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Afrikameisterschaft beginnt

Daniel Pelz, Thuso Khumalo19. Januar 2013

Start des Africa-Cups: 16 Fußballteams kämpfen in Südafrika um die Meisterschaft. Das Land träumt davon, dass die WM-Stimmung von 2010 wieder aufkommt - doch noch hält sich die Euphorie in Grenzen.

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People walk outside the Soccer City stadium in Johannesburg Thursday, Jan. 17, 2013.

Die Vuvuzelas sind zurück: Zur diesjährigen Afrikameisterschaft haben viele Fußballfans die legendären Tröten wieder im Gepäck. Schon 2010 sorgten sie damit bei der Fußball-Weltmeisterschaft für Stimmung.

Eigentlich sollte der Africa-Cup erst 2017 wieder in Südafrika stattfinden - dieses Jahr sollte der Ball in Libyen rollen. Nachdem dort der Bürgerkrieg ausgebrochen war, tauschten beide Länder die Gastgeberrolle. Große Vorbereitungen waren nicht nötig: Mit den fünf WM-Stadien in Johannesburg, Durban, Port Elisabeth, Nelspruit und Rustenburg verfügte Südafrika bereits über die nötige Zahl an Austragungsorten für die 31 Partien.

Auch sonst klingt Südafrikas Politik- und Sport-Elite so, als sei der Africa-Cup eine Wiederholung der erfolgreichen Weltmeisterschaft von 2010. "Macht Euch bereit, egal wo ihr seid. Die Party beginnt", rief Sportminister Fikile Mbalula den Fußballfans zu. Doch schon die Zahl der verkauften Karten lässt eher Kater- als Partystimmung aufkommen: Bis Freitag (11.01.2012) hatte der Verband von 860.000 Eintrittskarten gerade Mal 320.000 verkauft.

Ein Africa-Cup Blumenbild an einer Straße in Durban. (Foto: AFP)
Werbeaktionen für das Turnier begannen erst sehr spät.Bild: Getty Images

Spiele vor leeren Rängen?

Für das Auftaktspiel zwischen Südafrika und Neuling Kap Verde hatten eine Woche vor Anpfiff in Johannesburg gerade mal 65.000 Fans eine Karte gekauft - im Stadium "Soccer City" in der Millionenstadt hätten 95.000 Zuschauer Platz. Bei der WM 2010 war es ausverkauft, als Spanien die Niederlande mit 1:0 besiegte und Weltmeister wurde. Die Organisatoren hoffen auch jetzt auf volle Ränge, da der Ticketverkauf kurz vor dem Start des Africa-Cups doch noch deutlich an Fahrt gewonnen hat.

Dabei bleiben die südafrikanischen Fans weitestgehend unter sich. Mit gerade mal 40.000 Zuschauern aus den anderen Teilnehmerländern wird gerechnet. Denn in bettelarmen Krisenstaaten wie Mali oder Niger kann sich kaum jemand den Flug in den Süden leisten. Wer kommt, muss wenigstens nicht lange bei der Einreise warten: Die Einwanderungsbehörde hatte im Vorfeld zusätzliche Beamte eingestellt, um die Wartezeit an den Passkontrollen zu verkürzen. Jeder sei in Südafrika willkommen, versicherte der zuständige Generaldirektor Mkuseli Apleni vor wenigen Tagen.

Auch bei der Sicherheit möchte Südafrika an die WM 2010 anknüpfen. Trotz großer Bedenken wegen der hohen Verbrechensraten war das Turnier ohne große Zwischenfälle verlaufen. Ein ähnliches Sicherheitskonzept verwendet Südafrika jetzt wieder. Jede Mannschaft steht rund um die Uhr unter Polizeischutz. Polizei und Armee würden die Überwachung von Stadien, den Anfahrtswege der Fans und aller Spielorte deutlich ausweiten, versprach Elias Mawela, der für die Sicherheit beim Turnier verantwortlich ist.

Mit hoher Polizeipräsenz möchten die Organisatoren auch hässliche Szenen vermeiden. Vergangenen November hatten Kinder in Johannesburg ausländerfeindliche Parolen gerufen und Steine auf den Bus der sambischen Nationalmannschaft geworfen. Torwart Kennedy Mweene wurde im Gesicht verletzt, einige Scheiben gingen zu Bruch. Ein Super-GAU für das Land: In vielen afrikanischen Staaten ist das Bild von Südafrika negativ, seit 2008 Gangs in den Armenvierteln von Johannesburg, Kapstadt und in anderen Großstädten Jagd auf Migranten aus den Nachbarländern machten. 62 Menschen kamen damals um Leben, mehr als 47.000 wurden vertrieben.

Fußballfans aus der Elfenbeinküste bei der Ankunft ihres Teams.
Nur wenige Fans können sich eine Reise nach Südafrika leisten.Bild: Getty Images

Südafrikas Team ist der Stimmungsmacher

Wichtigster Stimmungsmacher bei dem Turnier ist "Bafana Bafana" - das Nationalteam Südafrikas. "Wir wollen bis ganz zuletzt dabei sein. Wir möchten, dass unser Land auf uns stolz sein kann und wir ein tolles Turnier spielen", versprach Nationalspieler Dean Furman. So optimistisch sind sonst nur wenige Südafrikaner: Ein Testspiel gegen Norwegen verlor Südafrika mit 0:1, auch gegen Algerien gelang nur ein Unentschieden. Auf der FIFA-Rangliste dümpelt Südafrika auf Platz 84 vor sich hin. Bei einer Online-Abstimmung des Onlineportals Sport 24 meinte mehr als die Hälfte der Fans, dass das Team die Vorrunde nicht überstehen wird. Das war auch bei der WM 2010 der Fall.

Südafrikas Nationalspieler Dean Furman bei einem Kopfball.
Dean Furman glaubt, dass Südafrika ein gutes Turnier spielen wird.Bild: dapd

Zudem hat Südafrikas Fußballverband auch durch eine Korruptionsaffäre bei vielen Fans an Kredit verloren. Ein Untersuchungsbericht des Weltfußballverbandes FIFA stellte fest, dass mindestens vier Freundschaftsspiele gegen Guatemala, Thailand, Bulgarien und Kolumbien manipuliert worden waren. Nach dem Bericht hatte eine asiatische Wettmafia dabei im Hintergrund agiert. Der Chef des südafrikanischen Fußballverbandes SAFA, Kirsten Nematadani und vier weitere Funktionäre wurden daraufhin suspendiert. Vor wenigen Tagen dann die Kehrtwende: Der Verband teilte mit, dass alle fünf wieder im Amt seien - bis die Ermittlungen endgültig abgeschlossen seien.