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Klein aber fein: Das Arp Museum Bahnhof Rolandseck

27. Dezember 2010

Über 100 Millionen Menschen besuchen jährlich Deutschlands Museen. Publikumsmagnete sind dabei vor allem große Sonderausstellungen. Doch auch abseits des Gedränges gibt es viel zu entdecken. Im Arp-Museum zum Beispiel.

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Spoerri in einer Ausstellung im Arp Museum Rolandseck. Foto: Mick Vincenz © VG Bild-Kunst, Bonn 2010
Bild: VG Bild-Kunst

Oliver Kornhoff ist zufrieden. Soeben ist das Arp-Museum Bahnhof Rolandseck - frei nach Alexander von Humboldt - zu einer der "sieben schönsten Ansichten der Welt" gekürt und in den Olymp der besonders sehenswerten Kunstsammlungen Deutschlands erhoben worden: "Wir sind erst drei Jahre alt - für ein Museum also noch ziemlich jung – aber es ist uns gelungen, uns mit einem anspruchsvollen Programm zu etablieren", sagt der Museumsdirektor. Die Bedingungen dafür sind freilich auch besonders günstig. Dieser Ort ist vor allem ein Gesamterlebnis: Kunst gibt es hier in vielen Formen, auf vielen Flächen und in unterschiedlichsten Räumen.

Das Arp-Museum in Rolandseck: Winteransicht. Foto: Landes-Stiftung Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Freigabe durch: Arp-Museum
Museum und Landschaft - ein winterliches GesamtkunstwerkBild: Landes-Stiftung Arp Museum Bahnhof Rolandseck

Kunst, Architektur, Natur

Da ist zunächst das wunderschön restaurierte klassizistische Bahnhofsgebäude, das ein Flair von Sonntagsausflug und Sommerfrische verströmt. Früher stieg man von hier um auf den Rheindampfer oder in die Pferdekutsche, heute entsteigen den Regionalzügen der Bahnstrecke Köln-Koblenz moderne Flaneure, die den Kunstgenuss verbinden mit einem gesundheitsfördernden Spaziergang im Rheinidyll. 2007 kam der Neubau hinzu, ein luftiges, Licht durchflutetes weißes Gebilde des berühmten amerikanischen Architekten Richard Meier. Verbunden werden beide Teile durch eine unterirdische Passage und einen hoch aufragenden Aufzugsturm – von dem man wiederum einen spektakulären Blick ins Rheintal hat. "Diese Einbettung, die Öffnung hinaus in eine wunderbare Natur ist so etwas wie unser Alleinstellungsmerkmal", sagt Oliver Kornhoff. Um im Bild zu bleiben: Fast naturwüchsig – und übrigens auch vor dem Hintergrund der Bundesgartenschau 2011 im nahen Koblenz - hat sich daher ein Jahresmotto gefunden: Landschaft und Natur.

Ein Poster der Schweizer Künstler Steiner und Lenzlinger, die 2011 im Arp-Museum ausstellen. Copyright: Arp-Museum
Die einen quaken noch, die anderen nicht mehr: Ein Poster von Steiner und LenzlingerBild: Arp-Museum

Kunst, Literatur, Musik

Wald und Wasser, Berg und Baum, Fluss- und Stadtlandschaften, aber auch Sehnsuchtsorte, Wandern und Rheinromantik werden 2011 von zeitgenössischen Künstlern reflektiert. Auch wenn, wie Kornhoff betont, das Museum "kein Arp-Mausoleum" sein soll - der Namenspatron ist immer irgendwie dabei: Hans Arp, 1886 in Straßburg geboren, 1966 in Basel gestorben, Maler, Bildhauer, Dichter, Surrealist und Dadaist. Doch der Gebäudekomplex ist mehr als ein Hort für die bildende Kunst. Es ist ein Kulturbahnhof im besten Sinne. "Wir sind ein Drei-Sparten-Haus", sagt Direktor Kornhoff nicht ohne Stolz. Prominente Autoren wie Martin Walser oder Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller kommen zu Lesungen und Literaturabenden. Ensembles und Solisten aus vielen Ländern gestalten Kammermusik-Abende auf höchstem Niveau.

Skulpturen von Daniel Spoerri in einer Ausstellung in Arp Museum Rolandseck. Foto von Mick Vincenz, © VG Bild-Kunst, Bonn 2010.
Ein Hit unter den Ausstellungen 2010: Daniel Spoerris InstallationenBild: VG Bild-Kunst

Kunst, Publikum, Geld

Die museumspädagogische Bilanz 2010 kann sich sehen lassen. 250 Workshops gab es: Angebote für Kinder, Künstlerkurse für Erwachsene, Lehrerfortbildungen. Dazu kamen 500 Führungen durch die Ausstellungen. Der private Förderverein ist mittlerweile auf 100 Mitglieder angewachsen. Freilich haben auch die Verantwortlichen im Arp-Museum Sorgen. So hat es hier - wie in vielen deutschen Museen - 2010 einen spürbaren Besucherrückgang gegeben. Oliver Kornhoff glaubt, dass die Menschen in Zeiten knapper Ressourcen weniger für die Kultur ausgeben wollen. Wie viel Geld ihm und seinem Team im neuen Jahr zur Verfügung stehen wird, ist auch noch nicht klar. Über den Etat des Arp-Museums entscheidet die Landesregierung Rheinland-Pfalz.

Deutsche Museen seien heute oft "pragmatische Verwaltungsapparate" oder "zynische Besuchermaschinen der Kulturindustrie" hat ein Sammler einmal moniert. Davon soll in Rolandseck nicht die Rede sein. Dennoch sagt auch Oliver Kornhoff: "Wir wollen noch mehr Leute neugierig machen". Und Marketingchefin Claudia Seiffert ergänzt: "Die Internationalisierung ist der nächste Schritt". Englische Informationsmaterialien und Audioguides sollen demnächst für Besucher aus dem Ausland zur Verfügung stehen. Von einer gigantischen Kunstmaschine ist man dann immer noch weit genug entfernt. Glücklicherweise.

Autorin: Cornelia Rabitz

Redaktion: Gudrun Stegen