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Barak zu Gesprächen in Moskau

6. September 2010

Moskau verfolgt seit Jahren handfeste eigene Interessen im Nahen Osten. Auch beim aktuellen Besuch des israelischen Verteidigungsministers Ehud Barak in Russland geht es um militärische Kooperation.

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Blick über die Moskwa auf einen Teil des Kremls (Foto: dpa)
Russisch-israelisches Treffen in MoskauBild: picture-alliance / dpa/dpaweb

Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak reiste am Montag (06.09.2010) nach Russland. Mit seinem Besuch folgt er vielen anderen aus der Region: Syrer, Iraner, Palästinenser – unter ihnen auch Vertreter der islamistischen Hamas, sowie verschiedene israelische Regierungschefs standen bereits auf der Moskauer Besucherliste. Mehr als der Friedensprozess stehen dabei handfeste Interessen im Vordergrund. Und fast immer sind dabei Waffen im Spiel.

Militärtechnische Kooperation

Israels Verteidigungsminister Ehud Barak (Foto: AP)
Barak traf in Moskau seinen russischen Amtskollegen Anatoli SerdjukowBild: AP

Barak will jetzt die Bemühungen Israels intensivieren, zwei Waffengeschäfte Moskaus zu verhindern: Den Verkauf von S-300 Luftabwehrraketen an den Iran und den von P-800 ("Yakhont") Anti-Schiff-Raketen an Syrien. In beiden Fällen besteht Russland darauf, dass es sich um Defensivwaffen handle, die keine Gefährdung Israels darstellten und auch keinem Sanktionsbeschluss wie gegen den Iran unterlägen. Im Übrigen versichert Moskau, dass es "zu seinen Verpflichtungen stehe": Die Lieferverträge sind teilweise bereits älteren Datums und je länger die Lieferung auf sich warten lässt, desto mehr gefährdet das die politische Imagekampagne, die die Russen in der Region verfolgen.

Auch in Israel bemüht Moskau sich um engere Beziehungen. Und das sicher nicht in erster Linie wegen der etwa einen Million russischer Juden, die inzwischen dort leben. Sondern auch, weil Israel in Gegenden aktiv ist, wo dies den Russen gar nicht gefällt. So hatte Israel bis vor zwei Jahren enge militärische Kooperation mit Georgien und lieferte dem Land unter anderem israelische Drohnen – unbemannte Aufklärungsflugzeuge. Nach dem kurzen Krieg dort stellte Jerusalem die Lieferungen ein, heute will Moskau selbst solche Drohnen in Israel kaufen.

Schutz vor Syrien und Iran

Absperrungen vor dem Atomkraftwerk Buschehr (Foto: AP)
Im August ist das AKW Buschehr gestartet - mit russischer HilfeBild: AP

Ob und in welchem Umfang die Russen auch an anderen israelischen Waffensystemen interessiert sind, ist unbekannt. Solange – wie in vielen Fällen – dabei US-amerikanische Technologie verwendet wird, unterliegen diese aber strikten Ausfuhrbeschränkungen. Und wenn es wie bei den Drohnen um rein israelische Entwicklungen geht, dann bleibt offen, ob deren Ankauf durch Moskau Jerusalem gegenüber den russischen Waffenverkäufen versöhnlicher stimmt.

Wohl eher nicht. So zumindest lautet die Botschaft Ehud Baraks: moderne Anti-Schiff-Raketen in Syrien könnten ihren Weg in den Libanon und dort zur Hisbollah finden, die sie dann gegen Israel einsetzen könnte. Und eine verbesserte Luftabwehr im Iran würde einen israelischen Angriff auf die iranischen Atomanlagen erheblich erschweren.

Israels Abrüstung kein Thema

Vor solch einem Angriff hat Moskau allerdings auch schon wiederholt gewarnt und es hat auch immer wieder versucht, den Druck auf den Iran nicht allzu stark anwachsen zu lassen, um die Gefahr kriegerischer Auseinandersetzungen niedrig zu halten. Moskau möchte lieber im Iran Geld verdienen. Etwa durch den Bau von Atomreaktoren. Auch in Syrien ist der Bau eines russischen Reaktors im Gespräch, nachdem Israel dort einen nordkoreanischen Reaktor im Rohbau zerstört hatte. Moskau versichert, dass nur friedliche Ziele verfolgt würden und es tritt zusammen mit Syrien für einen "atomwaffenfreien Nahen Osten" ein. Gemeint ist damit die atomare Abrüstung Israels, denn nur dieses verfügt bisher in der Region über Atomwaffen. Hierüber allerdings wird Ehud Barak in Moskau kaum zu sprechen bereit sein.

Autor: Peter Philipp

Redaktion: Stephanie Gebert