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Bei GM liegen die Nerven blank

Daniel Schnettler, dpa30. Juli 2012

Eine Reihe von spektakulären Wechseln im GM-Spitzenmanagement zeigen: Bei dem US-Autobauer liegen die Nerven blank. Es ist nicht nur die deutsche Tochter Opel, die Probleme bereitet.

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ARCHIV: Die Unternehmenszentrale des amerikanischen Autokonzerns General Motors (GM) in Detroit in den Vereinigten Staaten (Foto vom 25.07.06). Der weltgroesste Autokonzern General Motors und der franzoesische Hersteller Peugeot Citroen bilden eine weltweite Allianz fuer den Einkauf. Das teilten die Unternehmen am Mittwoch (29.02.12) in New York mit. (zu dapd-Text) Foto: Paul Sancya/AP/dapd
Symbolbild General Motors GM Kooperation PeugeotBild: AP

Eigentlich ist General Motors eine Erfolgsgeschichte. Noch vor drei Jahren stand die Ikone der US-Autoindustrie am Abgrund, nur Dollar-Milliarden vom Staat konnten das Überleben sichern. Das Geld scheint im Rückblick gut angelegt: GM schloss veraltete Werke, stellte unrentable Marken ein, entwickelte sparsamere Autos und erlebte so seinen zweiten Frühling. Zehntausende Arbeitsplätze wurden gerettet. Doch der Aufschwung ist ins Stocken geraten. Der Ton in der Konzernzentrale in Detroit wird rauer.

Abschied kurz und knapp

"Er hat die Erwartungen nicht erfüllt, die das Unternehmen an seine Mitarbeiter stellt." Dieser Satz ist eine verbale Ohrfeige, wie sie ihresgleichen sucht. Gesagt von einem GM-Sprecher auf die Frage, warum der weltweite Marketingchef Joel Ewanick gehen musste. In der offiziellen Mitteilung zu seinem Abschied steht kein einziges Wort des Dankes. Dabei hatte Ewanick zwei Jahre lang mitgeholfen, die Verkäufe von GM anzukurbeln - mit einprägsamen Werbespots und ungewöhnlichen Verkaufsstrategien wie einer Geld-zurück-Garantie für unzufriedene Kunden in den USA.

Sorgen überall

Doch das alles scheint vergessen in einer Zeit, wo in Europa bei der Tochter Opel die Verkäufe einbrechen und wo GM in seinem Heimatmarkt Marktanteile an die japanischen Rivalen, die deutschen Angreifer und den kleineren US-Wettbewerber Chrysler verliert. Während GM im ersten Halbjahr vier Prozent mehr Wagen los wurde, legte der Gesamtmarkt um rund 15 Prozent zu. Die GM-Aktie dümpelt mit gut 19 Dollar nahe ihres absoluten Tiefstandes seit der Rückkehr an die Börse vor knapp zwei Jahren. Damals hatten die Papiere zum Ausgabekurs noch 33 Dollar gekostet.

Kaum da, schon weg

Das alles sorgt für Druck auf das Management um Konzernchef Dan Akerson. Besonders mit der verlustreichen Tochter Opel hat Akerson die Geduld verloren. Knall auf Fall enthob er Vorstandschef Karl-Friedrich Stracke seines Postens und mit ihm zahlreiche weitere Spitzenkräfte in Rüsselsheim. Für David Lyon ist bereits Schluss, bevor er überhaupt angefangen hat: Zum 1. August sollte Lyon nach einer musterhaften Karriere im Konzern neuer Chefdesigner von Opel werden. Doch am Montag (30.07.2012) verkündete der globale Designchef Ed Welburn in zwei knappen Sätzen, dass Lyon das Unternehmen verlassen habe - auch hier kein Wort des Dankes für jahrelange Treue zu GM.

Nicht nur GM leidet

Mit seinen Problemen steht GM nicht alleine da: Auch Ford verliert in Europa Geld und in den USA Marktanteile. Doch aus der Ford-Zentrale in Dearborn unweit von Detroit dringen kaum Misstöne nach Außen. Konzernchef Alan Mulally wirkt bei seinen Auftritten stets gut gelaunt und ausgeglichen. Seinem GM-Pendant Akerson und dessen Vize Stephen Girsky ist dagegen durchaus anzumerken, wenn sie genervt sind. Dann fallen auch mal sehr klare Worte. Der nächste Aufreger könnten die Geschäftszahlen für das zweite Quartal werden, die der Konzern an diesem Donnerstag (2. August) vorlegt.