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Appell gegen Hunger

3. Juni 2008

Mit einem Appell zur Bekämpfung des Hungers in der Welt hat in Rom der Ernährungsgipfel der Vereinten Nationen begonnen. Hilfsorganisationen bezweifelten jedoch, dass dort Wege aus der Lebensmittelkrise gefunden werden.

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Ban Ki Moon auf der Welternährungskonferenz(AP Photo)
Ban Ki Moon auf der WelternährungskonferenzBild: AP

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon mahnte am Dienstag (03.06.08) zur Eröffnung des Treffens am Sitz der Welternährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) internationale Handelsreformen an. Unter den Teilnehmern der dreitägigen Konferenz sind rund 50 Staats- und Regierungschefs. Sie suchen in Rom Lösungen für die globale Lebensmittelkrise. Ban rief sie auf, die "historische Gelegenheit" für eine "Wiederbelebung der Landwirtschaft" zu nutzen.

Angesichts der Zunahme der Weltbevölkerung sei es erforderlich, dass die Lebensmittelproduktion bis zum Jahr 2030 um 50 Prozent gesteigert werde, sagte Ban. Um eine Verarmung infolge falscher Nahrungsmittelpolitik zu verhindern, bedürfe es wirtschaftlicher Reformen. Exportbeschränkungen und Maßnahmen zur Preiskontrolle hätten Wettbewerbsverzerrungen ausgelöst und sollten daher fallengelassen werden. Ban forderte eine Einigung im Rahmen der Welthandelsorganisation (WTO).

Streit über Biosprit

Im Bereich der Biokraftstoff-Produktion sei ein "größeres Maß an internationalem Konsens" erforderlich, sagte Ban weiter. Die zunehmende Nutzung von Biosprit steht in der Kritik, weil sie zum Anstieg der Preise für Grundnahrungsmittel beiträgt. Ägyptens Staatschef Husni Mubarak forderte, die Biokraftstoff-Produktion müsse gedrosselt werden. Brasiliens Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva, dessen Land nach den USA zweitgrößter Exporteur von Bioethanol ist, wehrte die Kritik ab. Wenn der Anbau ernsthaft erfolge, könne das ein wichtiges Mittel sein, um die armen Länder aus der Lebensmittelunsicherheit zu führen. Er fügte hinzu: "Es beleidigt mich, wenn ich sehe, wie mit dem Finger auf die saubere Energie aus Biotreibstoffen gezeigt wird - mit Fingern, die dreckig von Öl und Kohle sind."

"Skandal der Menschheitsgeschichte"

Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) nannte die hohe Zahl der Hungernden einen "Skandal der Menschheitsgeschichte". Die Erde könne die wachsende Weltbevölkerung ernähren, jedoch sei es dafür erforderlich, dass die Weltgemeinschaft "die notwendigen Voraussetzungen" schaffe.

FAO-Chef Jacques Diouf sagte, es müssten "schnell mutige Entscheidungen" getroffen werden, um die Welt vor einer "gefährlichen Situation" zu bewahren. Die Zeit des Redens sei seit langem vorbei, der Zeitpunkt zum Handeln gekommen. Er verurteilte zudem die Völlerei in reichen Ländern: "Der überflüssige Konsum durch die Übergewichtigen dieser Welt kostet jedes Jahr 20 Milliarden Dollar", erklärte er. "Dazu müssen die indirekten Kosten von 100 Milliarden Dollar durch vorzeitige Todesfälle und Krankheiten gezählt werden."

Irans Präsident erregt Gemüter

(AP Photo/Pier Paolo Cito, pool)
Mugabe wird vorgeworfen, mit der Vertreibung weißer Landbesitzer eine Agrarkrise in seinem Land verursacht zu habenBild: AP

Für Kritik und Proteste sorgte die Anwesenheit des umstrittenen Präsidenten von Simbabwe, Robert Mugabe. Auch Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad erregte mit weiteren Verbalattacken gegen Israel Aufsehen. Die Palästinenser litten bereits seit 60 Jahren unter der israelischen Besatzung. "Ein Regime, das Frauen und Kinder in ihrer eigenen Heimat tötet, ist dem Untergang geweiht", führte Ahmadinedschad aus. Vor der Presse griff er außerdem die Mächtigen der Welt scharf an und warf ihnen vor, die Schuld an den globalen Problemen zu haben.

Zweifel angebracht

Die Organisationen Brot für die Welt und Evangelischer Entwicklungsdienst (EED) forderten in einer gemeinsamen Erklärung von der FAO neue Strategien gegen die weltweite Hungerkrise. Die Hilfsorganisation CARE Deutschland-Luxemburg äußerte grundsätzlichen Zweifel am Sinn des Welternährungsgipfels in Rom. Die Interessen der Teilnehmerstaaten stünden einem Erfolg entgegen, sagte ihr Vorstandsvorsitzender Heribert Scharrenbroich am Dienstag in Bonn. Auch die WTO müsse endlich ihre Strategie ändern. Dazu zähle der Abbau von Agrarsubventionen für Länder innerhalb der Europäischen Union. "Nahrungsmittel müssen dort produziert werden, wo sie benötigt werden", sagte Scharrenbroich. Deren Verteilung dürfe nur im Notfall erfolgen. (mas)