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Begrenzter Optimismus

Rolf Wenkel12. März 2002

Es ist wie im Fußball: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel, nach der Flaute ist vor dem Aufschwung – jedenfalls erhoffen sich das die rund 8.000 Aussteller auf der diesjährigen CeBIT in Hannover.

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Mit dem Internet im Taschenformat auf der Jagd nach NeukundenBild: AP

Der Branchenverband Bitkom jedenfalls gibt sich verhalten optimistisch vor der größten Computermesse der Welt. Volker Jung, Vorstandsmitglied bei Siemens und im Nebenberuf Präsident des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien hofft auf bessere Zeiten: " Wir haben das Schlimmste hinter uns."

In diesem Jahr, betont Jung, werde das Wachstum in Deutschland mit 4,2 Prozent auf über 143 Milliarden Euro wieder einen akzeptablen Wert erreichen. Im nächsten Jahr soll die Nachfrage dann wieder spürbar anziehen und um 8,6 Prozent auf 156 Milliarden Euro zulegen – allerdings gibt es innerhalb der Branchen gewaltige Unterschiede: " Die neuen Kommunikationsdienste treiben den gesamten Markt. In diesem Bereich wächst die Nachfrage fast durchgängig zweistellig", sagte Jung. Der Umsatz mit Mobilfunkdiensten sei im vergangenen Jahr um 15 Prozent auf 18 Milliarden Euro, der Umsatz mit Internetdiensten um 40 Prozent auf fünf Milliarden Euro gestiegen. Jung zufolge gingen im vergangenen Jahr mehr als sieben Millionen Deutsche erstmals ins Internet.

Schwacher PC-Absatz

Flaute herrscht dagegen bei den Herstellern klassischer Personalcomputer und sonstiger Hardware. Die Unternehmen haben ihre Computersysteme zur Jahrtausendwende grundlegend modernisiert. Als Folge gingen die Investitionen 2001 entsprechend zurück. Dennoch gebe es Grund zum Optimismus: "Wenn wir uns den Markt noch einmal im Überblick ansehen, wird deutlich, dass die Branche den Strukturwandel von der Fertigungs- zur Dienstleistungsindustrie weitgehend hinter sich gebracht hat", betont Jung. 71 Prozent der Umsätze würden inzwischen mit Telekommunikationsdiensten, IT-Services und Software erzielt. Dies sei deshalb besonders erfreulich, weil es sich hierbei um die beschäftigungsintensive Segmente handele. Nach Bitkom-Angaben haben Softwarehäuser und IT-Dienstleister in Deutschland seit 1996 rund 200.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen.

Reformen gefordert

Insgesamt beschäftigt die Branche den Angaben zufolge in Deutschland rund 822.000 Menschen. Und es könnten noch mehr sein, erklärt der Branchenverband Bitkom, wenn die Regierung endlich Reformen auf dem Arbeitsmarkt angehen würde: "Es sollte uns zu denken geben," sagte Jung, "dass in den USA bereits ein Wirtschaftswachstum von nur 0,5 Prozent zu zusätzlicher Beschäftigung führt. In Deutschland muss die Wirtschaft 2,5 Prozent zulegen, damit neue Arbeitsplätze entstehen können. Unser aktuelles Arbeitsrecht schützt diejenigen, die bereits Arbeit haben. Es benachteiligt den Rest."

CeBIT als Lobby-Veranstaltung

Wie viele Firmen und Lobby-Organisationen benutzt auch der Branchenverband Bitkom die CeBIT als Plattform für Wünsche an die Politik. Und die Wunschliste ist lang: Das E-Government, die bürgernahe elektronische Verwaltung, sollte überall eingeführt werden. Im Gesundheitswesen könnten einheitliche Standards und digitale Verfahren Milliarden einsparen. Die flächendeckende Einführung von Sicherheitstechnologien sollte ebenfalls weit oben auf der Prioritätenliste stehen, und schließlich sollten junge, innovative Gründerunternehmen mit weniger Bürokratie und sonstigen Hindernissen belastet werden. "Wir müssen wieder eine gründerfreundliche Atmosphäre entwickeln", fordert Jung, "denn wir brauchen den Zustrom junger, innovativer Technologieunternehmen, die mit einem attraktiven Leistungsportfolio die deutsche Gesamtwirtschaft stärken."