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Benimm dich doch mal

Nadja Baeva8. August 2004

Etikette hat Konjunktur. Sogar Jugendliche opfern die kostbare Sommerferienzeit, um in Seminaren am guten Benimm zu feilen. Was lernen die da eigentlich?

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Umgangsformen am Tisch: die größte Quelle der BlamageBild: dpa

Zuerst wird der Händedruck geprüft. Er darf nicht zu schwach aber auch nicht zu fest sein. Auf keinen Fall soll man einem Gegenüber eine nasse Hand reichen. Und bloß nicht vergessen in die Augen zu schauen. Meike Slaby-Sandte beginnt ihren Benimmkurs für Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren mit gegenseitigem Kennenlernen, denn der erste Eindruck - wie ja allgemein bekannt - entscheidet vieles. Mittelerweile werden in jeder größeren Stadt Benimm-Seminare angeboten. Meike Slaby-Sandte unterrichtet in Köln.

Krawatten und Klärungsbedarf

"Eine Meinung über jemanden bildet man sich bereits, bevor das erste Wort gesagt wurde. Sicheres Auftreten und gepflegtes Aussehen sind die goldenen Regeln für jene, die sympathisch wirken wollen", erklärt Meike Slaby-Sandte. Die folgende Lektion betrifft vor allem die acht jungen Männer in ihrem Kurs. Krawatte binden ist angesagt und die Benimmlehrerin muss einiges erklären. "Durch die Schlaufe und dann den Finger rausnehmen. Jetzt musst Du die Krawatte hier am Knoten anfassen und am schmalen Ende ziehen." Nach einiger Zeit versteht Teilnehmer Leon das Prinzip des Kleidungsaccessoires. "Aha, cool."

Als nächstes geht es an die Bar und schon steht wieder eine Frage im Raum. Wie sieht das eigentlich mit den Eiswürfeln aus, die am Ende im Glas übrig bleiben. Darf man die lutschen? Meike Slaby-Sandte hat eine klare Antwort parat: "Nein, auf keinen Fall. Es macht Krach und ist unschön. Wenn man ausgetrunken hat, ist es auch nicht erlaubt, die Flüssigkeit zu schlürfen, die sich aufgrund des Schmelzens des Eiswürfels im Glas bildet."

Extralektion Tischkultur

Weiter geht es in den Eßsaal. Denn fehlende Tischkultur ist die größte Quelle der Blamage. Vor allem die richtige Besteck-Reihenfolge gilt es zu beachten. Besonders bei einem Dreigänge-Menü ist es manchmal schwer, den Überblick zu behalten. Die einfache Grundregel lautet: immer von außen nach innen. Das Besteck, das links und rechts vom Teller ganz außen liegt wird zuerst genommen. Aber Vorsicht, nicht das normale Messer mit dem Fischmesser verwechseln.

Und nun, wenn der Tisch gedeckt und mit Kerzen und Rosenblüten geschmückt ist, wird endlich gegessen. Aber Moment! Was macht der richtige Gentleman mit dem Jackett, wenn er sich an den Tisch setzt? Er öffnet es, denkt aber daran es beim Aufstehen wieder zu schließen - mit Ausnahme des untersten Knopfs natürlich.

Praktische Dinge

Der Benimmkurs ist zu Ende. Die Jugendlichen sind satt und froh, dass sie auf ungezwungene, lockere Weise etwas dazugelernt haben. Einigen Regeln, die beim Benimmkurs beigebracht wurden, standen die Teilnehmer jedoch skeptisch gegenüber. So zum Beispiel, dass beim Treppensteigen die Dame vorgehen solle. "Im Endeffekt ist es aber schon Lebenserfahrung. Man lernt nützliche Dinge: wie man sich beim Tisch benehmen soll. Es ist schon wichtig, im Beruf später und so", resümiert eine Teilnehmerin.