Bayern gescheitert - Ausschreitungen in Mailand
13. April 2005Bayern München hoffte im Viertelfinalrückspiel gegen Chelsea London am Dienstagabend (12.4.2005) vergeblich auf ein Wunder. Doch der 3:2 (0:1)-Erfolg über den Tabellenführer der englischen Premier League nutzte dem deutschen Rekordmeister nichts. Trotz zahlreicher Großchancen mühten sich die Münchner vergeblich, das 2:4 vom Hinspiel (6.4.2005) wettzumachen. Damit verpasste das Team von Bayern-Trainer Felix Magath zum vierten Mal nacheinander seit dem Final-Triumph von 2001 in der Königsklasse des europäischen Fußballs den Einzug ins Halbfinale. Durch das Scheitern der Magath-Elf ist damit keine deutsche Mannschaft mehr im Europapokal vertreten.
Vor 59.000 Zuschauern trafen Claudio Pizarro (65.), Paolo Guerrero (90.) mit seinem ersten Europapokal-Tor und Mehmet Scholl (90.+5) für die Bayern, die letztlich an ihrer schwachen Chancenverwertung scheiterten. Frank Lampard (30.) und Didier Drogba (80.) hatten die Engländer zwei Mal in Führung gebracht. Auf den Spitzenreiter der Premier League wartet nun im Halbfinale der Gewinner des Duells FC Liverpool - Juventus Turin.
"Wir hätten heute nicht ausscheiden müssen, denn es war ein furioses Spiel meiner Mannschaft. Wir sind auf dem Niveau von Chelsea, da entscheidet die Tagesform", konstatierte Felix Magath nach der Partie enttäuscht.
Aufholjagd nicht belohnt
Die nötige Leidenschaft und Aggressivität, um den Zwei-Tore-Rückstand wettzumachen, war den Bayern nicht abzusprechen, allerdings fehlten dem deutschen Rekordmeister Entschlossenheit und Cleverness vor dem gegnerischen Tor. Denn ausgerechnet die Rückkehrer Roy Makaay und Pizarro, die bis dahin zehn von 17 Champions-League-Toren der Münchner in dieser Saison erzielt hatten, konnten nicht überzeugen.
Dabei verfügten die Münchner mit konsequentem Spiel über die Flügel eigentlich über ein probates Mittel, um das Bollwerk der defensiv eingestellten Engländer zu knacken. Ze Roberto, der sein bestes Saisonspiel im Bayern-Trikot ablieferte, und Bastian Schweinsteiger schlugen von außen immer wieder gute Flanken, fanden jedoch in der Mitte zu selten Abnehmer.
Eindrucksvolle Schluss-Offensive
Wie aus heiterem Himmel gerieten die Bayern nach einer halben Stunde durch den ersten Torschuss des FC Chelsea in Rückstand. Und wie im Hinspiel beim schnellen 0:1 durch Cole war es der Brasilianer Lucio, der den Ball von Lampard unhaltbar für Kahn mit der Hacke ins eigene Tor abfälschte. Vorausgegangen war ein verlorenes Laufduell von Willy Sagnol gegen Joe Cole.
Mit der Einwechslung des offensivstarken Mehmet Scholl für Defensiv-Mann Martin Demichelis zog Magath sieben Minuten nach der Pause seinen letzten Trumpf aus dem Ärmel. Nachdem Kahn gegen Damian Duff (60.) das drohende 0:2 verhindert hatte, starteten die Bayern eine eindrucksvolle Schluss-Offensive. Als Cech Ballacks Kopfball nur an den Pfosten lenken konnte, staubte Pizarro zum 1:1 ab und gab den Bayern noch einmal Hoffnung. Die Führung lag zwei Mal in der Luft: In der 69. Minute köpfte Huth nach Flanke von Bixente Lizarazu an die eigene Latte, anschließend rettete Eidur Gudjohnsen nach Ballacks Kopfball auf der Linie. Doch zehn Minuten vor dem Ende machte Drogbas Tor allen Münchner Träumen ein Ende.
München: Kahn - Sagnol, Kovac, Lucio, Lizarazu (78. Salihamidzic) - Schweinsteiger, Demichelis (52. Scholl), Ballack, Ze Roberto - Makaay (73. Guerrero), Pizarro
Chelsea: Cech - Huth, Carvalho, Terry, Gallas - Makelele - Cole (90.+2 Morais), Lampard, Duff (71. Tiago) - Gudjohnsen (88. Geremi), Drogba
Schiedsrichter: Manuel Enrique Mejuto Gonzalez (Spanien)
Tore: 0:1 Lampard (30.), 1:1 Pizarro (65.), 1:2 Drogba (80.), 2:2 Guerrero (90.), 3:2 Scholl (90.+5)
Zuschauer: 59.000 (ausverkauft)
Rote Karten: keine
Gelb-Rote Karten: keine
Gelbe Karten: Kovac (3) - Gudjohnsen
Merk stoppt Mailänder Stadtderby
Das parallel zum Bayern-Spiel ausgetragene Mailänder Stadtderby im Viertelfinale der Champions League zwischen Inter Mailand und dem AC Mailand wird ein Nachspiel bei der Europäischen Fußball-Union (UEFA) haben. Der deutsche FIFA-Schiedsrichter Markus Merk brach die Partie nach skandalösen Vorfällen im Giuseppe-Meazza-Stadion beim Stand von 1:0 für AC Mailand ab.
Bis zur 73. Minute war die Partie vor 83.000 Tifosi im ausverkauften Stadion in geordneten Bahnen verlaufen. Auslöser für die Randale war das von Merk zu Recht aberkannte Tor durch Inter-Stürmer Esteban Mattias Cambiasso in der 71. Minute.
Feuerwerkskörper auf AC-Keeper
Merk musste das Euro-Derby zum ersten Mal unterbrechen, als Inter-Fans AC-Mailand-Torwart Dida mit einem Feuerwerkskörper an der Schulter verletzten. Nach Diskussionen mit seinen Schiedsrichter-Kollegen schickte der deutsche Unparteiische beide Teams zunächst in die Kabinen, pfiff die Partie aber nach Rücksprache mit dem UEFA-Offiziellen nach 15 Minuten wieder an. Als daraufhin sofort wieder Feuerwerkskörper und Flaschen aus der Inter- Kurve auf den Rasen flogen, brach Merk das Viertelfinal-Rückspiel endgültig ab.
Die Kontroll- und Disziplinarkommission UEFA tritt am Freitag (15.4.2005) um 14.00 Uhr MESZ in Nyon zusammen, um über mögliche Sanktionen gegen Inter zu entscheiden. Zunächst will die UEFA die TV-Bilder auswerten und den Bericht von Schiedsrichter Markus Merk abwarten.
Ebenfalls noch nicht endgültig geklärt ist, wie die Begegnung gewertet wird. "Der Referee und der Spiel-Beauftragte haben das 1:0 als provisorisches Ergebnis ausgegeben, aber die endgültige Entscheidung liegt bei der Kontroll- und Disziplinarkommission", erklärte ein UEFA-Sprecher. Möglich ist auch, dass die Partie mit 3:0 für den AC gewertet wird oder die verbleibenden 15 Minuten doch noch nachgespielt werden.
Inter Mailand: Toldo - Javier Zanetti, Cordoba, Materazzi, Favalli - Cristiano Zanetti (46. Mihajlovic), Veron, Cambiasso - Van der Meyde, Adriano (51. Martins), Kily Gonzalez (46. Cruz)
AC Mailand: Dida - Cafu, Nesta, Stam, Maldini - Ambrosini, Pirlo, Seedorf - Kaka - Schewtschenko, Crespo
Schiedsrichter: Markus Merk (Kaiserslautern)
Zuschauer: 82.700 im Giuseppe-Meazza-Stadion
Tor: 0:1 Schewtschenko (30.)
Rote Karten: keine
Gelb-Rote Karten: keine
Gelbe Karten: Kily Gonzalez, Cordoba, Cambiasso - Ambrosini, Nesta
(ms)