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Bahn fährt seltener auf der Straße

16. September 2016

Das Fernbusangebot in Deutschland schrumpft: Die Deutsche Bahn stellt den Betrieb der "Berlin Linien Bus" Ende des Jahres ein. Einige grenzüberschreitende Strecken bietet dann das Bahn-Unternehmen "IC Bus" an.

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Weg für innerdeutsche Fernbuslinien ist frei
Bild: picture-alliance/dpa

Die Bahn will ihren Fernverkehr auf Schiene und Straße besser verzahnen und dabei ihr Tochterunternehmen "Berlin Linien Bus" einstellen. Das Unternehmen erklärte am Freitag, der "IC Bus" habe sich durch die enge Einbindung in das gesamte Mobilitätsnetz der Bahn als "kundenseitig überzeugender und wirtschaftlich nachhaltiger herausgestellt".

Die Kunden des "IC Bus" könnten künftig von einer "einheitlichen und umfassenden Einbindung in die DB-Angebotspalette" profitieren. So können sie die Bustickets über die Bahn kaufen, und die Bahncard gilt für die Busfahrten. Die Fahrpläne von Zügen und Bussen werden aufeinander abgestimmt.

Drei der rund 40 Linien von "Berlin Linien Bus" will die Bahn mit IC Bussen weiter befahren: von Berlin nach Usedom, von Hamburg über Bremen nach Amsterdam und von Berlin über Hamburg nach Kopenhagen. Über weitere Verbindungen wird im Unternehmen noch nachgedacht.

Grünes Licht aus dem Ministerium

Die Bahn muss aus Sicht des Bundes trotz ihres angekündigten weitgehenden Rückzugs aus dem Fernbusgeschäft attraktive Angebote für die Reisenden gewährleisten. "Es kommt jetzt darauf an, dass die Deutsche Bahn das Signal gibt, wie sie den Wettbewerb um mehr als 20 Millionen Fernbuskunden aufnimmt", sagte ein Sprecher des Verkehrsministeriums in Berlin. Ob dies auf der Schiene oder auf der Straße geschehe, entscheide der Vorstand.

Ist jetzt das Kartellamt gefragt?

Hintergrund der aktuellen Entscheidung ist die fortschreitende Konsolidierung auf dem erst 2013 liberalisierten Markt. Erst Anfang August hatte die Deutsche Post ihren Ausflug ins umkämpfte Fernbusgeschäft nach drei Jahren beendet und die Aktivitäten an den Marktführer Flixbus verkauft. Die Post hatte den Rückzug mit der mangelnden Wirtschaftlichkeit der Aktivitäten begründet. Branchenprimus Flixbus hatte seine Marktposition in Deutschland durch Zukäufe massiv ausgebaut und fasst mittlerweile auch Fuß in mehreren europäischen Ländern.

Der Linken-Verkehrsexperte Thomas Lutze prophezeite: "In wenigen Jahren wird es außer Flixbus kein weiteres Unternehmen mehr geben, das Fernverkehr auf der Straße anbietet." Diese Prophezeiung des Verkehrsexperten Thomas Linke von der Partei "Die Linke" ist nicht aus der Luft gegriffen, denn mit dem Rückzug der Bahn dürfte der Marktanteil des Platzhirsches Flixbus - derzeit bei 80 Prozent - weiter steigen.

"In anderen Bereichen der Wirtschaft hätte ein solcher Zustand längst das Bundeskartellamt auf den Plan gerufen", erklärte Verkehrspolitiker Lutze. Die Fernbusliberalisierung sei "ein folgenschwerer Fehler" gewesen und gehöre erneut auf die Tagesordnung des Bundestags, um dort "dringend" nachgebessert zu werden.

Der innerdeutsche Fernbusverkehr war 2013 freigegeben worden. In diesem Jahr werden bis zu 26 Millionen Fahrgäste erwartet.

dk/hb(dpa/afp)