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Bekennerschreiben zu Anschlägen in Istanbul

17. November 2003

Nach den verheerenden Anschlägen auf zwei Synagogen in Istanbul haben die türkischen Behörden mutmaßliche Bekennerschreiben des Terrornetzwerks Al Kaida überprüft.

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Die Aufräumarbeiten in Istanbul dauern noch anBild: AP

Zwei Bekennerbriefe gingen am Samstag (15.11.2003) und Sonntag bei zwei in London ansässigen arabischsprachigen Zeitungen ein, ihre Authentizität konnte zunächst jedoch nicht unabhängig bestätigt werden. Bei den beiden Anschlägen am Samstagmorgen waren mindestens 23 Menschen getötet und etwa 300 verletzt worden. 66 Verletzte lagen am Montag noch im Krankenhaus, zehn davon auf der Intensivstation.

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan erklärte am späten Sonntagabend, es lägen Bekenntnisse von Al Kaida vor, die nun eingehend überprüft werden müssten. Es müsse sich erst noch zeigen, inwieweit das Schreiben echt sei, betonte Erdogan am Montagmorgen auf Fragen von Journalisten.

Bush sagt Türkei Hilfe zu

In einem Telefongespräch mit US-Präsident George W. Bush sagte Erdogan, dass die Türkei alles tun werde, um die für den Anschlag verantwortlichen Terroristen zu fassen und vor Gericht zu bringen. Bush habe der Türkei dabei seine Hilfe zugesagt, berichteten türkische Medien am Montag.

Innenminister Abdulkadir Aksu bekräftigte die Auffassung der Regierung, wonach die Attentäter Verbindungen zu internationalen Terrororganisationen hatten. Dabei werde auch eine Verwicklung von Al Kaida nicht ausgeschlossen. Türkische Terrorismusexperten werteten die Anschläge als Warnung an die Regierung in Ankara, dass sie ihren pro-amerikanischen Kurs aufgeben solle.

Bekennerschreiben per E-Mail

Die in London erscheinende Tageszeitung "Al Quds Al Arabi" erhielt nach eigenen Angaben am Samstag per E-Mail ein Bekennerschreiben der Abu-Hafs-el-Masri-Brigaden, die als Teil von Al Kaida gelten. In dem zweiten Schreiben, das am Sonntag bei der Wochenzeitung "Al Majalla" einging, übernimmt ein mutmaßlicher Al-Kaida-Funktionär auch die Verantwortung für den Anschlag auf den italienischen Stützpunkt in Nasirija vom vergangenen Mittwoch.

Eine Kopie des ersten Schreibens lag der Nachrichtenagentur AP in Kairo vor. Darin heißt es, die Abu-Hafs-el-Masri-Brigaden hätten die Anschläge verübt, weil sich israelische Geheimdienstagenten in den Synagogen aufgehalten hätten. Weiter fordert die Gruppe die sofortige Freilassung der in Guantanamo auf Kuba inhaftierten arabischen Gefangenen. US-Präsident George W. Bush wird davor gewarnt, dass sich Anschläge in Zukunft auch direkt gegen die USA richten würden. Auch die Verbündeten der USA, "besonders Großbritannien, Italien, Australien und Japan" werden darauf hingewiesen, dass die jüngsten Anschläge in Irak, Saudi-Arabien, Indonesien und der Türkei nicht die letzten seien.

Schon mehrmals zu Anschlägen bekannt

Die Abu-Hafs-el-Masri-Brigaden haben sich schon drei Mal in Bekennerschreiben an die Zeitung "Al Quds Al Arabi" gewandt. So bezeichneten sie sich als Urheber des verheerenden Anschlags auf das UN-Gebäude in Bagdad vom 19. August mit 23 Toten. In Washington hieß es, es sei unklar, ob diese Gruppe überhaupt existiere und ob sie wirklich Beziehungen zu Al Kaida habe.

Das E-Mail-Schreiben an "Al Majalla" wurde der Zeitung zufolge von Abu Mohammed el Abladsch unterzeichnet, der dem Terrornetzwerk von Osama bin Laden zugerechnet wird. Er bekannte sich darin zu den Anschlägen in Istanbul sowie zu dem Attentat in Nasirija, bei dem 19 Italiener sowie 14 Iraker und andere Staatsbürger getötet wurden. In der vergangenen Woche hatte sich El Abladsch gegenüber "Al Majalla" ferner zu dem Anschlag in Riad am 8. November bekannt, dem 17 Menschen, überwiegend Araber, zum Opfer fielen.

Israel warnt vor Türkeireisen

Die israelische Regierung hat unterdessen israelische Touristen vor Risiken einer Türkei-Reise gewarnt. Israelis, die eine Reise in das Land planten, sollten "ihre Entscheidung sorgfältig überlegen". Die Türkei ist das einzige moslemische Land, zu dem die Regierung in Jerusalem umfassende und gute diplomatische Beziehungen unterhält. Nach israelischen Presseberichten ist die Türkei zurzeit das bei weitem beliebteste Urlaubsziel für Israelis. Allein in diesem Jahr hätten rund 300.000 Israelis das Land besucht. (ali)