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Pandemie-Vorsorge

17. März 2009

Die Frage ist nicht, ob sie kommt, sondern wann: Der Ausbruch einer schweren, weltweiten Grippe-Epidemie gilt in nächster Zeit als sehr wahrscheinlich. Die Notdienste in Deutschland bereiten sich vor.

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Spanische Grippe, USA / 1918 (Foto: akg-images)
Die Spanische Grippe 1918 forderte Millionen OpferBild: picture-alliance / akg-images

Sie gilt als eine der letzten Seuchen der Menschheit: die Influenza oder Virusgrippe. Die ersten Symptome gleichen denen einer Erkältung, doch die Viren sind aggressiver, können Lungenentzündungen und weitere tödliche Komplikationen auslösen. Die Krankheit verbreitet sich rasant. Ein Händedruck, ein Räuspern genügt, um sich mit dem Erreger zu infizieren.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mahnt seit Jahren, Notfallpläne gegen eine weltweite Grippe-Epidemie zu erstellen. Denn Wissenschaftler gehen davon aus, dass – statistisch gesehen – alle 30 Jahre eine solche Pandemie auftritt. In Berlin haben nun Fachleute bei einem Kongress darüber beraten, wie mit einem nationalen Pandemieplan auf eine Grippe-Infektion von mehreren hunderttausend Menschen in Deutschland reagiert werden kann.

"Allein im letzten Jahrhundert gab es drei Influenza-Pandemien. Die spanische Grippe von 1918, und auch die Pandemien von 1957 und 1968", sagt Epidemiologe Walter Haas vom Robert-Koch-Institut. Rein rechnerisch stünde die Welt damit vor einer neuen Pandemie. "Wir können aber weder den Zeitpunkt vorhersagen, noch durch welches Virus sie verursacht wird und die Schwere", erklärt Haas.

Gefahr für die öffentliche Ordnung

Impfung (Foto: AP)
Eine Impfung kann erst entwickelt werden, wenn das Virus bekannt istBild: AP

Bei einer solchen Katastrophe ist nicht allein die Gesundheit jedes einzelnen in Gefahr. Die gesamte öffentliche Ordnung kann dabei aus den Fugen geraten. "Geschäfte sind darauf angewiesen, dass sie jeden Tag ihre Ware über den LKW bekommen. Da kann es zu Problemen in der Lebensmittelversorgung kommen. Denn auch LKW-Fahrer werden krank", erklärt Christoph Unger, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Ähnliche Probleme ergeben sich bei der Bargeldversorgung, bei Sicherheitsbehörden wie Polizei und Feuerwehr oder bei den Energiekraftwerken.

Unger hat mit seinem Amt deutschlandweit eine "Länderübergreifende Krisenmanagementübung" (LÜKEX) koordiniert. 3000 Mitarbeiter aus verschiedenen Behörden haben einstudiert, wie etwa die Bevölkerung gewarnt werden kann, wie Medikamente verteilt werden sollen, wie die Stromversorgung erhalten bleibt. Doch auch jeder einzelne Haushalt soll sich Unger zufolge auf eine Pandemie einstellen: Mit Wasser- und Lebensmittelvorräten und mit einem batteriebetriebenen Radio. Die Menschen seien in einer solchen Notlage auf die Informationen der Behörden angewiesen.

Immunsystem nicht vorbereitet

Junge Frau schnäuzt sich (Foto: picture alliance)
Anzeichen einer Influenza: Erkrankung der AtemwegeBild: picture-alliance

Das Besondere an einer Influenza-Pandemie ist, dass sie durch einen neuen Erreger ausgelöst wird. "Gegen ein solches neues Virus ist bis dahin keine Immunität in der Bevölkerung vorhanden", berichtet Karin Knufmann-Happe aus dem Gesundheitsministerium.

Sie erklärt, welche medizinischen Maßnahmen in Deutschland bei einer Pandemie ergriffen würden: "Wie bevorraten antivirale Arzneimittel, die gegen das ganze Spektrum von Influenzaviren einsetzbar sind. Ein Impfstoff kann dann erst während der Pandemie gegen das grassierende Virus entwickelt werden."

Antiviralen Arzneimittel können zunächst verhindern, dass sich die Krankheit weiter ausbreitet und verschlimmert. Mit solchen Medikamenten und mit einem später entwickelten Impfstoff müsste zunächst das medizinische Personal in Deutschland behandelt werden, um die ärztliche Versorgung der Bevölkerung aufrecht zu erhalten.

Autor: Zacharias Zacharakis

Redaktion: Dirk Eckert