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Reform und Krise

Karl Zawadzky, Washington18. Oktober 2007

Immerhin, die Reform des Internationalen Währungsfonds geht weiter: Schwellenländer sollen mehr Einfluss erhalten. Doch das IWF-Jahrestreffen steht im Zeichen einer Krise.

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Rodrigo de Rato: "Mehr Gefahren"Bild: picture-alliance/dpa

Über die Hälfte des weltweiten Wirtschaftswachstums wird von China, Indien und Russland erzeugt. Vor diesem Hintergrund verlangen diese und andere Schwellenländer mehr Einfluss beim Internationalen Währungsfonds und bei der Weltbank, die derzeit in Washington ihre Jahrestagung abhalten. Zum Beispiel ist Russland bei der Weltbank auf dem Weg, vom Kreditnehmer zum Geldgeber zu werden. China erhält zwar noch Unterstützung, aber weniger in Form von Krediten, sondern mehr und mehr auf dem Wege der Beratung. Denn China verfügt über die weltweit höchsten Devisenreserven, ebenso hat Russland aus den Öl- und Gasexporten hohe Überschüsse angehäuft.

Reformen dank Konkurrenzdruck

Viele der früheren Kreditnehmer des Währungsfonds und der Weltbank haben ihre Schulden getilgt. Mehr noch: In Südamerika ist bereits auf Initiative des venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez ein Gegeninstitut zur Weltbank gegründet worden. Nun hat Brasiliens Präsident Lula bei einem Besuch in Afrika ebenfalls ein Konkurrenzinstitut zum Währungsfonds angeregt. Das stärkt die Reformbereitschaft der großen Industriestaaten, die bei den beiden multilateralen Institutionen das Sagen haben, enorm. Bis zur Jahrestagung 2008 wollen sie den großen Schwellenländern sowie auch den ärmeren Entwicklungsländern beim Währungsfonds und bei der Weltbank mehr Einfluss einräumen.

Im Zeichen der Kreditkrise

Die Verhandlungen darüber werden auf der gegenwärtigen Jahrestagung (bis zum 22.10.) in Washington fortgeführt. Bis zum Herbst nächsten Jahres sollen für alle Seiten akzeptable Ergebnisse vorliegen. Überlagert wird die Reformdebatte von der Kreditkrise, die im Sommer in Amerika ausgebrochen ist und Banken in aller Welt in Mitleidenschaft gezogen hat. IWF-Direktor Rodrigo de Rato erklärte: "Es ist klar, dass das Wirtschaftswachstum beeinträchtigt wird, aber nicht auf dramatische Weise. Dennoch: Es ist ebenso klar, dass die Risiken für die Weltwirtschaft heute größer sind als vor sechs Monaten, als wir uns im April getroffen haben."

Die Weltwirtschaft ist nicht nur von den Folgen der Kreditkrise betroffen, sondern im Finanzsystem sind die globalen Ungleichgewichte gewachsen, der Protektionismus nimmt zu und der Ölpreis ist auf ein Rekordhoch gestiegen. Nach Meinung von IWF-Direktor Rato kommt es darauf an, die richtigen Lehren aus der Krise zu ziehen - dass dabei die Kompetenz des Internationalen Währungsfonds mit an erster Stelle steht, ist für den IWF-Direktor selbstverständlich.