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Bauernverband will Schadenersatz für Hühnerbetriebe

5. August 2017

Im Skandal um Eier, die mit Fipronil verseucht sind, werden Rufe nach einem finanziellen Ausgleich laut. Die Politik streitet über die politische Verantwortung. Und in manchen Bundesländern gibt es ein weiteres Problem.

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Skandal um belastete Eier
Bild: picture alliance/dpa/H. Media

Die betroffenen Landwirte in Deutschland dürften nicht auf ihren Schäden sitzen bleiben und müssten entschädigt werden, machte der stellvertretende Generalsekretär des Bauernverbands, Udo Hemmerling, deutlich. Den Zeitungen der Funke-Mediengruppe sagte er, beim Einsatz von Fipronil handele es sich um ein "klares Fehlverhalten eines Dienstleisters, der dieses Insektizid illegal einem legalen Desinfektionsmittel untergemischt hat". Das Insektengift ist mittlerweile auch in Eiern aus Niedersachsen nachgewiesen worden. Vier Betriebe wurden gesperrt, weitere werden überprüft. Wie Hemmerling sagte, entsteht einem gesperrten Betrieb täglich ein Schaden von rund 4000 Euro an Umsatzverlust. Diesen finanziellen Schaden müsse "der Verursacher" begleichen. Von Bund und Ländern forderte Hemmerling eine schnelle Aufklärung des Falls.

Minister Schmidt verteidigt sich

Gegen Kritik an seinem Krisenmanagement wehrt sich Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt. Die Experten seines Hauses und der nachgeordneten Behörden seien "seit Tagen nahezu rund um die Uhr im Einsatz, um weitere Kenntnisse über den Sachverhalt zu erlangen und um den Informationsaustausch zwischen den Behörden sicherzustellen", betonte der CSU-Politiker in der "Passauer Neuen Presse".

Christian Schmidt Bundeslandwirtschaftsminister
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt meint, dass er alles richtig macht Bild: picture-alliance/dpa/J. Carstensen

Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt hatte ihm zuvor vorgeworfen, tagelang "in der Versenkung zu verschwinden", während die Verbraucher verunsichert seien. Zum Vorwurf, dass es nicht genügend Lebensmittelkontrolleure gebe, sagte Schmidt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: "Es waren doch gerade die amtlichen Kontrollen, die den Vorgang aufgedeckt haben. Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass Lebensmittelbetrug und kriminelle Energie nie zu 100 Prozent ausgeschlossen werden können."

Fipronil in 14 Bundesländern

Mit Fipronil belastete Eier oder daraus erzeugte Produkte sind inzwischen in 14 Bundesländern gefunden worden. Die Discounter Aldi Nord und Aldi Süd räumten am Freitag alle Eier aus den Regalen. Am Abend wurden außerdem erstmals verarbeitete Produkte zurückgerufen: Das Unternehmen Neue Mayo Feinkost rief sechs Salatprodukte zurück, für die Fipronil-Eier verarbeitet worden sein sollen. Betroffen sind hier Berlin, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein.

Vor allem in den Niederlanden war in Legehennenbetrieben das für diesen Zweck verbotene Insektengift Fipronil eingesetzt worden, viele der dort produzierten Eier wurden nach Deutschland verkauft. Die giftige Substanz gelangte nach derzeitigem Stand der Ermittlungen über das Reinigungsmittel Dega-16 in die Ställe. Vermutlich hatte ein belgischer Hersteller Fipronil beigemischt.

Ex-Agrarministerin Renate Künast fordert eine bessere Abstimmung zwischen Bund und Ländern bei Lebensmitteltests. "Dann kann nämlich jedes Bundesland seine Testkapazitäten auf andere Produktgruppen konzentrieren. So kommt man schneller zu einem Ergebnis", sagte die Grünen-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. Ihrem Nachfolger Schmidt wirft Künast vor, er habe sich nach Bekanntwerden des Problems erst einmal gar nicht gekümmert. "Obwohl sich das Land entgeistert gefragt hat: Was machen eigentlich Läusebekämpfungsmittel in meinem Ei?"

Und jetzt auch noch Salmonellen ...

In mehreren Bundesländern gibt es seit Freitag noch ein weiteres Problem mit Hühnereiern: Wegen des Verdachts auf Salmonellen rief das Regensburger Unternehmen Axvitalis in vier Bundesländern Eier aus Bodenhaltung zurück. Betroffen sind Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen und Hessen, wie es am Freitagabend auf der Seite lebensmittelwarnung.de hieß. Bei einer Untersuchung sei das Bakterium Salmonella Enteritidis nachgewiesen worden.

se/jj (dpa, afp)