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Die Chilenin an der Spitze

15. September 2010

Die frühere chilenische Präsidentin Michelle Bachelet wird die neue UN-Behörde für Frauenangelegenheiten, "UN Women", leiten. Die Chilenin wird als "starke Führungspersönlichkeit" geschätzt.

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Michelle Bachelet in Santiago, Chile, 2006 (Foto: AP)
Kämpfernatur - die Chilenin Michelle BacheletBild: AP

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon ernannte Bachelet am Dienstag (14.09.2010) in New York zur Chefin der neuen Behörde "UN Women". Darin sollen die vier bestehende UN-Einrichtungen, die sich um Frauenbelange wie Gleichberechtigung kümmern, zusammengefasst werden. Die Behörde solle "mächtig, dynamisch und effizient" sein, sagte UN-Generalsekretät Ban bei der Ernennung Bachelets. Bis März 2009 war die Chilenin vier Jahre lang Präsidentin des südamerikanischen Landes. Er schätze sie für ihre ihre "Dynamik" und ihre "Fähigkeit zur Konsensbildung", sagte der UN-Generalsekretär Ban, der die Gründung der neuen Behörde seit Beginn seiner Amtszeit 2007 vorangetrieben hatte. Menchenrechtsorganisationen begrüßten die Ernennung Bachelets. "Sie hat sich immer für Frauenrechte stark gemacht, "sagt Marianne Mollmann, Leiterin der Abteilung für Frauenrechte von Human Rights Watch.

Frischer Wind im katholischen Chile

Sie verkörpere alle "Todsünden Chiles", sagte die am 29. September 1951 geborene Michelle Bachelet bei ihrem Amtsantritt als Präsidentin Chiles. Sie ist Sozialistin und Atheistin, kämpfte als Studentenführerin bei der "Sozialistischen Jugend" und führte nach zwei Trennungen alleine einen Haushalt mit drei Kindern, die sie von zwei Männern hat. Im erzkatholischen Chile bedeutet das: eine dicke Haut und Durchsetzungsvermögen haben. Bachelet symbolisierte vor allem für die jüngere Generation Chiles den Wunsch, frischen Wind in diese überkommenen, konservativen Strukturen zu bringen.

Michelle Bachelet erhält die Ehrendoktorwürde der Charité - Universität in Berlin, 2006 (Foto: AP)
Ehrendoktorin der medizinischen Universität "Charite" in BerlinBild: AP

Ihr Leben spiegelt außerdem eines der dunkelsten Kapitel der chilenischen Geschichte wider: Ihr Vater, ein loyaler Luftwaffengeneral des 1973 gestürzten Präsidenten Salvador Allende, wurde von den Militärs inhaftiert, gefoltert und schließlich getötet. Michelle Bachelet und ihre Mutter saßen im Gefängnis, gelangten ins Exil nach Australien und in die DDR. An der Berliner Humboldt-Universität setzte sie ihr Medizinstudium fort, nach ihrer Rückkehr wurde sie Kinderärztin und machte als sozialistische Politikerin Karriere.

Kämpferin für Frauenrechte

2006 übernahm sie als erste Frau das Präsidentenamt in Chile. Ihr Mitte-Links-Bündnis "Concertación" setzte sich für ein Museum über die düstere Vergangenheit des Landes ein reformierte das prekäre Sozialsystem und sie machte sich für die Frauenrechte stark. Unter Bachelet wurden neue Kindergärten errichtet, die Unterstützung für alleinerziehende Mütter und Hausfrauen ausgebaut. Nach aktuellen Umfragewerten gilt Bachelet noch heute als populärste Politikerin in dem südamerikanischen Land.

Nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti ernannte die UN Bachelet bereits zur Frauenbeauftragten für das verwüstete Land. Ab Januar wird sie nun die neue UN-Behörde "UN Women" leiten: "Wir Frauen stehen mit den Füßen auf dem Boden", sagte Bachelet einmal – das sieht auch UN-Generalsekretät Ban Ki Moon so: "Ich bin überzeugt, dass wir unter ihrer starken Leitung das Leben von Millionen Frauen und Mädchen weltweit verbessern können", sagte er bei Bachelets Ernennung am Dienstag in New York.

Autorin: Anne Herrberg
Redaktion: Oliver Pieper