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Batterie ist günstiger als Kohlekraft

Gero Rueter16. September 2014

Zu 28 Prozent kommt deutscher Strom aus erneuerbaren Energien. Für die Netzstabilität wird noch Kohlekraft gebraucht. "Batterien sind günstiger", sagt Philip Hiersemenzel. Seine Firma baute Europas größten Batteriepark.

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Eröffnung größter Batteriepark Europas in Schwerin (Foto: dpa)
Bundes-Energieminister Sigmar Gabriel (2. v. rechts) bei der Eröffnung des Batterieparks in NorddeutschlandBild: picture-alliance/dpa/J. Büttner

Deutsche Welle: Herr Hiersemenzel, Ihre Firma Younicos hat zusammen mit dem kommunalen Energieversorger Wemag Europas größten kommerziellen Batteriepark in Schwerin errichtet. Von Wirtschafts- und Energieminister Sigmar Gabriel wurde er nun eröffnet. 5.000 Kilowattstunden Strom können darin gespeichert werden. Welche Bedeutung hat dieses Projekt?

Das Projekt ist sehr wichtig für die Energiewende. Obwohl es schon viel Wind- und Sonnenstrom gibt, brauchen wir derzeit noch die Kohlekraftwerke für die Stabilität im Stromnetz. Kohle- und Atomkraftwerke gleichen die Schwankungen von Wind- und Sonnenstrom aus. Und für diese sogenannte Regelenergie müssen sie noch in Betrieb sein und wir können sie nicht ausschalten.

Mit den Batteriespeichern setzen wir jetzt an diesem Punkt an. Der Speicher übernimmt diese Regelleistung. Strom wird für einige Sekunden, maximal wenige Minuten aus dem Netz genommen oder eingespeist. Und unsere Batteriespeicher sind viel effizienter und schneller als thermische Großkraftwerke. Unser fünf-Megawatt-Speicher bringt die gleiche Ausgleichsleistung wie ein 50-Megawatt-Kraftwerk.

Wie viele dieser Großbatterien bräuchte man für die Netzstabilität in Deutschland?

Derzeit müssen in Deutschland ungefähr 25 Kohle- oder Atomkraftwerke zur Erhaltung der Netzstabilität immer in Betrieb sein. Damit die Energiewende funktioniert, müssen diese Kraftwerke nach und nach vom Netz. Die klassischen, konventionellen Kraftwerke werden dann nur noch bei sehr schlechtem Wetter gebraucht. Um die Netzstabilität nur mit Batteriespeichern zu erreichen, brauchen wir eine Kapazität von zwei bis zweieinhalb Gigawatt in Deutschland. Das sind 400 bis 500 Batteriespeicher in dieser Größe.

Batteriepark von Innen (Foto: dpa)
Sieht aus wie in einem Rechenzentrum: Lithium-Ionen-Akkus für die Netzstabilität.Bild: picture-alliance/dpa/J. Büttner

Wie teuer ist ihre Regelenergie mit Batterien im Vergleich zur Kohlekraft?

Unsere Batterie ist die erste kommerzielle Batterie in ganz Europa. Im Endeffekt ist unsere Regelleistung für das Stromnetz etwas günstiger als die von Kohlekraftwerken. Deswegen rechnet sich auch der Betrieb für den kommunalen Energieversorger Wemag als Investor und Betreiber. Wie viel günstiger das ist, das lässt sich heute seriös nicht vorhersagen. Aus der Perspektive der Volkswirtschaft und des Stromkunden ist eine Regelleistungen mit Batterien insgesamt günstiger.

In der Batterietechnik gibt es derzeit riesige Sprünge. Wo geht die Reise hin?

Im Augenblick profitiert die Batterietechnik von der Elektromobilität. Es werden sehr viele Batterien hergestellt und die Preise sinken enorm. Alleine in den zwölf Monaten, die wir gebraucht haben, um den Batteriepark in Schwerin zu errichten, ist der Preis für das Lithium um 20 Prozent gefallen.

Philip Alexander Hiersemenzel, Mitglied von Younicos (Foto: Richard Fuchs)
Pressesprecher Hiersemenzel sieht eine große Zukunft für die BatterietechnikBild: Richard Fuchs

Ist ein Ende der Preisentwicklung schon in Sicht?

Nein. Wie Windkraft und Photovoltaik werden auch die Batterien immer billiger. Es ist eine langfristige Preisentwicklung nach unten. Aber schon heute rentiert sich diese Investition.

Philip Hiersemenzel ist Pressesprecher der Younicos AG. Das Berliner Unternehmen entwickelt autarke Stromnetze mit Batterietechnik.

Das Interview führte Gero Rueter.