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Büffeln gegen den Verfall

10. April 2002

Die Pyramiden in Gizeh, der Grand Canyon und der Aachener Dom gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe. Keine leichte Aufgabe für Kulturmanager. Das Fachwissen vermittelt der weltweit erste Studiengang für Welterbe in Cottbus.

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Über 1000 Jahre alt - der Aachener DomBild: www.aachen-tourist.de

47 junge Leute aus allen Teilen der Welt haben sich an der Technischen Universität Cottbus für "World Heritage Studies" eingetragen. Seit zwei Jahren erst gibt es dieses Studienangebot. Die Brandenburgische Universität in Cottbus ist eigentlich eine technische Hochschule - "World Heritage Studies" ist ihr erster und einziger geisteswissenschaftlicher Studiengang.

Theorie und Praxis verbinden

Stiefmütterchen
UNESCO-Weltkulturerbe: die Hansestadt LübeckBild: AP

Der Studiengang gliedert sich in vier große Teile: Kulturwissenschaften, Pflege historischer Stätten, Pflege von Kulturlandschaften und Management. In den Lehrveranstaltungen geht es darum, das bisherige Welterbe an Natur- und Kulturstätten systematisch aufzuarbeiten. Die Studenten werden so qualifiziert, dass sie in ihren Heimatländern Welterbestätten der UNESCO betreuen können.

Bewertungskriterien für Kulturgüter

Über die Aufnahme der Stätten in die Liste des Welterbes entscheidet ein internationales Komitee. Wichtige Kriterien eines derartigen Denkmals sind sowohl die Einzigartigkeit
als auch ein überzeugender Erhaltungsplan. Die Welterbeliste ist im Zeitalter der Globalisierung und der Vernetzung der Regionen eine Herausforderung für die Kultur- und Geisteswissenschaften. Dabei geht es darum, Bauwerke und auch ganze Landschaften ästhetisch, ökologisch und historisch zu bewerten.

Ein Beispiel: Wissenschaftler der Bergakademie Freiberg
unternehmen Anstrengungen, damit die "Montanregion Erzgebirge" in die Welterbeliste aufgenommen wird. Im Studiengang "World Heritage Studies" kann man lernen, wie ein derartiger Antrag erfolgt. Von der Kulturwissenschaft bis zur Städte- und Landschaftsplanung, von der Ökologie bis zum Kulturmanagement ist die Spannbreite der Lehrveranstaltungen im Studiengang sehr weit gestreut.

Was passt in die Landschaft, was nicht?

Windmühlenpark Middelgrunden
Bild: AP

In der Umweltästhetik werden ungewohnte Fragen besprochen: Was sind die Gründe, dass wir beim Anblick eines blühenden Rapsfeldes eine ähnliche Freude verspüren wie beim Betrachten der Sonnenblumen von Vincent van Gogh? Oder: Passen die Windräder in Deutschland ähnlich gut in die Landschaft wie die Reisterrassen auf den Philippinen?

Die Erkenntnisse aus der Diskussion sind ebenso simpel wie allgemeingültig: Der Übergang zwischen Natur und Kultur ist fließend. Und: Es gibt keine ästhetischen Normen, die für alle Kulturen verbindlich sind. (Konrad Lindner/arn)