beklagen. Allein bei den Pariser November-Anschlägen wurden 130 unschuldige Menschen getötet. Zur OECD gehören 35 Industrienationen in Europa, im Pazifikraum, auf dem amerikanischen Kontinent wie auch die Türkei.

Erfolge gegen IS und Boko Haram

Weltweit sei die Zahl der Todesopfer durch Terroranschläge im vergangenen Jahr hingegen leicht zurückgegangen, berichtet das Institut weiter. Insgesamt wurden 2015 beinahe 30.000 Menschen von Terroristen getötet - rund zehn Prozent weniger als noch im Jahr davor. Grund für den Rückgang seien vor allem erfolgreiche Militäroperationen gegen die Islamisten von Boko Haram in Nigeria und gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) im Irak.

Global Terrorism Index 2016
Bild: Institute for Economics and Peace IEP

In westlichen Industrieländern sieht das Bild dagegen ganz anders aus. 21 von 35 OECD-Ländern erlebten im Jahr 2015 Terroranschläge. Am schlimmsten traf es Frankreich und die Türkei. Hauptverantwortlich ist der IS. Die Terrormiliz weitete ihre Aktivitäten im Jahr 2015 von 14 auf 28 Länder aus. IEP-Forschungsdirektor Daniel Hyslop warnte jedoch davor, Rückschlüsse auf die Herkunft der Attentäter zu ziehen. "Die ganz überwiegende Mehrheit der islamistischen Angriffe in Europa kam von Leuten, die dort aufgewachsen waren", sagte Hyslop.

Leichte Verfügbarkeit von Waffen

Ob sich die Anziehungskraft des IS mit einer Niederlage in seinen Hochburgen im Irak und in Syrien vermindern lässt, ist Hyslop zufolge schwer vorauszusagen. Doch es bestehe Grund zur Hoffnung: Gerade weil der IS beispielsweise sehr konkrete Prophezeiungen für seine Erfolge in der Zukunft mache, könnten militärische Rückschläge die Anhänger desillusionieren. "Es ist sehr gut möglich, dass die Gruppe geschwächt wird, wenn man ihre Anführer ausschaltet", sagte Hyslop. In westlichen Ländern dagegen seien vor allem langfristige Strategien nötig, um den Terror zu bekämpfen. Jugendarbeitslosigkeit, hohe Kriminalität, leichte Verfügbarkeit von Waffen und fehlendes Vertrauen in demokratische Prozess seien dort die Hauptfaktoren für die Radikalisierung von Menschen. Der volkswirtschaftliche Schaden des weltweiten Terrors beläuft sich IEP-Schätzungen zufolge auf umgerechnet rund 84 Milliarden Euro.

sti/as (dpa,rtr)