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Bahnbrechende Gedanken zur Konjunktur

11. Oktober 2004

Welche Kräfte treiben die weltweiten Wirtschafts-Kreisläufe an? Und wie kann die Politik sie steuern? Das haben Finn E. Kydland und Edward C. Prescott erforscht - und dafür den Wirtschafts-Nobelpreis bekommen.

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Kydland gehört der Nobelpreis zur Hälfte - die andere geht an PrescottBild: AP

Die schwedische Akademie der Wissenschaften hat den US-Amerikaner Edward C. Prescott und seinen norwegischen Kollegen Finn E. Kydland für ihre "Beiträge zur dynamischen Makroökonomie" ausgezeichnet. Beide hätten in ihrer Arbeit gezeigt, dass treibende Kräfte hinter Geschäftszyklen und die Gestaltung von Wirtschaftspolitik zwei Schlüsselfaktoren der Forschung seien, hieß es bei der Bekanntgabe der Preisträger am Montag (11.10.2004). Die Ergebnisse hätten nicht nur in der wirtschaftswissenschaftlichen Theorie, sondern auch in der Geld- und Steuerpolitik vieler Länder ihren Widerhall gefunden.

Preisträger forschen beide in USA

Der 60-jährige Kydland lehrt an der Carnegie-Mellon-Universität in Pittsburg im US-Staat Pennsylvania. Der 63 Jahre alte Prescott forscht an der Universität von Arizona in Tempe und ist Mitglied im Rat der Notenbank im US-Staat Minnesota.

Beide teilen sich das Preisgeld von zehn Millionen Kronen (etwa 1,1 Millionen Euro). Allerdings ist die Auszeichnung für Wirtschaftswissenschaften genau genommen kein Nobelpreis: Sie wurde erst 1968, gut 70 Jahre nach Alfred Nobels Tod, von der schwedischen Notenbank gestiftet. Die Preisträger nehmen ihre Ehrung traditionell am 10. Dezember entgegen, dem Todestag von Nobel.

2004 wurde der Wirtschafts-Nobelpreis erstmals nicht in der gleichen Woche vergeben wie die anderen Auszeichnungen. Aus der Stockholmer Nobelstiftung verlautete dazu, man wolle mit der Verlagerung der Bekanntgabe auch nach außen den Abstand zwischen der Wirtschafts-Auszeichnung und den anderen Preisen verdeutlichen. Die in offiziellen Mitteilungen stets verwandte Bezeichnung für den Preis lautet nicht Nobelpreis, sondern "Preis der schwedischen Reichsbank für Wirtschaftswissenschaft zum Gedenken an Alfred Nobel".

Kritik: Zu oft nach Amerika

Mittlerweile ist der Preis jedoch nicht unumstritten, weil er bisher sehr oft an US-amerikanische Forscher ging. Von den 55 bisher vergebenen Wirtschafts-Nobelpreisen erhielten bis 2004 insgesamt 36 Mal US-Wissenschaftler die Auszeichnung. Europäische Ökonomen haben es dagegen schwerer - bisher gingen nur sieben Nobelpreise für Wirtschaftswissenschaften an den alten Kontinent. Deutschland bekam mit Reinhard Selten 1994 die bislang einzige Auszeichnung.

Erstmals wurde im Jahr 1998 mit dem Wirtschaftswissenschaftler Amartya Sen ein indischer Ökonom ausgezeichnet. Der Preis wurde ihm für seine Forschungsarbeiten zu Hungersnöten und Armut zugesprochen. Ausdrücklich wurde Sen auch dafür geehrt, dass er eine "ethische Dimension" in die Diskussion um wirtschaftliche Probleme zurückgebracht hatte. (reh)