Baohan Street: Chinas größte afrikanische Community
Im südchinesischen Guangzhou lebt die größte afrikanische Community Chinas. Wie - das zeigen Bilder des chinesischen Fotografen Li Dong. Seine besten Aufnahmen werden zurzeit in der Universität Köln ausgestellt.
Blick durch die Kamera
"African Street" oder "Chocolate City", so wird die Baohan Straße in der südchinesischen Stadt Guangzhou genannt. Dort lebt die größte afrikanische Community Chinas, geschätzt 200.000 bis 500.000 Menschen. Der chinesische Fotograf Li Dong ist in die Baohan Straße abgetaucht. Mit der DW spach er über seine Bilder und Eindrücke.
Viel Geduld
"Ich habe zwei Jahre lang auf der African Street gelebt, um diese Fotos machen zu können. Ich musste zunächst Vertrauen aufbauen. Dafür bin ich in eine Wohngemeinschaft mit vier Afrikanern gezogen, und das hat mir die Tür zur Community geöffnet", sagt der Fotograf Li Dong. "Mit den Fotos möchte ich zeigen, wie international China inzwischen ist".
Neue Nachbarn
"Innerhalb der zwei Jahre habe ich mich mit meinem Nachbarn Monem angefreundet. Wir saßen oft bei einem Bier auf der African Street", sagt Fotograf Li Dong. 80 Prozent der afrikanischen Einwanderer dort sind männlich. Sie kommen vor allem aus Kamerun, Nigeria und Angola.
Warum ausgerechnet Guanghzou?
"Guangzhou hat 14 Millionen Einwohner und hat eine lange Tradition als Handelsstadt. Das lockt viele Afrikaner an, die auf der Suche nach schnellem Geld sind. Die meisten kamen in den letzten 10 bis 15 Jahren", erklärt Li Dong. "Peking und Schanghai ziehen nicht so viele Arbeiter an, sondern eher Akademiker."
Ein internationaler Marktplatz
Auf der "African Street" wird viel gehandelt, etwa mit Obst und Gemüse. Und so international wie die Bewohner sind inzwischen auch die Preisschilder. Die meisten sind zwar auf Chinesisch. "Aber ständig sieht man auch englischsprachige Schilder, die zum Beispiel die günstigsten Melonen auf der ganzen Welt anpreisen", sagt Fotograf Li Dong.
Volle Restaurants
Abends, gegen 22 Uhr, sind die Restaurants im Viertel besonders belebt. "Viele Bewohner von Guangzhou sind chinesische oder afrikanische Muslime. Deshalb gibt es auch etliche Halal Restaurants".
Vibrierendes Nachtleben
Auch das Nachtleben pulsiert. Das Viertel verwandelt sich dann zu einem Schmelztiegel aus Tanz und Musik. Neueste Hits aus Lagos, Akkra oder Kinshasa ziehen auch Chinesen, Amerikaner und Europäer an. "Auch ich war oft nachts mit meiner Kamera unterwegs und so habe ich es geschafft, die Menschen dort besser kennenzulernen", erinnert sich Li Dong.
Probleme mit der Polizei
"Alle bleiben eher unter sich, aber vereinzelt kommt es zu Freundschaften oder sogar Liebesbeziehungen zwischen Chinesen und Afrikanern. Die Menschen in Guangzhou sind offen und positiv gegenüber den Afrikanern eingestellt", sagt Li Dong. "Ärger gibt es eher mit der Polizei, da einige bleiben, obwohl ihre Visa abgelaufen sind. Regelmäßig gibt es Razzien".
Von Guangzhou in die Welt
Die Fotoreihe von Li Dong war bereits in Guangzhou selbst und in Paris zu sehen. "Viele Besucher in Frankreich wussten nicht, dass es in China so viele Afrikaner gibt". Bis zum 15. November 2014 sind die Bilder in Köln zu sehen, danach in Brüssel. Li Dong würde die Fotos aber auch gerne mal in Afrika zeigen.