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"Beerfest”

Anne Waldeck15. September 2006

Klischees verkaufen sich gut. Zu diesem Schluss muss man zwangsläufig kommen, wenn man einen amerikanischen Film namens “Beerfest” gesehen hat. Jetzt gibt's den auch in Deutschland. Was verspricht sich Hollywood davon?

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Der Filmstart in Deutschland wirft eine Frage auf: Was verspricht sich Hollywood davon? Denn der Film ist die größte Aneinanderreihung von Vorurteilen und Bösartigkeiten, die je über Deutschland verbreitet wurden. Vielleicht glaubt Hollywood an eine gelungene Parodie der Deutschen? Und setzt nun auf unsere Fähigkeit, über uns selbst zu lachen? Oder dass wir darüber lachen , dass jemand mit dieser Produktion auch Geld in Deutschland verdienen will?

Die Handlung des Streifens ist schnell erklärt: Die beiden deutschstämmigen Brüder Todd und Jan Wolfhoue reisen nach Deutschland, um die Asche ihres verstorbenen Großvaters auf dem Oktoberfest zu verstreuen. Dabei geraten sie in eine angeblich geheime Veranstaltung, die “Bierolympiade”. Diese findet zeitgleich zum Oktoberfest in einem Kellergewölbe unter der Theresienwiese statt. Nun müssen sie ihre nationale Ehre im Biertrinken verteidigen.

Indiana Jones auf bajuwarisch?

Die Beschreibung des Films deutet auf eine Art humoristische Neuverfilmung von Indiana Jones hin. Aber dieser Eindruck täuscht. Natürlich sind alle Deutschen Bayern, natürlich sind alle blond und tragen Lederhosen. Natürlich sind sie gegen Demokratie, und in jedem steckt ein kleiner Nazi. Sie jodeln, trinken, und prügeln, was das Zeug hält. Der Film tut alles, um uns wie Trottel aussehen zu lassen.

Der Fairness halber muss erwähnt werden, dass auch die dargestellten Amerikaner Intelligenz und Coolness missen lassen. Zudem stehen die Deutschen am Ende wenigstens als gute Verlierer da.

Clichés bringen Gewinn

Das gängige Bild der Deutschen in Badeschlappen mit weißen Socken, morgens um halb sieben Liegen am Hotelpool reservierend, scheint bezaubernd im Vergleich zu diesem Film. Offensichtlich kann man aber in den USA mit so etwas Geld verdienen. Immerhin hat der Film bei $12 Millionen Produktionskosten bis jetzt $16 Millionen eingespielt.

Den Film in Deutschland anlaufen zu lassen ist aber frech und schreit quasi nach Konsequenzen. Zum Beispiel könnten wir das Hofbräuhaus schließen. Oder es unter die Theresienwiese verlegen, damit Amerikaner es nicht mehr finden. Amerikanische Deutschland-Touristen würden schlagartig ihr Zuhause verlieren. Dann müssten sie sich im realen Deutschland zurecht finden.