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Bautechnikfirma Royal Imtech ist pleite

13. August 2015

Nach dem Gebäudeausrüster Imtech Deutschland ist auch dessen niederländische Muttergesellschaft Royal Imtech insolvent. Das Unternehmen war durch mutmaßliche Betrugsfälle in Deutschland und Polen in Schieflage geraten.

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Demontage des Imtech-Schriftzugs am HSV Stadion
Bild: Imago/O. Ruhnke

Der niederländische Gebäudeausrüster Imtech ist am Donnerstag vom zuständigen Gericht in Rotterdam für insolvent erklärt worden. Unmittelbar nach der Entscheidung seien zwei Konzerntöchter - Imtech Marine und Imtech Nordic - verkauft worden, teilten die vom Gericht eingesetzten Treuhänder Paul Peters und Jeroen Princen mit. "Diese Transaktion sichert die Weiterbeschäftigung von 7300 Imtech-Mitarbeitern, darunter 1300 in den Niederlanden", heißt es in der Mitteilung. Insgesamt hatte Imtech weltweit 22.000 Mitarbeiter.

Die Tochterfirma "Imtech Deutschland" musste bereits in der vergangenen Woche Insolvenz anmelden. Imtech Deutschland ist an 960 Baustellen beteiligt und will alle Arbeiten weiterführen. So ist das Unternehmen Zulieferer für die Brandschutzanlage des künftigen Berliner Flughafens BER und dort auch für Elektroarbeiten, Heizung, Sanitär und Lüftung zuständig.

Korruptionsvorwürfe

In den vergangenen Jahren hatte die Firma an Prestigeprojekten wie dem Sony-Center in Berlin, der Allianz-Arena in München und dem "Spiegel"-Hochhaus in Hamburg mitgearbeitet.

Royal Imtech, einst ein Konzern mit vier Milliarden Euro Umsatz, hatte kein Bein mehr auf den Boden bekommen, nachdem er in Deutschland und Polen vor zwei Jahren von Bilanzbetrügereien, Korruptions- und Kartellvorwürfen erschüttert worden war.

In Deutschland ging es dabei auch um mutmaßlich betrügerische Aktivitäten am Berliner Flughafen und um Absprachen beim Bau eines Kraftwerks für den Versorger RWE. Das deutsche Management wurde daraufhin entlassen, doch gerichtlich sind die strafrechtlichen Vorwürfe nicht geklärt. Mehrere Staatsanwaltschaften ermitteln.

In den vergangenen Jahren verschärften sich die Geldprobleme des Unternehmens immer mehr, die Aktie verlor 99 Prozent ihres Wertes.

Aktionäre gehen leer aus

Für andere Imtech-Töchter, etwa in Spanien, Belgien, Großbritannien und Irland, sucht Imtech nun Käufer, Gespräche seien bereits im Gange. Auch am niederländischen Geschäft gebe es "viel Interesse", teilte das Unternehmen mit.

Die Gläubigerbanken können durch den Erlös aus der Zerschlagung hoffen, einen Teil ihres Geldes zurückzuerhalten. Nach früheren Angaben ist Imtech mit mehr als 1,2 Milliarden Euro verschuldet.

Die Aktionäre von Royal Imtech gehen nach der Insolvenz komplett leer aus, wie das Unternehmen mitteilte. Damit muss die deutsche Commerzbank gut 70 Millionen Euro endgültig in den Wind schreiben. Sie war nach einer von ihr mitorganisierten, aber missglückten Kapitalerhöhung im Herbst auf einem Paket Imtech-Aktien sitzengeblieben. Zusammen halten die Commerzbank und drei niederländische Großbanken 47 Prozent an Imtech.

Auch die Deutschland-Tochter dürfte nach der Pleite der Mutter vergeblich auf Geld aus den Niederlanden warten. Royal Imtech war Imtech Deutschland zuletzt 21 Millionen Euro für die Finanzierung des laufenden Geschäfts schuldig geblieben.

hmf/bea (afp, dpa, rtr)