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Der Streit um die Kapitänsbinde

7. Juli 2010

Der von Philipp Lahm angezettelte Machtkampf um die Kapitänsbinde beim deutschen Nationalteam lässt Michael Ballack kalt. Der 33-Jährige hatte Südafrika überraschend verlassen und war in die Reha nach Luxemburg gereist.

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Spielführerbinde der deutschen Nationalmannschaft (Foto: AP)
Das Objekt der BegierdeBild: AP
Michael Ballack als Kapitän der deutschen Nationalmannschaft (Foto: AP)
Kehrt Ballack als Spielführer in die Nationalef zurück?Bild: AP

Fußball-Deutschland diskutiert über die Zukunft von Michael Ballack in der DFB-Auswahl, nur der 33-Jährige schweigt beharrlich. "Ich will mich zu diesem Thema nicht äußern", sagte Ballack in einem Interview der luxemburgischen Tageszeitung "l'essentiel". WM-Kapitän Philipp Lahm hatte zwei Tage vor dem Halbfinale gegen Spanien erklärt, er wolle dieses Amt nach dem Turnier nicht freiwillig aufgeben. Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus hatte Ballack via "Bild"-Zeitung sogar geraten, seine internationale Karriere zu beenden. Nach der überraschenden Abreise aus Südafrika setzt Ballack, der die WM wegen einer schweren Bänderverletzung verpasste, seine Rehabilitation in Luxemburg fort. "Nachdem, was ich geplant habe, werde ich bis Montag (12.07.2010) bleiben. Aber alles hängt von den Tests ab, die hier gemacht werden, und der Entwicklung der Dinge" erklärte der Neuzugang von Bayer Leverkusen.

Ballack vom deutschen Erfolg überrascht

Michael Ballack verlässt am 17.05.2010 auf Krücken die Arztpraxis von DFB-Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt in München. (Foto: dpa)
Ballack auf Krücken im MaiBild: picture alliance/dpa

"Ich muss jetzt auch an mich und meinen neuen Verein Bayer Leverkusen denken, den nächsten Schritt machen und schnell wieder fit werden", begründete der 98-malige Nationalspieler seine Abreise aus dem deutschen WM-Quartier. Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt erklärte: "Der überraschend gute Heilungsverlauf macht es möglich, dass er jetzt schon mit dem nächsten Schritt beginnen kann. Dafür sind ein deutlich erhöhter Trainingsumfang und auch eine gesteigerte Trainingsintensität nötig. Die dafür notwendigen Rahmenbedingungen, die er jetzt braucht, sind hier vor Ort in Südafrika nicht gegeben."

Ballack gab in seiner Kolumne für die britische Tageszeitung "The Times" zu, dass er vor Turnierbeginn nicht mit einem derart erfolgreichen Auftreten der DFB-Auswahl gerechnet habe. "Unser Erfolg hat alle überrascht, sogar mich als Kapitän. Ich habe schon damit gerechnet, dass wir erfolgreich sein können. Aber nicht derart dominant", schrieb Ballack. Franz Beckenbauer hält Ballack weiter für einen wichtigen Spieler in der deutschen Nationalmannschaft - auch ohne Kapitänsbinde. "Ob er Kapitän bleibt oder nicht, ist unwichtig. Große Spieler sind auch Persönlichkeiten, wenn sie kein Stück Stoff am Arm tragen", schrieb Beckenbauer in seiner "Bild"-Kolumne. Der Generationswechsel in der aktuellen DFB-Auswahl sei ein Glücksfall und Philipp Lahm gebe in der Rolle des Spielführers "eine gute Figur" ab.

"Das berührt uns überhaupt nicht"

WM-Kapitän Philipp Lahm (Foto: AP)
WM-Kapitän LahmBild: AP

In der Kapitäns-Debatte hat Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge vor Schnellschüssen gewarnt. Bundestrainer Joachim Löw sollte "das Thema erst nach der WM entscheiden", sagte Rummenigge in einem Interview der "Welt". Löw hatte mit Blick auf Lahms Aussagen erklärt: "Das berührt uns hier überhaupt nicht. Jeder kann hier seine Meinung sagen, und das ist die Meinung von Philipp", so Löw. Team-Manager Oliver Bierhoff hatte Lahm hingegen kritisiert. "Es ist schade, dass so etwas zusammenkommt und zu Missinterpretationen führen kann. Jede Diskussion ist unnötig", sagte Bierhoff.

Autor: Arnulf Boettcher (dpa, sid)
Redaktion: Sarah Faupel