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Begegnungen im Kanzleramt

Jens Thurau11. April 2003

Zum Alltag des Berliner Journalisten gehören Pressekonferenzen – wie die des Bundeskanzlers. Sie verlaufen meist nach einem genau festgelegten Schema und sind weitgehend überraschungsfrei.

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Von hier aus sind es noch 100 Meter Luftlinie und knapp 40 Minuten Wartezeit zum Bundeskanzler. Zunächst einmal muss der Reporter vor dem Kontrollhäuschen des Kanzleramtes in der Schlange warten. Dann wird der Ausweis eingezogen, die Tasche durch den Filmsafe geschoben, der Besucher mit einer Besucherkarte behängt.

Sodann wird der Reporter auf dem Weg zum Pressesaal im ersten Stock von einem Sicherheitsbeamten begleitet. Das wurde eingeführt, nachdem ein nassforsches Kamerateam vom Kontrollhäuschen aus statt zur Pressekonferenz zu gehen in die Privaträume der Kanzlergattin vordrang auf der Suche nach intimen Erkenntnissen. Zur Strafe gibt es jetzt Begleitschutz für alle Journalisten.

Die Worte des Kanzlers

Heute Rumänien, gestern Tschechien, morgen die Ukraine. Wer gerade als ausländischer Gast seine Dienstlimousine vor dem Kanzleramt parkt, ist den deutschen Journalisten egal. Sie kommen in diesen Tagen, um des Kanzlers Worte den Irak-Krieg betreffend einzusammeln. Diese Begegnungen mit der Presse – wie das Kanzleramt sie nennt – verlaufen immer gleich. Schröder und der Regierungschef der Ukraine/ Tschechiens/Rumäniens treten vor zwei Mikrofone und loben in etwa zweiminütigen Statements die beiderseitigen Beziehungen.

Dann schnellt zumeist der ARD-Reporter Werner Sonne aus der Reporterschar davor nach oben und fragt den Kanzler, was nun sei mit dem Wiederaufbau oder seinem Draht zu George W. Bush. Und der Kanzler sagt, der Draht sei gut und der Aufbau Sache der UN und im übrigen (das sagt Schröder gern) - im übrigen sei es unhöflich, den Gast neben ihm nichts zu fragen. Bevor das geschieht, sagt der Kanzler: "Danke, meine Damen und Herren" und zieht den Gast aus der Ukraine/Tschechien/Rumänien sanft mit sich.

Der Weg aus dem Kanzleramt

Immerhin: Der Weg heraus aus dem Kanzleramt ist leicht – und kann ohne Begleitung zurückgelegt werden. Sollen wir mal schnell oben bei Doris vorbeischauen?