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Bad Nenndorfer vergraulen Neonazis

6. August 2016

Über Jahre hinweg hatten Neonazis in der niedersächsischen Kurstadt "Trauermärsche" veranstaltet. In diesem Jahr blieben sie weg - ein Ergebnis der ausdauernden Bürgerproteste.

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Demonstration gegen Neonazis in Bad Nenndorf (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/P. Steffen

Erstmals seit Jahren haben in Bad Nenndorf bei Hannover keine Neonazis, sondern ausschließlich Gegner der Rechtsextremen demonstriert. Die Aktionen mit rund 250 Teilnehmern seien friedlich und entspannt abgelaufen, sagte ein Polizeisprecher dem Evangelischen Pressedienst. "Hier hat der friedliche, der bunte Widerstand zum Erfolg geführt", sagte der evangelische Geistliche Arend de Vries bei einem ökumenischen Gottesdienst.

Aufmärsche seit 2006

Seit 2006 waren immer am ersten Augustwochenende Neonazis zu einem "Trauermarsch" in die Kurstadt am Deister eingefallen - im vergangenen Jahr waren es noch rund 180. Ziel war das sogenannte Wincklerbad, in dem die britische Armee von 1945 bis 1947 ein Internierungslager und Verhörzentrum für Nazis betrieben hatte.

Phantasievoller Protest gegen die Neonazis (Foto: dpa)
Phantasievoller Protest gegen die NeonazisBild: picture-alliance/dpa/P. Steffen

Für dieses Jahr hatten die Rechtsextremisten ihre Veranstaltung vor drei Wochen ohne Angabe von Gründen abgesagt. Dies sei vor allem darauf zurückzuführen, dass die Bürger nicht müde geworden seien, sich jahrelang kreativ und lautstark gegen Neonazis in ihrer Stadt zur Wehr zu setzen, teilte das örtliche Bündnis "Bad Nenndorf ist bunt" mit.

Protest mit Mützen und Schlagern

In den vergangenen Jahren hatten die Bad Nenndorfer die Neonazis mit Schlumpfmützen, lauter Schlagermusik und Konfetti empfangen. Bündnismitglieder hatten sich den "unfreiwilligsten Spendenlauf Deutschlands" einfallen lassen und machten damit bundesweit Schlagzeilen: Für jede Minute des unerwünschten Aufenthalts der Neonazis in der Kurstadt spendeten Privatleute und Unternehmer zehn Euro. Der Erlös floss an die Organisation "Exit", die Neonazis betreut, die aus der Szene aussteigen wollen.

An diesem Samstag hätten Gottesdienst, Kundgebungen, Fahrradkorso und Straßenfest "mehr an ein Volksfest mit sommerlicher und ausgeglichener Feststimmung erinnert, als an eine ursprünglich angedachte Protestveranstaltung", sagte ein Polizeisprecher.

wl/ww (epd)