Seuchengefahr
6. Februar 2007Der anhaltende Regen hat in der seit Tagen überfluteten indonesischen Millionen-Metropole Jakarta die Seuchengefahr verschärft: Die Gesundheitsbehörden warnten die Bevölkerung vor Infektionen durch das in den Straßen stehende Wasser, das oft mit Öl und Blei sowie Exkrementen und Coli-Bakterien verseucht sei. Dies könne zu Erkrankungen wie Cholera, Typhus oder Wundstarrkrampf führen. Auch über Ratten könnten Krankheiten übertragen werden, warnte Salimar Salim vom Gesundheitsamt in Jakarta.
Nach einem vorübergehenden leichten Sinken der Wasserstände stieg die Flut, die bereits rund 350.000 Hauptstädter aus ihren Häusern vertrieb und 36 Menschen tötete, erneut an. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden allein am Dienstag (6.2.) zwölf Tonnen Medikamente in Jakarta und Umgebung verteilt. 200 Ärzte und 3000 Helfer seien im Einsatz. Die meisten Hilfesuchenden können nur in behelfsmäßig eingerichteten Gesundheitsstationen behandelt werden.
Angst vor Plünderern
Das Auswärtige Amt in Berlin stellte 250.000 Euro für deutsche Hilfsorganisationen vor Ort zur Verfügung. Die Caritas will mit zusätzlich 160.000 Euro helfen, um Rettungsboote, Trinkwasser und Hygieneartikel kaufen zu können.
Immer noch stehen tausende Häuser bis zum Dach unter Wasser, verzweifelte Eltern versuchen, ihre Kinder auf den Schultern vor den Wassermassen zu retten. Aus Angst vor Plünderern wollten viele Bewohner trotz der Überschwemmungen ihre Häuser nicht verlassen, andere retteten sich mit wenigen Habseligkeiten auf Floße.
Wer ist schuld?
Der Gouverneur von Jakarta, Sutiyoso, rief die betroffenen Bewohner auf, im eigenen Interesse ihre überschwemmten Häuser zu verlassen und die Versorgung mit Hilfsgütern zu erleichtern. "Wenn Sie sich weigern, ihre Häuser zu räumen, dann gefährden Sie sich selbst. Außerdem ist es sehr schwierig, jeden einzelnen Haushalt mit Hilfsgütern zu versorgen", sagte Sutiyoso dem Radiosender ElShinta.
Es sind die schwersten Überschwemmungen in Jakarta seit fünf Jahren. Bei der Katastrophe von 2002 waren 40 Menschen ums Leben gekommen. Die Meteorologen warnten jedoch vor weiteren Wassermassen. "Diese Wetterlage wird sich mindestens bis Ende Februar nicht ändern", sagte ein Vertreter der indonesischen Wetterdienste. Während Gouverneur Sutiyoso von einem "zyklischen Naturphänomen" sprach, machte Umweltminister Rachmat Witoelar die Stadtplaner für die Überschwemmungen mitverantwortlich. Vielfach würden sie die ökologischen Auswirkungen ihrer Bauprojekte - etwa bei Entwässerungssystemen - ignorieren. (ina)