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Irische Bauern für ein Ja

24. September 2009

Anfang Oktober stimmen die Iren über den EU-Reformvertrag ab. Die irischen Bauern, die sich auf einer Wettpflüg-Meisterschaft trafen, scheinen diesmal für den Vertrag stimmen zu wollen.

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Ein Traktor auf einem Feld (Foto: DW/Susanne Henn)
Jedes Jahr findet in Irland ein Wettpflügen stattBild: DW/Susanne Henn

In Athy in der irischen Grafschaft Kildare wird um die Wette gepflügt. Die genannten "Ploughing Championships" sind ein Ereignis in Irland, zu dem jedes Jahr tausende Menschen reisen. Und auch hier gibt es - neben dem Wettpflügen - ein Thema, das viele beschäftigt: das anstehende Referendum.

"Haben wir wirklich eine Wahl?"

Bauern mit Plakaten (Foto: AP)
2008 protestierten die Bauern noch gegen Barroso, heute wollen sie für den Vertrag von Lissabon stimmenBild: AP

Liam ist ein Fleisch-Bauer aus Tullamore in der Grafschaft Offaly, der Heimat des glücklosen irischen Premierministers Brian Cowen, Er weiß schon jetzt, zwei Wochen vor der Abstimmung, wo er sein Kreuz am 2. Oktober machen wird. Liam wird dem Lissabon-Vertrag zustimmen. "Die Befürworter vertreten ihr Anliegen diesmal besser und energischer. Das ist auch für Irland besser", sagt er.

Um ihn herum stehen die zum Teil antiken Traktoren, mit denen um die Wette gepflügt werden soll. Die Bäuerin Eilish beobachtet ihren Sohn, der gerade matt glänzende Erdschollen umbricht. Siw weiß im Gegensatz zu Liam noch nicht, wie sie abstimmen wird. "Haben wir wirklich eine Wahl? Was passiert, wenn die Regierung und die EU noch einmal nicht das erwünschte Resultat erhalten?", fragt sie sich. Beim letzten Mal hätten die Iren ihre Antwort gegeben, aber das sei nicht akzeptabel gewesen. "Stimmen wir jetzt so lange ab, bis es ein Ja gibt?"

Der Krise sei Dank?

Die Bank von Irland (Foto: dpa)
Die Wirtschaftskrise ist für den Stimmungsumschwung verantwortlichBild: picture-alliance/ dpa

Während Eilish noch nach einer Entscheidung sucht, hat Rose, eine pensionierte Bäuerin aus Wicklow ihre Meinung geändert. Beim letzten Referendum habe sie gegen den Vertrag von Lissabon gestimmt, sagt sie. "Aber jetzt habe ich mich kundig gemacht und mir den Zustand Irlands angeschaut: Diesmal werde ich zustimmen." Der Einbruch der irischen Wirtschaft habe dabei eine bedeutende Rolle gespielt.

Die Krise hat die Lage in Irland völlig verändert: Die irischen Wähler wissen, dass ihre Geschäftsbanken nur dank der Europäischen Zentralbank noch liquide sind. Gerade hat das Statistische Amt die jüngsten Schreckensbotschaften verbreitet: Erstmals seit 15 Jahren wandern wieder mehr Menschen aus als ein, die Beschäftigung schrumpfte im zweiten Quartal 2009 um acht Prozent. Deshalb wird am 2. Oktober nicht so sehr über die Feinheiten des Reform-Vertrags abgestimmt, sondern vielmehr über die Zugehörigkeit Irlands zur EU. Ein Rechnungsprüfer, der sich auf den Wettbewerb verirrt hat, bringt es auf den Punkt: "Uns geht es am besten in Europa und da sollen wir auch Teil der Vereinbarungen von Lissabon sein."


Autor: Martin Alioth
Redaktion: Julia Kuckelkorn